zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Turnen unter der Zirkuskuppel

In Werder werden Schulplätze knapp. Stadt und Waldorfschule bauen aus

Von Enrico Bellin

Stand:

Werder (Havel) - Werder im Wachstumsschmerz: Die Stadt wächst derzeit um mehrere Hundert Einwohner im Jahr, seit mehr als einem Jahr fehlen der Stadt Kita-Plätze in zweistelliger Anzahl. Da mehr Kita-Kinder dazu führen, dass es in wenigen Jahren auch mehr Schüler gibt, werden derzeit Erweiterungspläne für die Carl-von-Ossietzky-Schule erarbeitet, wo acht neue Klassen unterkommen sollen. In der Waldorfschule im Norden der Stadt ist das Wachstum noch deutlicher zu spüren: „Wir machen in diesem Jahr zum ersten Mal die Erfahrung, Schüler abweisen zu müssen“, so Schulgeschäftsführer Dieter Dörflinger.

Derzeit hat die Schule 210 Schüler in zwölf Jahrgängen. Für die kommende erste Klasse gebe es bereits mehr als 40 Anmeldungen, obwohl die Klassen maximal 24 Schüler haben sollen. Für eine zusätzliche erste Klasse gebe es in den Häusern in der Elsastraße keinen Platz mehr. Derzeit sei es schon eng, die 130 Quadratmeter große Aula wird auch als Sporthalle genutzt. Größere Theaterstücke, wie sie für Waldorfschulen typisch seien, könne man Dörflinger zufolge kaum einstudieren.

Deshalb wird auf dem Schulhof derzeit ein 350 Quadratmeter großes Zirkuszelt aufgebaut. Die Außenhaut steht bereits, innen werden aktuell Elektrik und Heizung eingebaut. „In dem Zelt soll unsere Zirkus-AG trainieren können, auch Sportunterricht kann hier stattfinden“, so Dörflinger. Das Zelt, das einst einem echten Zirkus diente, habe die Schule von einer Hamburger Waldorfschule gekauft. Inklusive Aufbau kostete es rund 25 000 Euro. Dörflinger hofft, dass es spätestens in der kommenden Woche vom Landkreis abgenommen wird und der Unterricht dort beginnen kann. Direkt neben dem Zelt steht eine Jurte, ein kleines rundes Zelt mit Fußbodenheizung, in der die vierte Klasse ihr Klassenzimmer hat. „Die Kinder haben die Jurte zum Teil selbst mit aufgebaut und freuen sich nun, in den Pausen schnell draußen sein zu können“, so Rebekka Ley, Mutter von Schülern und Geschäftsführerin der Waldorf-Kita. Die Kinder haben jedoch noch immer einen festen Klassenraum im Schulhaus.

Dort soll in Kürze der Werkenraum als Klassenraum umgenutzt werden können, der Werkunterricht soll in bereits aufgestellte Container gegenüber dem Schulhaus umgelagert werden. Eine Betriebsgenehmigung für die – inklusive Anpachten des Grundstückes – 40 000 Euro teuren Container gebe es noch nicht. Da sie jedoch in Berlin bereits als Werkraum eines Sozialträgers genutzt werden, hofft die Schulleitung auf schnelle Bescheide.

Langfristig plane die Schulleitung zwar noch immer den Bau eines eigenen Werkstattgebäudes und einer Mehrzweckhalle. Mit Zelt, Jurte und Container habe man nun aber erst einmal Zeit, über grundlegende Pläne nachzudenken. „Wenn wir das auf unseren Grundstücken bauen würden, hätten wir keine Freiflächen für die Schüler mehr“, so Dieter Dörflinger. Ihm schwebt vor, ein Grundstück zwischen dem Schulgelände und der Blütentherme zu erwerben, um dort für etwa 2,5 Millionen Euro eine Sporthalle zu bauen, die auch für Veranstaltungen genutzt werden kann.

Allerdings: Laut Bebauungsplan zur Blütentherme sollen auf der Fläche Ferienhäuser entstehen. Ob Dörflinger das Grundstück bekommt, ist derzeit völlig offen. Er habe ein Angebot beim Besitzer HPG angegeben. Die Stadt würde den Bau einer Halle grundsätzlich unterstützen, so der 1. Beigeordnete Christian Große (CDU). Über Genaueres könne man aber erst reden, wenn klar ist, ob das Grundstück zur Verfügung steht.

Im kommenden Jahr will die Stadt indes selbst mit dem Bau der Erweiterung der Carl-von-Ossietzky-Grundschule beginnen, wie berichtet sind dafür knapp drei Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Derzeit wird geprüft, ob es einen Anbau an die bestehende Schule oder einen Neubau auf dem Campus geben werde.

Zudem haben die Stadtverordneten wie berichtet im vergangenen Jahr den Grundsatzbeschluss zum Bau einer neuen Schule gefasst. Wo und welcher Schultyp gebaut wird, ist jedoch offen. Laut Stadtverwaltung müsse der Landkreis zuerst sein Schulentwicklungskonzept anpassen, damit für die von Werder errichtete Schule auch genügend Personal zur Verfügung steht. Kreissprecherin Andrea Metzler zufolge muss jedoch die Stadt einen Errichtungsbeschluss fassen und den Zusatzbedarf darlegen. In Abstimmung mit Kreis und Schulamt könne erst dann ein Antrag für den Schulneubau beim Bildungsministerium gestellt werden. Wann die neue Schule kommt, ist somit nicht absehbar. Enrico Bellin

Tag der offenen Tür in der Waldforfschule: Samstag von 10 bis 13 Uhr , Elsastraße 14 bis 16

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })