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Potsdam-Mittelmark: Über den großen Teich geschaut

Werders CDU entwirft mit Bürgern ein Leitbild für die Stadtentwicklung

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Werder (Havel) - Acht Jahre dürfen Jungunternehmer im Gründerzentrum Go:In in Golm bleiben. Dann ist es mit den guten Mietkonditionen vorbei und sie müssen raus. In Werder wird darüber nachgedacht, ob man einige der über 20 Innovationsschmieden „über den großen Teich“ locken kann. Klaus-Peter Meißner von der Havelauen-Projektgesellschaft, knüpft Kontakte und überlegt, wie man in Werder Laborkapazitäten schaffen kann. Meißner berichtete davon Montagabend bei einer Runde in den Bürgerstuben.

Werders CDU-Ortsverband beriet sich dort mit Bürgern über ein Leitbild für die Stadt. Bei dieser ersten Veranstaltung ging es um Thesen zur Wirtschaft. Das Wohn- und Gewerbegebiet Havelauen ist derzeit Triebfeder der Stadtentwicklung, das zeigte sich auch am Montag. In zwei bis drei Jahren, denkt Meißner, werden alle Flächen vergeben sein. Die HPG sucht mit ihrem Partner, der Trax, schon nach neuen Siedlungsräumen in Werder.

Denn die beiden Firmen fühlen sich wohl hier, das Rathaus versteht sich als Partner und wird so gesehen. Auch von anderen Mittelständlern, die das Treffen mit etwa 40 Gästen besuchten. Dennoch gibt es auch Probleme. Eins davon brachte Torsten Schulz, Geschäftsführer des Ingenieurbüros PST mit 40 Beschäftigten, zur Sprache. „Die meisten davon wohnen in Berlin, Potsdam oder Brandenburg. Sie finden keine Mietwohnung hier.“ Einfamilienhäuser würden zwar gebaut, jungen Arbeitnehmern helfe das aber nicht. „Auf Dauer besteht die Gefahr, dass sich die Mitarbeiter dann doch woanders orientieren“, so Schulz.

Bernd Räuber von der Schoonhoven-Gruppe, dem wichtigsten Obst- und Gemüsevermarkter der Region, warnte: Es werde schwerer, Arbeitskräfte zu finden. „Früher hatten wir Initiativbewerbungen, das gibt es gar nicht mehr.“ Gerade im regionalen Obstbau sei einiges im Argen, Gärtnerabsolventen seien kaum nach Werder zu bekommen, seitdem die Ingenieurschule für Gartenbau geschlossen wurde. Es fehlen Nachwuchskräfte.

Werder sei noch vergleichsweise gut dran, wie Bürgermeister Werner Große (CDU) in Erinnerung rief. „Unsere Kitas und Schulen sind noch voll, der demografische Wandel trifft uns zeitverzögert.“ Große warb für Optimismus in der Branche. „Jammern bringt uns nicht weiter.“ Dass Schule und Wirtschaft zusammenrücken, Jugendlichen in Werder vorhandene Berufsbilder erklärt werden, wird Eingang ins Leitbild finden. Das Mietwohnungsproblem steht ohnehin auf der Rathaus-Agenda. Ergebnisoffen wurde diskutiert, ob die Zuganbindung nach Berlin verbessert, aus dem Halb- ein Viertelstundentakt werden sollte. Je kürzer der Takt, desto leichter käme der Nachwuchs weg, wurde gewarnt, es drohe ein Ausbluten. Auf der anderen Seite seien, wie es hieß, gerade Zug- und Straßenanbindung ein Plus, wenn es um Ansiedlungen geht.

Optimale Standortbedingungen bieten, Unternehmen vernetzen, Nachwuchs heranbilden – erste Eckpunkte für ein „Leitbild Wirtschaft“ stehen schon. Sie sollen jetzt ergänzt werden, wie CDU-Stadtverbandssprecher Christian Große sagte. Ziel sei, sich früh für die Zukunft zu wappnen. Nicht nur die demografische Kurve sei eine Gefahr für die Stadtentwicklung, auch der auslaufende Solidarpakt. „Die Frage ist, wie man es schafft, mit knapperen Ressourcen umzugehen“, so Große, das Leitbild soll dabei helfen.

Am 17. September steht das Thema Soziales auf der Tagesordnung, im Oktober Infrastruktur und Bauen, im November Tourismus und Kultur. Nach den Bürgerforen soll ein 15-seitiges Papier entstehen – und im Dezember im Stadtparlament verabschiedet werden. Henry Klix

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