Potsdam-Mittelmark: Überlebenstraining an der Nuthe
Der Kanuclub Rehbrücke hat viele Widrigkeiten umschifft – inzwischen ist er im Ort fest verankert
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Nuthetal - Zehn Jahre sind für ein Haus keine lange Zeit. Dass es das Bootshaus des Kanuclub Rehbrücke (KCR) inzwischen ein Jahrzehnt gibt, ist jedoch eine reife Leistung. Eine Sache zu initiieren sei leicht, aber durchhalten will auch geschafft sein, zollte Nuthetals Bürgermeister Gerhard Ling vor wenigen Tagen seinen Respekt, als das Jubiläum gefeiert wurde. Mit einem Tag der offenen Tür hat sich der Verein bei all jenen bedankt, „die es uns ermöglicht haben, dass es ein Bootshaus gibt und wir nun schon seinen zehnten Geburtstag feiern können", so KCR-Chef Rolf Möhring.
Von der wechselvollen Vereinsgeschichte können vor allem die älteren Mitglieder erzählen, deren Kindeskinder mittlerweile mit im Boot sitzen. Begonnen hat alles mit einer kleinen Runde um Lothar Prahl, der 1970 eine Schulsportgemeinschaft nur für Kinder gründete. Seine Privatboote waren das Startpotenzial. Man schloss sich bald der Betriebssportgemeinschaft BSG Turbine Potsdam an. So erhielten sie erste finanzielle Förderungen. Ein erstes Bootshaus gehörte dem Verein seit 1983 weitab vom Wasser in der Feldstraße. Mit viel Engagement wurde das kleine Holzhaus ausgebaut. Es wurde liebevoll Hexenhaus genannt. Zur Wendezeit gab es Rückübertragungsansprüche. Der Verein mit damals 50 Mitgliedern verlor das Grundstück. Wieder wurden Boote und Material in Haus und Hof der Mitglieder untergestellt.
Die Zeit ohne Vereinsgelände und Bootshaus wurde zur Zerreißprobe für den Verein, erinnert sich Ute Taubert, die bereits seit ihrer Jugend Vereinsmitglied und heute im Vorstand ist. Nach sieben Jahre Geduld fiel 1997 der Startschuss zum Neubau an der Nuthe. „Als wir vor zehn Jahren, dank der Unterstützung der Gemeinde, das heutige Bootshausgelände bekamen, konnten wir es kaum fassen“, erzählt Ute Taubert. Der Bootshausbau wurde vor allem durch viel Engagement der Mitglieder ermöglicht. Noch heute erinnern Fotowände im Bootshaus an die vielen Arbeitseinsätze, die damals nötig waren. „Ganz allein hätten wir das aber nicht geschafft“, betont Vereinschef Möhring. „Dazu fehlten uns die finanziellen Mittel und zum anderen das bautechnische Know-How." Hilfe erhielt der Kanuclub damals von vielen Seiten. Ortsansässige Firmen halfen, der Landessportbund stellte einen zinslosen Kredit zur Verfügung.
Es schwingt Stolz mit, wenn die Mitglieder erzählen. Man will auf eigenen Füßen stehen, nicht am Tropf einer Spendenquelle hängen, an die immer Bedingungen geknüpft sind. Doris Möhring, Mitglied seit 1976, fasst es schlicht zusammen: „Wir backen unser Brot selber. Wir schmieden Pläne so weit, wie wir sie auch realisieren können.“ Der Verein will in Eigenregie die Trainingsbedingungen weiter verbessern, wenn die Mitgliedbeiträge reichen, so Ute Taubert. Zwei Mal wöchentlich wird trainiert. Einer- und Zweierkajaks, Wildwasserboote und ein Kanadier, insgesamt 40 Boote gehören heute dem Verein. 60 Erwachsene und 30 Kinder sind Mitglied des Kanuvereins.
Die Jugend für den Sport und die Natur zu begeistern, zählte schon immer zu den erklärten Zielen. „Die Jugendarbeit nimmt bei uns einen hohen Stellenwert ein“, erklärt Jugendwart Frank Gutsche. Im Fahrtenplan des Vereins gibt es sogar Touren, die nur für Kinder organisiert werden.
„Wir sind mittlerweile ein Stück lebendige Geschichte des Ortes", sagt Doris Möhring. Damit das so bleibt, engagiert sich der Verein auch für Bergholz-Rehbrücke. Einmal im Jahr säubert er die Ufer der Nuthe. KCR-ler halfen auch beim Verlegen von Versorgungskabeln für den Neubau der Kirche Bergholz und unterstützen den Treppenneubau am Nuthe-Wehr.Ute Kaupke
Ute Kaupke
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