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Potsdam-Mittelmark: Teneriffa statt Tegernsee

Barrierefreier Tourismus boomt, auch in Michendorf

Von Eva Schmid

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Potsdam-Mittelmark - Eine Busreise an den Tegernsee? Nein, lieber in die Medina von Marrakesch. Fremde Sprachen, Hitze oder weite Strecken halten ältere Menschen nicht mehr ab, exotische Ziele anzusteuern. „Die neue Generation von Senioren ist erlebnishungrig“, sagt Bettina Reinfeld vom Reisebüro „Reiselust“ in Michendorf. Sie biete immer mehr 60- bis 70-Jährigen Urlaubspakete an.  „Am liebsten sind Senioren jeden Tag in einer anderen Stadt, bekommen neue Eindrücke“, so Reinfeld. Hoch im Kurs stehen Schiffs-, Rund- oder Studienreisen. Reiseveranstalter haben sich darauf eingestellt.

Die Chancen in dem Bereich sind auch ein Thema bei der Berliner Reisemesse ITB, die bis Sonntag auf dem Messegelände am Funkturm läuft. Potenzial gebe es besonders beim barrierefreien Tourismus, sagt Astrid Zand, ITB-Pressereferentin. Laut einer ITB-Studie würden 48 Prozent der behinderten Menschen häufiger reisen, wenn geeignete Angebote zur Verfügung stünden. 60 Prozent wären bereit, mehr dafür zu zahlen. Mit barrierefreien Angeboten würden in Deutschland jährlich 2,5 Milliarden Euro umgesetzt.

Wer sich beim Reisen nicht einschränken möchte, kann sich für ein paar Hundert Euro mehr auch begleiten lassen. Das Deutsche Rote Kreuz etwa bietet den Service an: Senioren werden zum Flughafen gebracht, Koffer werden getragen, beim Einchecken ist der Begleiter behilflich. Im Urlaubsort werden behindertengerechte Hotels ausgesucht, sagt die Leiterin des DRK-Reiseservices, Jutta Brill. Täglich schaue ein Arzt vorbei. 800 Rentner waren im letzten Jahr mit dem Service unterwegs. Sie zahlten zum Beispiel für zwei Wochen Mallorca 1 500 Euro.

Wem das zu teuer ist, der könne auch in der Region barrierefrei reisen, sagt Bettina Reinfeld. Die Michendorfer Reisebürochefin organisiert Tagestouren. Dabei würden die gleichen Regeln gelten wie auf Fernreisen: „Menschen mit Gehhilfen wollen nicht von einer Kirche zur nächsten gehetzt werden – sie wollen es gemächlich.“

Hoch im Kurs stünden Ausflüge mit Enkeln. So geht es per Pferdekutsche durch den Naturpark Nuthe-Nieplitz, zum Angeln nach Neuseddin oder in die Kräuterwerkstatt Stahnsdorf. Das ist für Stadtkinder oft exotisch genug. Eva Schmid

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