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In Amt und Würden: Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt.

© Ariane Lemme

Potsdam-Mittelmark: Thomas Schmidt offiziell mit Amt verheiratet Von Teltowern gestiftete Bürgermeisterkette

soll neue Tradition begründen

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Teltow - Sie soll etwas sein, das bleibt, das die Jugend inspiriert und eine lange Tradition begründet. Schon am ersten Tag im Amt lasten eine Menge Aufgaben auf der Silberkette. Der Festakt, mit dem Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) am Dienstagabend seine neue Amtskette umgehängt wurde, glich dann auch fast einem Hochamt.

Dass Schmidt, seit mittlerweile fast elf Jahren Bürgermeister, mit seinem Amt quasi verheiratet ist, deutete Wolfgang Blasig (SPD) in seiner Rede an: „Wenn die Verkündung des Wahlergebnisses die standesamtliche Trauung war, dann ist der heutige Abend die kirchliche.“ Der Landrat war extra aus „seinem Exil“ in Bad Belzig angereist, um Schmidt die von Teltower Bürgern gestiftete Amtskette umzulegen.

Schmidt gab sich dann auch angemessen angespannt: „Ich gebe zu, ich bin sehr nervös“, räumte er ein, „aber auch sehr stolz auf meine Bürger.“ Ihr Engagement beweise, dass sie sich in der Stadt tatsächlich wohlfühlten und sich mit der Stadt identifizierten. Schmidt holte dem Anlass entsprechend sehr weit aus, um die Bedeutung von Traditionen zu erklären: Die Bürger hätten mit dem Projekt den Willen bewiesen, ein Stück Historie für die Stadt zu schaffen. Geschichte, so zitierte er einen schottischen Philosophen, entstehe nämlich nicht durch übernatürliche Fügung, sondern sei immer das Resultat menschlichen Wollens. Ein Satz, den man wohl auch auf eine geglückte Ehe übertragen könnte?

Die Idee, in Teltow die Tradition einer mit Medaillen, Wappenbildern und Emblemen verzierten Amtskette einzuführen, hatte Rosemarie Schröder von der Lokalen Agenda. Auf einer gemeinsamen Reise nach Naumburg erzählte sie dem Teltower Historiker Hermann Lamprecht beim Wein in der Zille-Stube davon, kurz darauf starteten die beiden das „Projekt Amtskette“. Die Stadt sollte es nichts kosten. Die 2734 Euro für die Kette nahm Lamprecht, für seine Imitationen des Alten Fritz bekannt, bei seinen Auftritten ein. Eine Kunstprägeanstalt aus Pforzheim hat die Kette schließlich nach den Skizzen des Projektteams aus Silberlegierung angefertigt. Neben dem aktuellen Stadtwappen sind auch alte Stadt- und Kirchensiegel verewigt. Daneben finden sich die Wappen der Familien Schwanebeck und Wilmersdorf, die über Jahrhunderte als Lehnsherren die Entwicklung Teltows bestimmten.

In anderen Städten sind solche Ketten als Teil der Amtstracht von Bürgermeistern bis heute weit verbreitet – aber eben seit jeher mit dem Stadtrecht verknüpft, stichelte Schmidt mit Blick auf seinen Kollegen Michael Grubert (SPD), dem als Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow wohl nie die Ehre des schmückenden Beiwerks zuteil werden wird. Auch Teltows Partnerstädte Ahlen und das französische Gonfreville besitzen solche Ketten. Warum die Insignie in Teltow seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1265 nie verwendet wurde, ist vollkommen unklar. Vielleicht fehlte den Teltowern bis jetzt die „patriotische Wärme“, die Hermann Lamprecht nach eigener Einschätzung antreibt?

Nach der von Lamprecht mit preußischer Gründlichkeit ausgearbeiteten „Trageordnung“ darf Schmidt das Schmuckstück nur zu besonderen städtischen Festakten wie etwa der 750-Jahr-Feier der Stadt in drei Jahren tragen. Auch bei Begegnungen mit Bürgermeistern anderer Städte oder Einträgen in das Goldene Buch ist das Accessoire erlaubt. In der übrigen Zeit soll die Kette in einem Tresor sicher verwahrt werden. Treue scheint aber auch in dieser Beziehung geboten: Die 1. Beigeordnete Beate Rietz glaubt jedenfalls nicht, dass sie die Kette anlegen darf – nicht einmal in ihrer Funktion als stellvertretende Bürgermeisterin.

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