
© Henri Kramer
Für 895.000 Euro: Treberhilfe verkauft Caputher Villa an ihren Ex-Chef
Rechtzeitig vor der Insolvenz der Treberhilfe hat sich Harald Ehlert die firmeneigene Villa mit Seegrundstück in Caputh gesichert. Der Insolvenzverwalter will jedoch prüfen, ob dieser Preis unter Wert liegt.
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Schwielowsee/Berlin - Rechtzeitig vor der Insolvenz der Treberhilfe hat sich Harald Ehlert die firmeneigene Villa mit Seegrundstück in Caputh gesichert. Dieser Zeitung liegt eine Kopie des Vertrags vor zwischen der gemeinnützigen Gesellschaft und ihrem früheren Chef über den Kauf der Liegenschaft. Die Treberhilfe, deren Arbeit fast ausschließlich durch öffentliche Gelder finanziert wurde, hatte ihrem Gründer zuvor eine Wohnung auf dem luxuriösen Anwesen am Templiner See vermietet. Auf dem weitläufigen Villengrundstück sollten Mitarbeiter der Sozialeinrichtung geschult werden – es blieb vielen aber wegen der ausschweifenden Partys am See in Erinnerung.
Nicht nur die Villa, sondern auch die Fortzahlung seines Chefgehaltes bis Ende dieses Jahres ließ sich Ehlert zusichern – auch für die Zeit nach der Niederlegung seines Amtes als Geschäftsführer im März 2010. Die inzwischen insolvente Treberhilfe wurde vor kurzem zerschlagen. Die rund hundert Mitarbeiter sowie die von ihnen betreuten Jugendlichen und Obdachlosen wechselten in die Obhut des Evangelischen Diakonievereins Zehlendorf und arbeiten nun bei der dazu eigens gegründeten „Neuen Treberhilfe“.
Ehlerts alte Firma mit ihren Millionenschulden und einigen Liegenschaften wickelt der Insolvenzverwalter ab. Es ist das letzte Kapitel einer Affäre, die mit einer rasanten Fahrt im schwarzen Firmen-Maserati begann, mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Radarfalle.
Der Insolvenzverwalter der alten Treberhilfe, Christian Köhler-Ma, bestätigte auf Anfrage, dass die frühere Geschäftsführung der gemeinnützigen Gesellschaft einen Kaufvertrag über die firmeneigene Villa in Caputh mit ihrem damaligen Gesellschafter Harald Ehlert abgeschlossen hat. „Der Kaufpreis ist noch nicht geflossen“, so Köhler-Ma.
Der Käufer habe aber bis Ende März kommenden Jahres Zeit, die vereinbarte Summe zu überweisen. Ehlert soll 895 000 Euro für die Villa bezahlen. In den Geschäftsbüchern der Treberhilfe war das „Grundstück Caputh, Potsdamer Straße“ indes mit einem „Buchwert“ in Höhe von 1,82 Millionen Euro verzeichnet. Der Insolvenzverwalter kündigte jedoch an, einen Gutachter mit der Bewertung des Gebäudeensembles beauftragen zu wollen.
Das Anwesen besteht aus drei Teilen, der „Villa Denkmal“, einem Glaspavillon, den Ehlert zur Schulung von Mitarbeitern errichten ließ sowie einem alten Bootshaus am Wasser mit Einliegerwohnung. Alle Immobilien waren unter Ehlerts Federführung aufwendig saniert und umgebaut worden. Marmor im Bad, eine Sauna, großzügige Küche – die Treberhilfe hatte kräftig investiert in die „Villa Denkmal“, in der Ehlert selbst eine Wohnung mietete und Bedienstete hatte.
Anders als bisher bekannt, verpflichtete sich die Treberhilfe außerdem Ehlert das Chef-Gehalt auch nach seinem Rückzug aus der Geschäftsführung weiterzuzahlen. Dieser Zeitung liegt die Kopie eines Schreibens des Aufsichtsrats vor. Darin bestätigen zwei Gesellschafter den Eingang von Ehlerts Schreiben, wonach er sein „Amt als Geschäftsführer“ niederlegt. Weiter heißt es: „Die Niederlegung berührt die Wirksamkeit des fortgeltenden Anstellungsvertrages nicht.“ Ehlerts Vertrag mit der Treberhilfe war ausgezeichnet dotiert. „Der Geschäftsführer erhält für seine Tätigkeit ein Jahresgehalt von brutto 322 000 Euro.“ Hinzu kam eine Sonderzahlung von 43 000 Euro „als Ausgleich für die nicht vorhandene Altersversorgungszusage“. So steht es in der „Ergänzung zum Geschäftsführervertrag“.
Insolvenzverwalter Köhler-Ma bestätigte, dass Ehlert auch nach Niederlegung seines Geschäftsführeramtes Bezüge erhielt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ehlert in zwei Fällen, sagte Sprecher Martin Steltner. Ehlert werde der Untreue verdächtigt im Zusammenhang mit der Nutzung von Dienstwagen und der Villa in Caputh. Zudem gingen die Ermittler dem Verdacht einer Steuerstraftat nach. Ehlert war gestern weder telefonisch noch schriftlich erreichbar, auch nicht über seinen Rechtsanwalt.
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