
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Templiner Straße: Die Wut wächst
Caputher Ortsbeirat verärgert über Aussagen des Potsdamer Rathauses zum schlechten Straßenzustand
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Schwielowsee - In Caputh wächst die Wut über den elenden Zustand der Templiner Straße. Mehrere Mitglieder des Ortsbeirates äußerten sich in der Sitzung am Mittwochabend mit heftigen Wortattacken zu dem Thema. Zwar taucht die Erneuerung der Fahrbahn in einer Maßnahmenliste auf, die die interkommunale Arbeitsgruppe Verkehr in dieser Woche vorgestellt hat. Trotz regelmäßiger Reparaturen weise die Straße starke Schäden auf, wie es in dem Papier heißt. Das führe zu Schäden an Fahrzeugen, mehr Lärm und mehr Erschütterungen, durch die die Straße noch mal leide. Der „verkehrliche Nutzen“ einer Sanierung wird als „hoch“ eingeschätzt.
Doch hat die Potsdamer Bauverwaltung auf eine SPD-Anfrage, ebenfalls in dieser Woche, angekündigt, dass selbst unter günstigsten Bedingungen mit der „Vorbereitung erster Sanierungsmaßnahmen“ nicht vor dem Herbst 2014 zu rechnen sei. Garniert war die Aussage mit dem Hinweis, dass die Sanierung ja schon mit der Verlegung der Abwasserdruckleitung vor zwei Jahren möglich gewesen wäre, die Gemeinde Schwielowsee sich aber nicht an den Kosten beteiligen wollte (PNN berichteten).
„Wir bemühen uns seit über zwanzig Jahren um das Thema“, sagte Ortsbeiratsmitglied Bernd Lietz (parteilos). Bislang habe man aus dem Potsdamer Rathaus aber „nur wilde Sachen bis hin zu einer Vollsperrung“, vernommen. Er könne nur lachen, wenn von „regelmäßigen Reparaturen“ die Rede ist. „Vor sieben Jahren wurden einmal die Kanten abgefräst, andere Reparaturen gab es nie“, sagte Lietz. Er wundere sich, dass es die Stadt Potsdam, in deren Gemarkung die Straße liegt, es in all den Jahren nicht einmal geschafft habe, einen Fördermittelantrag beim Land für die Fahrbahnerneuerung zu stellen. „Und dann kommen die mit der fiesen Behauptung, Schwielowsee wolle sich nicht beteiligen.“
Thomas Dallorso (Bürgerbündnis) sagte, es sei eine Zumutung für Einwohner und Gäste, auf der Fahrt nach Caputh „durchgeschüttelt“ zu werden. Die Fahrzeugsubstanz leide massiv unter den Fahrten. „Das ist auch kein schönes Willkommen für die Gäste unseres Erholungsortes.“ Dietrich Kalicki (Linke) sagte, dass die Rettungsfahrzeuge nach Potsdam seit Jahren einen Umweg über Michendorf nehmen müssten. Schließlich wunderte sich Karsten Grunow (Unabhängige Bürger) darüber, wie Potsdam seine Prioritäten setzt. „Die wollen für viele Millionen das Mercure kaufen und schaffen es nicht, eine so desolate Straße hinzubekommen.“
Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter (Unabhängige Bürger) will sich jetzt im Namen des Ortsbeirats schriftlich an Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und an die Potsdamer Stadtverordneten wenden. Es habe bereits zahllose Aktivitäten gegeben, um die Sache voranzutreiben. „Jetzt muss die Sanierung mal eine Zeitschiene bekommen“, sagte Scheidereiter.
Die Betonplattenpiste ist schon 1958 gebaut worden. Als vor zwei Jahren die Abwasserleitung neu verlegt wurde, habe es tatsächlich das Angebot aus Potsdam gegeben, auch den Straßenzustand zu verbessern, sagte Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Die Leitung sollte anfangs unterirdisch verlegt werden. Vorher hätte die Straßenoberfläche für die Munitionssuche durchbohrt werden müssen. Die Trümmer wären dann mit Asphalt verschlossen worden. „Wir sollten die Hälfte der Zusatzkosten bezahlen“, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). „Wo gibt es denn so was?“ Schon aus kommunalrechtlicher Sicht wäre ein solcher Handel nicht möglich gewesen. Die Leitung wurde dann am Radweg verlegt. Hoppe zeigte sich froh, dass die Straße jetzt überhaupt in einer Prioritätenliste gelandet ist.
Die Bauverwaltung Potsdam schätzt den Zustand der Templiner Straße, auf der nur 60 gefahren werden darf, als „nutzbar, aber geschädigt“ ein. Die Sanierung der vier Kilometer langen Holperpiste würde bis zu drei Millionen Euro kosten. Die Zahlen sind auch ein Thema bei der Potsdamer SPD, die bei OB Jakobs unlängst den Stand der Dinge erfragt hatte. Im Jahr 2014 könnte demnach vielleicht mit der Untersuchung des Baugrundes, der Vermessung und der vereinfachten Straßenplanung begonnen werden, heißt es in der Antwort. Potsdams SPD-Stadtverbandschef Mike Schubert will jetzt noch mal bei der Stadtverwaltung nachfragen, wann es danach mit der Sanierung losgehen kann.
Eine Kostenbeteiligung der Gemeinde Schwielowsee hält auch er für fraglich. „Straßenbaulastträger für die Templiner Straße ist allein die Stadt Potsdam.“ Die Bauverwaltung könne in ihrer Antwort auf seine Anfrage nicht von einer „verpassten ausgesprochen guten Gelegenheit“ sprechen, wenn man tatsächlich nur versucht habe, Schwielowsee die Kosten für eine Potsdamer Pflichtaufgabe zahlen zu lassen.
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