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Potsdam-Mittelmark: Therapie für Vierbeiner Physiotherapeutin Dörte Hellmich behandelt in Kagel auch tierische Patienten

Von Bernd Kluge Auf den ersten Blick unterscheidet den Behandlungsraum nichts von anderen in deutschen Physiotherapie-Praxen: Rote Schaumstoffmatten liegen auf dem Boden, Trampolin, Massagebälle, Ultraschall- und Lasergeräte stehen an den Wänden. Stutzig macht bei näherer Betrachtung jedoch der Edelstahl-Wassernapf in einer Ecke des Zimmers.

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Von Bernd Kluge Auf den ersten Blick unterscheidet den Behandlungsraum nichts von anderen in deutschen Physiotherapie-Praxen: Rote Schaumstoffmatten liegen auf dem Boden, Trampolin, Massagebälle, Ultraschall- und Lasergeräte stehen an den Wänden. Stutzig macht bei näherer Betrachtung jedoch der Edelstahl-Wassernapf in einer Ecke des Zimmers. Eine neuartige Behandlungsmethode? „Nein“, lacht Dörte Hellmich, „ein Pausenutensil für meine vierbeinigen Patienten“. Die 37-jährige aus dem brandenburgischen Kagel ist ausgebildete Physiotherapeutin für Menschen und Hunde und in diesem Beruf bisher eine Ausnahme in Ostdeutschland. Schwanzwedelnd tobt „Gustav“ ins Zimmer und platziert sich erwartungsvoll auf der roten Matratze. „Wo sind die Leckerbissen?“, scheint sein Blick zu fragen. Denn ohne die kleinen Knabberhappen läuft in der Hundephysiotherapie von Dörte Hellmich so gut wie gar nichts. Der siebenjährige Dackel „Gustav“ weiß inzwischen aber auch, dass er für die appetitlichen Happen etwas tun muss. Bereitwillig hopst er - den Leckerbissen immer dicht vor der Nase – unermüdlich über die ausgestreckten Beine der am Boden sitzenden Therapeutin. Bewegungstherapie für den Muskelaufbau, nennt das der Fachmann. Vor einigen Monaten, erinnert sich Dörte Hellmich, sah die Sache mit dem possierlichen Dackelrüden noch ganz anders aus. Vor Angst schlotternd hockte der Berliner Vierbeiner mit eingeklemmtem Schwanz total verkrampft auf dem Boden. „Gustav“ hatte gerade die Operation eines Bandscheibenvorfalls hinter sich. Sanfte Massagen, unendliches Zureden und beruhigendes Kraulen waren über mehrere „Sitzungen“ nötig, um den Dackel „aufzutauen“ und zu entspannen. Tiere, so die Erfahrung der Therapeutin, können bei den Behandlungen wirklich abschalten und genießen. „Ich hatte noch nie einen Hund, mit dem nichts ging“, erzählt die 37-Jährige Krankengymnastin, deren erstaunliche Geduld einen Großteil der oft schweißtreibenden Arbeiten mit Mops oder Dogge ausmacht. Wenn mit den Leckerbissen nicht mehr auf Schaukelbrett oder Trampolin, durch den Slalomparcours oder in die Unterwassermassage zu locken ist, muss das Lieblingsspielzeug des Tieres herhalten. Gebissen wurde Hellmich in ihrer bisher einjährigen Hunde-Therapie-Praxis noch nicht. Durch die Behandlung ihrer zweibeinigen Patienten kam die gelernte Krankengymnastin sozusagen auf den Hund. Fast jeder ihrer Patienten hat Haustiere und erzählt während der Behandlungen von seinen Lieblingen und deren Krankheitsgeschichten. Schnell reifte bei der 37-Jährigen die Erkenntnis: Die Vierbeiner empfinden Schmerzen genauso wie Menschen und leiden unter ähnlichen Erkrankungen – Gelenkproblemen, Rheuma, Lähmungen, Bandscheibenvorfällen, Beschwerden nach Knochenbrüchen oder Bronchitis. Eine Zeitungsannonce brachte sie schließlich auf die Sprünge und zu einer Zusatzausbildung für Hunde-Physiotherapie nach Süddeutschland. Inzwischen hat sie rund 100 Vierbeiner aus Berlin und Brandenburg in ihrer Patientenkartei. 30 Euro müssen „Herrchen“ oder „Frauchen“ für die erste Übungsstunde inklusive Diagnose der tierischen Beschwerden zahlen. Die anschließenden 30 bis 45 Minuten dauernden Behandlungen – ob nun Bürstenmassage zur Durchblutungsförderung, Laserbehandlung an schlecht heilenden Wunden und Hauterkrankungen oder Elektro- sowie Eistherapie zur Nervenreizung bei Lähmungen – kosten jeweils 20 Euro. Eine Serie von sechs bis zehn Behandlungen ist empfehlenswert, sagt die Krankengymnastin, um wirksame Erfolge zu erzielen.

Bernd Kluge

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