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KulTOUR: Tutanchamun in Ferch

Der Münchner Künstler Adi Bachmann macht sein neues Zuhause zum Tempel

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KulTOURDer Münchner Künstler Adi Bachmann macht sein neues Zuhause zum Tempel Schwielowsee - Was ist eigentlich in so einer ägyptischen Pyramide drin, Schätze, Seelen, Weisheit, Heimlichkeiten? Der Münchener Künstler Adi Bachmann – das war jener mit den 13 Schäfchen zur Kreuzwanderung von Ferch nach Petzow kurz vor Ostern – ist fünf mal ins Nilland gefahren, um diese Frage zu ergründen. Zuvor hat er Kreta erforscht, aber diese Insel scheint ihm zu europäisiert. Das Land Keme hingegen, wie es selbst sich nannte, fasziniert ihn so, dass er erwägt dorthin auszuwandern. Am Sonntag präsentierte der Neu-Fercher die „Forschungsergebnisse“ seiner Reisen: Skulpturen, Reliefs, Objekte, Fotos und zwei lesenswerte Tagebücher, etwa 150 Exponate in der eigenen Galerie „KunstStücke“, Beelitzer Straße. Spontan hatte der ägyptische Botschafter, Mohamed Abdelhay M. Elorabi, sein Kommen zugesagt, eine ausgesprochen nette Exzellenz. Auch das Fernsehen vom Nil war da. Tolle Atmosphäre, gutes Wetter, viele Leute. Zwölf Gerichte ( selbstgekocht), zwei Weine, Säfte standen bereit. Bachmann ist ein sehr freundlicher, humorvoller und allen Menschen offener Charakter, bajuwarisches Blut, sympathisch. Bis zum September ist am und im ungeputzten Ziegelbau alles ägyptisch: Am Eingang locken die Skulptur eines „Schwarzen Pharao“ und ein witziger Obelisk „mit kleinen Abweichungen von der Bauzeichnung“, eine leuchtende Pyramide nebst Horus-Auge schwebt im Mini-Hof, Reliefs mit „Reserveaugen für ägyptische Statuen“, abgebrochene Henkelkrüge irdener Art – Fundstücke für seine „archäologischen Baukästen“. Es ist die Faszination einer fremden Kultur, auf deren Geheimnissen unsere ganze Zivilisation noch heute ruht, Frankreich und die Staaten vor allem. Was Bachmann, Jahrgang 43, in Ägypten sucht, weiß er selbst nicht genau, ihn ziehen die „ungeheuren Widersprüche“ an. Tagebuch 1 schildert sein Erschrecken vor dem Tempel der Hatschepsut: Ihm war, als hätten Hitler und Speer sich dieser uralten Bauweise angenommen Der Umgang mit seinem Material ist spielerisch und naiv, das überträgt sich sofort: Überall „Befüsselte Schlangen“ als Ein- oder Zweibein, die „Farben Ägyptens“ auf Wüstensand, buntbemalte, arrangierte Steine mit je einem Glas Nilschlamm – die Wurzeln dieser faszinierenden Kultur. Bunte Hände, die aus dem Boden wachsen. Reliefs zeigen humorvoll, wie sich berühmte Künstler von Dürer bis Mondrian Kemes ange-nommen hätten, im Nachbarraum die sich selbsterklärende Foto-Collage „Ganz Ägypten in 156 Bildern“. Vergänglichkeit bei „Staub zu Staub, Rost zu Rost“. Der Mann hat wirklich Phantasie. Und überall gläserne Pyramiden. Was ist nun drin? Ägypten ist drin! Vergessene Badelatschen eines Touristen, ein elektronisches Bauteil, jemand hat Dollarnoten unter eine Ecke geklemmt – ein Ami erkundigte sich ja, was die Cheops denn koste. Der Wächter fragte zurück: „Im Stück oder geschnitten?“ Draußen zieht eine Karawane aus Dromedaren – und Pinguinen vorüber, sogar die pyramidale Erstbesteigung eines solchen Südpolers ist festgehalten. Auch Fundstücke und Souvenirs verwandelt der Münchener ins Gegenteil. Im Obergeschoss Frottagen alter Reliefs, kolorierte Linien betonen den Umriss. Was Bachmann „unverschämterweise als Kunst“ anbietet, ist gestaltete Phänomenologie, Farbe und Form, Freude und Spiel. „Tutanchamun in Ferch“: Auge, siehe dich satt, fliege nur, Geist, träume vom Nil Es darf auch gekauft werden. Gerold Paul Die Ausstellung in der Beelitzer Straße ist täglich bis zum 25. September geöffnet. 12 bis 17 Uhr

Gerold Paul

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