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Die neue Kirschkönigin Lisa Konrad ist erst im Februar nach Werder gezogen. Sie lernt bei der Glindower Goldschmiedemeisterin Beate Rammelt.

© Manfred Thomas

Von Henry Klix: Ton, Kirschen und Karneval

„Ordentliche“ Kirschernte auf Glindower Platte / Mit Kirsch- und Ziegelfest werden Neubürger integriert

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Werder (Havel) - Glindow ist im Kirschfieber: Mit Lisa Konrad gibt es eine neue Kirschkönigin. Und die Kirschernte auf der Glindower Platte läuft auf vollen Touren. Knapp 20 Prozent sind vom Baum, jetzt steht die Ernte der besonders leckeren und großen Kordia-Knupper bevor. Die Äste haben in diesem Jahr schwer an der Last der vielen Früchte zu tragen, nur der Dauerregen macht den Obstbauern ein bisschen zu schaffen: Die Kirschen drohen zu platzen, wie Obstbaumeister Thomas Giese von der Havelfrucht GmbH, einem der größten Anbauer der Region, erzählt. Für die knackige, süß-herzhafte Kordia ist das allerdings kaum ein Problem.

Von seinen 20 Hektar Kirschplantagen hat Giese bereits 30 Tonnen Süßkirschen abgeerntet, weitere 100 bis 150 Tonnen sollen es noch werden. „Eine ordentliche Ernte“, sagt Giese. 50 polnische und 20 deutsche Saisonkräfte helfen dabei. Für das Kirsch- und Ziegelfest vom 3. bis 5. Juli werden reichlich Kirschen zur Verfügung stehen, verspricht Giese.

Das Fest ist der wichtigste Termin im Kalender des Werderaner Ortsteiles und findet in diesem Jahr zum dreizehnten Mal statt. Termingerecht wurde gestern die neue Kirschkönigin vorgestellt: Die 20-jährige Lisa Konrad hat im Herbst bei der Glindower Goldschmiedemeisterin Beate Rammelt eine Lehre aufgenommen – und wird ihr zur Garderobe passendes Kirschcollier selbst herstellen. Die Kirschen sind stilgerecht aus gebranntem roten Ton und sollen noch in Silber gefasst werden. Auf dem Fest wird es auch kleine Kirschanhänger aus der Goldschmiede geben.

Spröde märkische Dörfer, in denen es Zugezogenen schwer gemacht wird? Glindow tritt den Gegenbeweis an: Die in Frankfurt (Main) geborene Lisa Konrad ist erst im Februar hergezogen – und wohnt auch noch in Werder auf der Jugendhöhe. Immerhin lebte sie davor seit 14 Jahren mit ihren Eltern – beide Künstler – schon im märkischen Buckow. Auch das neue Festkomitee des Kirsch- und Ziegelfestes besteht aus „Neubürgern“. Mit den Glindowern sei „gut Kirschen essen“, wie es gestern bei der Pressekonferenz hieß. Der Steuerfachwirt Christian Buge (40) lebt seit elf, der Berufssoldat Fred Witschel (45) seit acht Jahren in Glindow. Die Familien Buge und Witschel wurden über den Carnevalsclub in den Ort integriert, Christian Buge ist seit Mai dessen Präsident.

Integrationsbeispiel Witschel: Fred Witschel stammt aus Elsterwerder, lernte seine Frau während einer Dienstzeit in Köln kennen. „Eigentlich wollte sie nichts mehr vom Karneval wissen.“ Nach dem ersten Glindower Faschingsbesuch kam es dann anders, in diesem Jahr bilden „Fred und Elke“ das Prinzenpaar. „Wenn man sich einbringt, wird man auch angenommen“, sagt Fred Witschel. Inzwischen ist er Mitglied im Ortsbeirat, Elke Witschel führt das Protokoll. Die Integration von Zugereisten hat in Glindow eine lange Tradition, selbst Ortsbürgermeister Sigmar Wilhelm oder der Ex-Karnevalspräsident Wolfgang Hotzel stammen nicht aus dem Ort, wobei der 62-jährige Wilhelm seit 1972 hier lebt.

Beim Ziegelfest setzen Fred Witschel und Christian Buge auf Bewährtes – ob mit der Vorstellung des Ton & Kirschen-Theaters, dem Festumzug, dem Kirschball oder dem Frühschoppen am Sonntagmorgen. Für Kinder gibt es am Freitagabend einen Kirsch-Laternenumzug, die beste Laterne wird prämiert. Veranstaltungsorte sind der Festplatz am Glindowsee (Luise-Jahn-Straße), die Porta Helena und die Ziegelmanufaktur. Künftig will man das Fest mehr in Richtung Kiez und Kirche verlagern. Zum diesjährigen Kirsch- und Ziegelfest wird auch wieder die historische Feldbahn auf dem Gelände der Ziegelmanufaktur fahren und neben dem Kirschanbau an den zweiten Eckpfeiler des Ortes erinnern. Ab der kommenden Saison, wurde gestern versprochen, geht die Tour wieder wie einst in die Tonhalden der Glindower Alpen.

Programm im Internet:

www.glindow.net

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