
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: Trio mit gefeilten Nägeln
Caputher Gitarristen freuen sich auf den Auftritt bei „Jugend musiziert“
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Caputh / Potsdam - Die Aufregung ist förmlich zu spüren: Vor der Aula des Potsdamer Leibnizgymnasiums laufen Leon, Matthias und Tom auf und ab. Ein letztes Mal am Hemdkragen zupfen, ein letzter Blick auf die Fingernägel. Vielleicht werden sie noch mal ihre Nagelfeile herausholen, denn die Nägel sind besonders wichtig. Nur wenn sie perfekt gefeilt sind, klingen die Töne der Gitarre rund und klar.
Ein solches Szenario, da sind sich die drei Jungs des Caputher Gitarrentrios einig, wird sich vor ihrem 17-minütigen Konzert am morgigen Freitagnachmittag abspielen. Der Grund für die Aufregung: Sie nehmen am Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ in der Kategorie Zupf-Ensemble teil und hoffen, dass sie sich bei dem Wettbewerb in Potsdam für den Bundeswettbewerb qualifizieren. Bisher sind die Caputher Leon Masopust und Tom Kratochvil, beide 16 Jahre alt, sowie der 15-jährige Matthias Sorge erfolgsverwöhnt. 2010 haben sie bereits den Bundeswettbewerb gewonnen, 2007 sind sie im Regionalwettbewerb auf den ersten Platz gekommen.
„Es bedeutet nichts, dass wir vor drei Jahren gewonnen haben – man fängt jedes Mal wieder von vorne an“, erzählt Tom bei der öffentlichen Generalprobe am Dienstagabend in der Potsdamer Jugendmusikschule. Auch wenn das Trio seit sieben Jahren zusammen spielt und dementsprechend erfahren ist, bleibt das Lampenfieber. Es nimmt sogar zu: „Je älter ich werde, umso bewusster wird mir die Verantwortung und umso mehr steigt die Aufregung“, sagt der erste Gitarrist Leon. Die drei jungen Caputher haben ihre festen Rollen in dem Ensemble: Leon gibt nicht nur die Einsätze für die anderen beiden Stimmen an, sondern ist auch für die schwierigen Gitarrenläufe zuständig. „Vor diesen Läufen ekeln wir uns“, sagt Matthias mit einem Lachen. Matthias hingegen ist im Trio die sichere Basis. Tom wiederum könne gut zuhören und passe sich an die erste Stimme perfekt an, bilanziert die Gruppe.
Alle drei spielen seit ihrem sechsten Lebensjahr. Ihr Hobby hat für sie Bestand, obwohl sie privat hauptsächlich andere Musik hören. Klar ist auch, dass das Gitarrenspiel nur Hobby bleiben wird: „Wer geht denn heute noch auf ein klassisches Gitarrenkonzert?“ fragt Tom. Nur Leon kann sich vorstellen, später im Studium mit dem Instrument ein bisschen Geld dazuzuverdienen. „Ich könnte Konzerte geben oder Gitarre unterrichten.“
Für ihr Konzert am Freitag sind sie gut vorbereitet. Seit sechs Monaten üben sie ihre drei Stücke, die von der Renaissance bis zur Moderne reichen. Gegen das Lampenfieber hat jeder Gitarrist seine eigene Strategie. Während Markus bereits seit Tagen an den Aufritt denkt und darauf achtet, seine Finger nicht zu verletzen, versucht Leon bis zum letzten Moment sich abzulenken. „Das mechanische Nägelfeilen kurz vor dem Auftritt beruhigt mich sehr“, erzählt der erste Gitarrist. Tom hingegen redet sich ein, dass es doch um gar nicht viel gehe. Wenn sie nicht weiterkommen sollten, überlegen sich die Jungs nach der Generalprobe, sei das nicht so schlimm. „Wir verlieren ja nichts“, sagt Leon.
Das Trio muss sich gegen sieben weitere Gitarrenensembles behaupten. Insgesamt treten 350 Kinder und Jugendliche bei dem Landeswettbewerb an, der dieses Jahr auch sein 50-jähriges Jubiliäum feiert. Für die Jungs aus Caputh bleibt es auch nach ihrem Auftritt spannend: Erst am Samstagabend werden sie auf der Abschlussveranstaltung im Nikolaisaal erfahren, ob sie es in die nächste Runde geschafft haben. Eva Schmid
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