Von Kirsten Graulich: Traumjob in der Region gesucht
Vierte Teltower Ausbildungsmesse half Jugendlichen bei der Berufswahl – manchmal auch über Umwege
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Teltow - Armaturenbrett, Scheinwerfer und verschiedene Schaltboxen sind auf einer Modellwand über Kabel miteinander verbunden. Es sind Originalbauteile eines VW, die bei Messübungen zur Fehlersuche unterschiedlich aufleuchten. Auch die Augen der jungen Besucher leuchten, wenn Wolfgang Schreier die Signale erläutert und mehrere Checks durchführt. „Hier hätte ich auch gern gelernt“, meint ein Vater begeistert, der seine Söhne am Samstag zur vierten Ausbildungsmesse begleitet hat. Insgesamt 4 000 Besucher drängen sich im Oberstufenzentrum Teltow auf der Suche nach dem Traumjob – ein neuer Rekord, freut sich Organisator Johannes Müller vom Stadtmarketing.
Dreieinhalb Jahre dauert die Lehre eines KfZ-Mechatronikers. Ausbilder Schreier berichtet, dass manchmal auch „gestandene Schrauber“ aus den umliegenden Autowerkstätten ins OSZ kämen, um sich zu informieren, da zunehmend Elektronik in den Autos zu reparieren sei. Die komplexe Technik erfordere Verständnis für vernetzte Systeme, was die meisten Jungen als Herausforderung sehen würden. Dagegen seien Mädchen in der Branche immer noch die Ausnahme.
In diesem Jahr geht es bei der Messe darum, rechtzeitig um die besten Köpfe zu werben, damit sie in der Region bleiben. Aus diesem Grunde hat das Teltower Stadtmarketing als Veranstalter den Termin auf den Jahresanfang gelegt. Die meisten Schüler sind hier her gekommen, um sich erst einmal zu orientieren, denn die Angebotspalette ist groß. Von den über 60 Ausstellern haben viele Unternehmen ihre Auszubildenden selbst an die Stände geschickt – das hatte sich schon in den Jahren zuvor bewährt.
Am Stand des Autohauses Riller & Schnauck erfahren potenzielle Bewerber von Daniel Anderssohn, dass neben einer guten Note in Mathe auch Fähigkeiten gefragt sind, die nicht im Zeugnis vermerkt sind. Der junge Mann, heute Leiter der Motorradabteilung, war dem Personalchef beim Bewerbungsgespräch aufgefallen, „weil ich gut mit Menschen umgehen kann“, wie er sagt. Nicht so überzeugend seien dagegen seine Englischkenntnisse gewesen, räumt er ein. Doch das auf Kunden orientierte Unternehmen gab ihm eine Chance. Die nutzte er, auch sein Englisch sei besser geworden, erzählt Daniel Anderssohn, der nach seiner Ausbildung zum Immobilienkaufmann ein praxisorientiertes Studium zum Wirtschafts-Diplom-Betriebswirt absolviert hatte.
Rund 150 Berufe vom Augenoptiker bis zum Zimmermann bietet die Handwerkskammer Potsdam an. Insgesamt 600 freie Lehrstellen sind dort zurzeit gemeldet. Am Stand erkundigt sich eine 16-Jährige nach einer Ausbildung zur Mediengestalterin und wird zur Industrie- und Handelskammer geschickt. Der junge Mann am IHK-Stand drückt ihr eine Broschüre in die Hand und eine Liste mit Internetadressen. Einfacher wäre es gewesen, sie ein paar Türen weiter zum Stand der Babelsberger Medienschule zu schicken. Aber schon ein Gespräch hätte offenbart, dass die Schülerin eigentlich eher in die Film- und Theaterbranche möchte: „Ich würde gern etwas mit Szenenbild und Filmarchitektur machen“, sagt sie. Solche Berufswünsche verwundern nicht, angesichts der benachbarten Babelsberger Filmindustrie – nur mit den entsprechenden Infos dafür hapert es derzeit noch.
Kirsten Graulich
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