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Potsdam-Mittelmark: Theater um Michendorfs Theater Intendant: Publikum ohne Interesse für ernste Stoffe

Michendorf - Ernstes Theater ist offenbar in der Gemeinde Michendorf fehl am Platz. Dieses Fazit zieht der Leiter der Kleinen Bühne im Volkshaus Michendorf, Siegfried Patzer.

Von Eva Schmid

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Michendorf - Ernstes Theater ist offenbar in der Gemeinde Michendorf fehl am Platz. Dieses Fazit zieht der Leiter der Kleinen Bühne im Volkshaus Michendorf, Siegfried Patzer. Zu der sechsten Vorstellung des aktuellen sozialkritischen Stückes „Von Mäusen und Menschen“ von John Steinbeck seien am Sonntag nur noch zwölf Zuschauer gekommen, sagte Patzer am Montag frustriert. Er kündigte an, seinen Mietvertrag, der Mitte des Jahres 2015 auslaufen wird, nicht mehr zu verlängern.

Die Frustration ist groß. „Wir hatten schon unsere Befürchtungen, dass es mit dem ernsten und anspruchsvollen Theater schwierig wird“, so Patzer. Aber mit so wenig Zuspruch habe er nicht gerechnet, sagt der Theaterchef den PNN. Normalerweise nehme er bei einem voll besetzten Saal mit 74 Plätzen um die 750 Euro ein. Am Sonntag waren es 83 Euro. Davon müssten Tantiemen, Gema und die Gage für einen professionellen Schauspieler gezahlt werden.

Die jetzige Situation erinnere ihn an den Anfang seiner „Unternehmung Theater“, so Patzer. Damals habe man sich in der Gemeinde gefragt: „Was soll Michendorf mit einem Theater?“ Auch er frage sich mittlerweile, ob eine Schauspielstätte noch nötig sei. Patzer ist umso verzweifelter, da das Publikum von der neuesten Inszenierung begeistert sei. „Das zeigt, dass unsere schauspielerische Leistung gut ist.“ Auch der Stoff sei nicht so schwierig: „Das ist kein Shakespeare.“ Erst in diesem Jahr hatte er sich dafür entschieden, in Michendorf nicht nur lustige Stücke aufzuführen. Bisher hatte der Theaterfreund nur Komödien gezeigt und damit seit der Eröffnung vor drei Jahren vollen Erfolg. „Aber das Leben besteht doch nicht nur aus Lachen, ich habe keine Lust, nur Komödien zu machen.“

Das aktuelle Stück handelt von zwei reisenden Landarbeitern im Amerika der 30er-Jahre zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise, als unzählige heimatlose Menschen auf der Suche nach Arbeit durch die Südstaaten zogen. An den drei kommenden Wochenenden wird das Ensemble das Stück nochmal auf die Bühne bringen. Die Reservierungszahlen seien desaströs. Mit seinem Hilfeschrei will Patzer jetzt noch ein letztes Mal auf sich aufmerksam machen. Er hofft, dass ihm das Publikum den Rücken stärkt. „Immerhin haben wir drei Jahre lang immer das aufgeführt, was ihnen so gut gefallen hat.“

Im Michendorfer Förderverein Bühnenfreunde wird der beklagte Zuschauerrückgang nicht so dramatisch gesehen: „Das liegt an einer ganz natürlichen Sommerflaute“, ist sich der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, Udo Reich, sicher. Bei dem schönen Wetter am vergangenen Wochenende sei es normal, dass die Leute nicht ins Theater gehen. Neben dem Wetter gehe es auch immer um den Inhalt: „Nicht jedes Stück kommt bei den Bürgern gut an – das Steinbeck-Stück ist schon ein hartes Thema.“ Eva Schmid

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