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Potsdam-Mittelmark: Tempo 30 auf der B 1

Drastisches Maßnahmenpaket in Werders Lärmaktionsplan / Große: Grundlage des künftigen Handelns

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Werder (Havel) - Krach von der Autobahn, der Bundesstraße oder der Eisenbahn – rund 3,4 Prozent der Einwohner von Werder sind unzumutbaren Lärmbelastungen jenseits geltender Prüfwerte ausgesetzt. Die Folgen reichen von Schlafstörungen bis zu Herz- und Kreislaufproblemen. Die 780 Betroffenen leben an der B 1, in Wohnbereichen in Autobahnnähe in Derwitz, Töplitz und Phöben oder an der Bahnstrecke in Kemnitz. Diese Zahlen hat das Berliner Ingenieurbüro Hoffmann-Leichter mit einem Lärmaktionsplan vorgelegt – die Vorschläge, was dagegen zu tun ist, haben es in sich. Der Auftrag für das Gutachten kam von der der Stadtverwaltung Werder, die damit der EU-Umgebungslärmrichtlinie folgte. Die Stadt verpflichte sich, den Lärmaktionsplan ihrem künftigen Handeln zugrunde zu legen, so Bürgermeister Werner Große (CDU).

Das dürfte am Mittwoch im Bauausschuss nicht einfach zu vermitteln sein, wo die Rathaus-Vorlage erstmals diskutiert werden soll: So wird im Lärmaktionsplan eine Temporeduzierung auf der B1 von 50 auf 30 km/h zwischen der Strengbrücke und dem Glindower Ortsausgang vorgeschlagen. Im weiteren Verlauf der B 1 bis zum Abzweig Plötzin soll das Tempolimit von 80 auf 60 verringert werden. Ohrenschonendes Tempo 30 soll künftig auch auf der Brandenburger Straße (zwischen Moosfennstraße und Plantagenplatz) gelten. Knapp 180 Betroffenen könnte mit den neuen Schildern geholfen werden, wie es heißt.

All diese Maßnahmen sind in einem „Konzeptpaket 1“ verzeichnet, dass kurzfristig umgesetzt werden soll. Darin ebenfalls enthalten: Neue Tempolimits auf der A 10. In allen Siedlungsbereichen, das heißt im Bereich der Abfahrten Groß Kreutz, Phöben und Leest sowie an der Töplitzer Havelbrücke, soll Tempo 100 gelten. Zur Freude der Töplitzer sollen auch die klappernden Übergänge dieses als „Dadong-Brücke“ bekannten Bauwerks verbessert werden. „Die kurzfristigen Maßnahmen sind aufgrund ihres relativ geringen Kostenbetrags umgehend zu realisieren“, heißt es im Lärmaktionsplan. Gesamtbetrag: 154 000 Euro. Die Belastungen ließen sich dadurch um bis zu 4,9 Dezibel reduzieren.

Einem weit größeren Betroffenenkreis von 531 lärmgeplagten Bürgern soll mit mittelfristigen Maßnahmen geholfen werden. Den Krach um bis zu 11,9 Dezibel zu reduzieren, wird allerdings mit 31,2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Größter Posten im „Konzeptpaket 2“ mit 21,5 Millionen Euro: Flüsterasphalt auf der A 10 in den Siedlungsbereichen. Die neuen Fahrbahnoberflächen könnten, wie es heißt, zeitlich mit dem ohnehin erforderlichen Bau von Standstreifen verlegt werden. Auch Lärmschutzwände werden in diesen Abschnitten angeregt.

Mittelfristig umzusetzen sind zudem Lärmschutzwände nördlich der Bahntrasse von Kemnitz. Das „Konzeptpaket“ 2 sieht auch Mittelinseln und Straßeneinengungen in den städtischen Straßenbereichen mit neuen Tempolimits vor. Haken für alle Lärmgeplagten: Ein Rechstanspruch ergibt sich aus dem Lärmaktionsplan nicht. Die EU gibt lediglich vor, „mit vertretbaren Maßnahmen die Lärmbelastung zu senken“. Henry Klix

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