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Potsdam-Mittelmark: Trauermarsch nach Waldarbeiten Demo nach Abholzungen bei Kienwerder
Stahnsdorf - Die Ohnmacht ist allgegenwärtig hier im ausgedünnten Waldstück bei Kienwerder: „Es fallen Bäume ohne Ende und man hat keine Chance sich zu wehren“, sagt eine Frau. Gemeinsam mit ihrer Tochter hat sie sich an diesem Sonntagmorgen auf den Weg gemacht, um das Ausmaß der jüngsten Pflegemaßnahmen zu begutachten – „weil man doch etwas tun muss und nicht nur zugucken kann“.
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Stahnsdorf - Die Ohnmacht ist allgegenwärtig hier im ausgedünnten Waldstück bei Kienwerder: „Es fallen Bäume ohne Ende und man hat keine Chance sich zu wehren“, sagt eine Frau. Gemeinsam mit ihrer Tochter hat sie sich an diesem Sonntagmorgen auf den Weg gemacht, um das Ausmaß der jüngsten Pflegemaßnahmen zu begutachten – „weil man doch etwas tun muss und nicht nur zugucken kann“.
Rund 50 Bürger waren der Einladung zu einem „Trauermarsch“ von Gemeindevertreterin Regina Schwarz (BfB) am gestrigen Sonntag gefolgt, auch Bürgermeister Bernd Albers war gekommen. Aufgeregte Anwohner hatten ihn in den letzten Tagen angerufen und nachgefragt: „Wie ist so etwas möglich und warum werden Sie nicht aktiv?“ Doch die Baumschutzsatzung der Gemeinde gelte nicht für den Wald, bedauerte Albers: „Nach dem Waldgesetz können 60 Prozent der Bäume geerntet werden“. Und genau danach sieht es hier aus.
Orangefarbene Markierungen an etlichen Bäumen verraten, dass die Arbeiten noch keineswegs abgeschlossen sind. Anlass zur Sorge gibt das spezielle Ernteverfahren mit einem Harvester, der schon jetzt breite Schneisen durch den Wald gepflügt hat. Diese Lücken halten viele für zu groß, vor allem, weil so der Lärmschutz zur nahen Straße für Jahre beeinträchtigt sein werde. Schwarz ärgert, dass die Maßnahmen nicht sensibel über einen längeren Zeitraum erledigt werden. „In 14 Tagen ist das passiert, was ein halbes Jahrhundert versäumt wurde.“
Fassungslos registrierten auch die Besitzer des Waldes, die evangelische Kirche und der Südwest-Kirchhof, das Geschehen. Sie haben den Wald verpachtet. Der Güterfelder Pfarrer Helmut Kulla war gleich nach dem ersten Anruf losgefahren, um sich ein Bild zu machen. Auch mit der Försterin Christiane Weber sprach er. Diese habe versichert, alles laufe nach gesetzlichen Vorgaben ab, sogar mit einem Ökosiegel sei das Verfahren zertifiziert.
Beim Marsch kamen vielen Teilnehmern Zweifel an der Qualität der Arbeiten, angesichts abgerissener Äste und fehlender Schnitte am Stamm bei Einkürzungen. Dass es nicht anders gehe, auch wegen der Verkehrssicherungspflicht, wie die Försterin in einem Schreiben erklärte, bezweifelt nicht nur Gemeindevertreterin Schwarz. Stahnsdorf hatte geplant, das Areal in einen Schutzwald umzuwandeln. Bürgermeister Albers bleibt nun nur noch, Kontakt mit der Forstbehörde aufzunehmen: „Wir werden denen auf die Finger gucken“, versprach er. K.Graulich
K.Graulich
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