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Potsdam-Mittelmark: Tom Jones – bald in Michendorf?

Nuthetal und Michendorf entscheiden im November, ob sie sich von den Potsdamer Stadtwerken abnabeln

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Michendorf - Tom Jones, UB 40, Petra Zieger. Wenn im Juli in Potsdam wieder das Stadtwerkefest gefeiert wird, regt das die Michendorfer richtig auf. Ihr Trinkwasser beziehen sie, wie einige andere Umlandkommunen, aus der Landeshauptstadt. Die Verträge werden langfristig geschlossen, und Michendorf muss die von der Stadtwerketochter EWP aufgerufenen hohen Preise schlucken. Einblick in Kalkulationen wird nicht gewährt, sagt Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU).

Er ist davon überzeugt, dass es mit eigenem Wasserwerk billiger wird. Um die Hälfte, wie es in der Vergangenheit immer wieder hieß. Mirbach findet es widersinnig, dass Potsdams Trinkwasserschutzgebiete ins Umland ragen, in Ferch neue Brunnen gebohrt werden, die Vororte das Wasser aber dann teuer zurückkaufen müssen. In der Gemeindevertretung gibt man ihm recht: Die Michendorfer müssten zahlen, Potsdam feiere und streiche den Profit ein, wie es Montag wieder hieß. Jetzt steht fest: Bis Ende des Jahres wird es eine Entscheidung geben, ob man die Wasserversorgung in die eigenen Hände nimmt.

Der Weg dorthin war nicht einfach. Wochenlang stritt sich Mirbach über das Thema mit seiner Nuthetaler Amtskollegin Ute Hustig (Linke), man warf sich gegenseitig Stimmungsmache vor. Die beiden Gemeinden bilden den Wasser- und Abwasserzweckverband Mittelgraben, sitzen beim Trinkwasser in einem Boot. Pläne für ein eigenes Wasserwerk werden seit fast drei Jahren verfolgt, ein geeignetes Grundstück gibt es an der B 2 zwischen Michendorf und Wilhelmshorst, für das hydrologische Voruntersuchungen abgeschlossen sind. Eine Vorprüfung zur Wirtschaftlichkeit liegt ebenfalls vor, die Öffentlichkeit kennt die Zahlen daraus nicht. Ute Hustig reichen sie nicht aus.

Anders als Mirbach ist sie skeptisch. Sie fürchtet die Anfangsinvestitionen für ein Wasserwerk, die die Bürger womöglich über Jahre mit den Trinkwasserpreisen abstottern müssten. Als in die jüngste Trinkwasserpreiskalkulation vorab schon mal 3,5 Millionen Euro für das Wasserwerk einkalkuliert wurden, ging Hustig erfolgreich auf die Barrikaden. Die Preise werden bis Oktober neu kalkuliert.

Einig sind sich beide, dass vieles von der Wasserqualität am Standort des neuen Wasserwerks abhängt. Ob das Wasser gefiltert, gechlort, enteisent werden muss oder weitgehend ungefiltert an den Verbraucher geleitet werden kann, macht bei der Kalkulation einen gewaltigen Unterschied. Am Montag haben sich die Bürgermeister geeinigt, die Qualität bei einer Probebohrung zu ermitteln. Noch vor der Kommunalwahl soll die Zweckverbandsversammlung eine entsprechende Eilentscheidung Mirbachs bestätigen. Die Bohrung kostet über 40 000 Euro.

Dann soll genau berechnet werden, was ein Neubau bringt, welche Chancen und Risiken er birgt, wie er sich auf die Trinkwasserpreise niederschlägt. Auf dieser Grundlage wird im November entschieden, ob man baut. Höchste Zeit: Der Zehnjahresvertrag mit der EWP geht bis 2016. Im Dezember 2014 endet die Kündigungsfrist, dann verlängert sich der Vertrag automatisch um zehn Jahre. Nuthetal und Michendorf werden sich beeilen müssen, wenn sie die Bürger ab 2017 aus dem eigenen Wasserwerk versorgen wollen. Vielleicht wird ja dann auch ein eigenes Stadtwerkefest gefeiert.Henry Klix

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