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Aus dem GERICHTSSAAL: Totgeburt nach Drohung

Anklage: Mieterin genötigt / 200 Euro Geldbuße

Stand:

Teltow – Diesmal macht Amtsrichter Thomas Lange Nägel mit Köpfen. Als die einzige Belastungszeugin auch beim zweiten Termin fehlt, ruft er die Polizeiwache Teltow an. „Können Sie bitte einen Streifenwagen zum Ruhlsdorfer Platz schicken und gucken, ob Carola C.* zu Hause ist?“, fragt er. „Sollten Sie sie antreffen, bringen Sie sie sofort mit.“ Es klappt tatsächlich. Nach eineinhalb Stunden wird die verschüchtert Wirkende von zwei Beamten in den Verhandlungssaal geleitet. „Nehmen Sie gleich auf dem Zeugenstuhl Platz. Ihretwegen mussten wir die Verhandlung am 29. November unterbrechen“, rügt der Vorsitzende.

Auf der Anklagebank sitzt Konstantin K.* (37), ehemaliger Vermieter der Teltowerin. Er soll Carola C. am 2. Februar gedroht haben, ihre Wohnung durch die Russenmafia räumen zu lassen, falls sie ihre Mietschulden von 1900 Euro nicht binnen dreier Tage begleiche. Was dann mit ihren Kindern passiere, sei ihm scheißegal. Der Angeklagte bestreitet eine derartige Äußerung. (PNN berichteten.)

„Ich bin herzkrank. Nach diesem Auftritt meines Vermieters ging es mir nicht sehr gut. Wenige Tage später hatte ich eine Totgeburt“, erzählt Carola C. (36) leise. „Es gab diese Mietrückstände“, räumt die vierfache Mutter ein. „Ich habe Herrn K. gesagt: Wir versuchen zu zahlen. Ich kann ihnen aber nichts versprechen. Irgendwie haben wir es nicht gepackt.“ Immer wieder sei sie zum Amt gelaufen, das den größten Teil der Miete übernahm, habe um ein Darlehen gebeten, so die Hartz IV-Empfängerin. „Das ist uns nicht gewährt worden. Stattdessen wurde uns der Umzug bezahlt.“

Konstantin K. behauptet hingegen, die sechsköpfige Familie sei bei Nacht und Nebel ausgezogen, habe ihn auf seinem Schuldenberg sitzen lassen. Die Wohnung sei zum Saustall mutiert. „Die neue Einbauküche war total verkeimt. Das Kinderzimmer stank nach Urin. Ich musste 8000 Euro in die Renovierung investieren“, beklagte er. „Wir haben alle Räume besenrein verlassen“, pariert Carola C. den Vorwurf. „Solche Verschmutzungen hat es nicht gegeben.“ Dann gesteht sie allerdings, sich nicht besonders um die Sauberkeit des Herdes gekümmert zu haben.

Wenn ihr Vermieter mit ihr gesprochen habe, dann stets im Beisein eines Zeugen, so Carola C.. Ob dieser Mann am Tattag auch dabei war, wisse sie allerdings nicht. „Ich habe die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet, als er mir mit der Russenmafia drohte. Mein Mann saß im Wohnzimmer. Er rief: Das habe ich jetzt gehört.“ Total mit den Nerven fertig, habe sie danach ihre Schwester angerufen. Die riet ihr, die Polizei einzuschalten.

„Wir können den Ehemann und die Schwester der Zeugin hören. Das bedeutet einen weiteren Verhandlungstag und noch mehr Kosten“, gibt Richter Lange zu bedenken. Man könne das Verfahren gegen den bislang nicht Vorbestraften auch gegen einen „Denkzettel“ von 200 Euro einstellen. Staatsanwaltschaft und Angeklagter sind einverstanden. Das Geld geht an die Deutsche Herzstiftung. (*Namen geändert.) Hoga

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