SCHWIELOWSEE: Trost von Fontane
Die Gemeinde Schwielowsee kritisiert den unterschiedlichen Umgang der Denkmalschützer mit Kommunen und Privatinvestoren bei Denkmalobjekten.
Stand:
Schwielowsee / Werder (Havel) - Der Gasthof „Am Grashorn“ in Geltow gilt als typisches Beispiel für märkische Landgasthöfe, wie sie seit Fontanes Tagen im Berliner Umland entstanden sind. Wie der Gasthof einmal ausgesehen hat, lässt sich allerdings nur noch erahnen: Für die Gemeinde Schwielowsee ist das einsturzgefährdete Gebäude, dass zum Vereinsheim ausgebaut werden soll, zur Belastung geworden: Die Sanierung wird fast 800 000 Euro kosten. Kein privater Bauherr könnte sich das leisten, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU).
Ein Neubau wäre der Gemeinde lieber gewesen, doch ein Abrissantrag war vor einem halben Jahr abgelehnt worden. Das hinfällige Kleinod steht unter Denkmalschutz. Umso erstaunter ist man in der Gemeinde, dass einem Privatinvestor gerade der Abriss der alten Jugendherberge im benachbarten Werder genehmigt wurde (PNN berichteten). Die Sanierung der 90 Jahre alten Seevilla sei wegen ihres desaströsen Zustands „wirtschaftlich nicht zu vertreten“, wie es dazu aus der Unteren Denkmalschutzbehörde hieß. Mehrere Gutachten hätten das belegt.
Auch das Rathaus Schwielowsee hatte den Denkmalschützern Gutachten vorgelegt, die einen Abriss nahelegten, wie Bürgermeisterin Hoppe betont. „Gemeinden schaffen es in einer solchen Situation einfach nicht, den Abriss durchzusetzen.“ Geht es um Mittel der öffentlichen Hand, rücke bei den Denkmalschutzbehörden die Wirtschaftlichkeit in den Hintergrund, so die Bürgermeisterin. „Dabei haben Kommunen genauso wenig Geld zu verplempern wie private Investoren.“
Hoppe bedauert das in diesem Fall besonders: „Bei einem Neubau hätten wir sehr viel größere Spielräume in der Planung gehabt und wir hätten uns mehr an den Bedürfnissen der Vereine orientieren können.“ Auch in der jüngsten Bauausschusssitzung sei der unterschiedliche Umgang der Denkmalschutzbehörde mit privaten und kommunalen Bauherren auf Unverständnis gestoßen. Der alte Gasthof soll in diesem und im nächsten Jahr saniert werden. Immerhin kann die Gemeinde dafür auf erhebliche Fördermittel des Landes zurückgreifen.
Aus dem Landratsamt wurde gestern betont, dass „die Entscheidung über den Abriss eines Denkmals immer eine Einzelfallentscheidung ist“. Was die Jugendherberge in Werder angeht, sei die Abrissgenehmigung schwergefallen, erklärte der Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, Gernot von Arend, auf PNN-Anfrage. „Das Gebäude war leider nicht mehr zu retten.“ In Schwielowsee stellte sich diese Frage womöglich gar nicht: Ob eine Sanierung baufälliger Denkmalobjekte zumutbar ist, werde bei öffentlich-rechtlichen Eigentümern tatsächlich anders bewertet als bei Privateigentümern, so von Arend. „Eigentum in öffentlicher Hand unterliegt nach dem Willen des Gesetzgebers grundsätzlich der vollen Erhaltungspflicht.“ Die Umstände zwischen der Jugendherberge in Werder und dem Gasthof Grashorn in Geltow seien daher „verschieden“. „Ein Vergleich ist zwar menschlich verständlich, rechtlich aber nicht geboten.“
Schwacher Trost für das Rathaus: Theodor Fontane hatte sich in seinen „Wanderungen“ sehr lobend über die Architektur von Geltow geäußert, weil sie ihn „lebhaft an kleine Ostseebadeörter“ erinnerte. Der Eindruck ließe sich durch einen Zweckneubau womöglich nicht aufrecht erhalten.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: