Potsdam-Mittelmark: Tödliche Kollision in der Luft
In Saarmund starben drei Menschen beim Zusammenstoß zweier Flugzeuge / Ein Pilot flog viel zu tief
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Nuthetal - Das Segelflugzeug ist völlig zerstört. Das Ultraleichtflugzeug ist auch nur noch ein Trümmerhaufen. Auf dem Flugplatz in Saarmund sammeln Kriminaltechniker und Spezialisten die Reste der Flugzeuge ein. Sie vermessen den Unglücksort, fotografieren die Trümmerteile. Ein Hubschrauber macht Luftaufnahmen. Akribisch wird so nach der Ursache für das Unglück gesucht, das sich wenige Stunden zuvor ereignet hatte.
Über dem Flugplatz Saarmund bei Potsdam waren am Samstagnachmittag um 15.43 Uhr zwei Flugzeuge frontal zusammengestoßen. Beide stürzten auf dem Flugplatzgelände ab. Drei Männer kamen uns Leben. Sie hatten keine Chance und waren nach ersten Erkenntnissen sofort tot. Auf dem Flugplatz fragt man sich bestürzt, wie das passieren konnte.
Vermutlich handelte es sich bei dem Piloten des Segelflugzeugs vom Typ Jeans Astir um einen 58-jährigen Potsdamer, der Mitglied im Saarmunder Segelverein Milan sein soll. Bei den Personen im Ultraleichtflugzeug, einer Remos GX, soll es sich um zwei Berliner, den 48-jährigen Piloten und einen 60-jährigen Passagier, handeln. Letzte Gewissheit soll am Montag die Obduktion bringen.
Der 48-Jährige soll Fluglehrer für Ultraleichtflüge in Schönhagen gewesen sein. In Saarmund soll er einmal an einem Fluglehrgang für Tragschrauber, sogenannte Gyrocopter, teilgenommen haben. Die Platzverhältnisse hier seien ihm vertraut gewesen, wie es vor Ort heißt. Das Unverständnis ist umso größer.
Am Unglücksort gibt Polizeihauptkommissar Jörg Schmidt Auskunft, sofern das schon möglich ist. Nach ersten Erkenntnissen war das Segelflugzeug gerade mit der automatischen Seilwinde gestartet und befand sich im Steigflug, sagt Schmidt. Das Ultraleichtflugzeug kam vom zwölf Kilometer entfernten Flugplatz Schönhagen, offenbar ein Rundflug. Der Flieger war erst sieben Minuten unterwegs. Der 60-jährige Passagier soll in Schönhagen mit der Kreditkarte bezahlt haben.
Die Wracks liegen nach dem Unfall etwa 250 Meter voneinander entfernt auf dem Flugplatz, die Trümmer sind 800 Meter verteilt. Die Bergung der verstreuten Leichenteile war für die Feuerwehren am Samstagabend eine Tortur. Der Flugbetrieb ist zur Beweissicherung voraussichtlich bis Dienstag eingestellt. Der Unglücksort ist weiträumig mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Heute will sich die Staatsanwaltschaft Potsdam vor Ort umschauen.
Der Flugleiter und weitere Zeugen des Unfalls sind bereits befragt worden. „Wir gehen inzwischen davon aus, dass der Zusammenstoß in 250 bis 300 Metern Höhe stattfand“, sagt ein Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFU in Braunschweig, die zum Unfallhergang ermittelt. Die vorgeschriebene Flughöhe für Ultraleichtflugzeuge liegt bei 700 Metern. Die Behörde versucht derzeit zu klären, ob der Pilot landen wollte und möglicherweise deshalb so tief flog.
Am Rand stehen ein paar Männer, die seit Jahren am Flugplatz abheben und landen. Einer der Hobby-Piloten sagt, es hätten am Samstag sehr gute Flugbedingungen geherrscht. Doch selbst bei besten Bedingungen gebe es – wie auf der Straße auch – immer wieder Unfälle in der Luft - aus Unachtsamkeit oder Leichtsinn.
Am Flugplatz Saarmund gibt es keinen Tower. Die Piloten fliegen auf Sicht, wie es heißt. Auch der Hobby-Pilot vermutet, dass der Ultraleichtflieger nicht langflog, wo er hätte fliegen müssen. Nach ersten Kenntnissen jedenfalls sei der Segelflieger noch im Startmanöver gewesen und in die Höhe gezogen worden. Er habe unmöglich reagieren oder ausweichen können.
Die Flugplatz-Betriebsgesellschaft Saarmund mbH wird sich an der Aufklärung beteiligen. Einer der Gesellschafter ist die Gemeinde Nuthetal, zu der die Ortschaft Saarmund gehört. (mit dapd)
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