Potsdam-Mittelmark: Überraschung im Hinterland
Entdeckungstour am Tag der offenen Höfe in Teltow
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Teltow - Das Märchen vom hässlichen Entlein, aus dem ein schöner Schwan wurde, könnte eines Tages vielleicht auch für die Potsdamer Straße in Teltow wahr werden. Dort ist das altstädtische Bild noch überwiegend vom Verfall geprägt, aber ein paar schöne Federn sind schon sichtbar, wenn man genauer schaut. Überzeugen konnten sich davon gestern zahlreiche Besucher, die zum zweiten „Tag der offenen Höfe“ kamen.
Nachdem im vergangenen Jahr erstmals die Höfe rings um die Andreaskirche Einblicke gewährten, taten sich nun auch einige Tore an Teltows meistbefahrener Straße auf. Die Idylle hinter den Holztoren überraschte auch manchen Teltower, der nur wenige Meter entfernt vom Autolärm plötzlich zwischen Nussbäumen, Blumen und Sträuchern stand. Eine für Teltow typische Toreinfahrt ist beispielsweise in der Potsdamer Straße 67 zu finden, die einen Durchblick bis zu den Buschwiesen ermöglicht. Über Kopfsteinpflaster, vorbei an Holzveranda und einstiger Tischlerei beginnt ein Bauerngarten mit stattlichen Obstbäumen. Dagegen gleicht der gegenüber liegende Hof in der Potsdamer Straße 74 einem grünen Hofzimmer, in dem Dahlien, Astern und weißes Mutterkraut leuchtende Akzente setzen. Hoch hinaus strebt eine Kletterhortensie, die sich über die Balkonbrüstung im ersten Stockwerk schwingt. Im Erdgeschoss hat Hausherr Dieter Leßnau eine private Galerie eröffnet, wo der begeisterte Hobbyfotograf eigene Fotoarbeiten, aber auch Werke befreundeter Künstler ausstellt.
Sehenswert ist auch das ehemalige Bauerngehöft in der Alten Potsdamer Straße 7, das aufwändig saniert wurde. Vergilbte Fotos am Eingang zeigen den Hof von einst, der genügend Platz für drei Leiterwagen und Pferdegespanne bot. Gleich hinterm Einganstor türmte sich ein mauerhoher Misthaufen.
Alte Nutzungsstrukturen ehemaliger Bauern- und Gewerbehöfe sind auch noch in der Breiten Straße und der Bäckerstraße vorhanden. Auf einem Hof gegenüber der Andreaskirche illustrierten ein knatternder Breitdrescher und eine alte rasselnde Windfege, die noch bis in die 50er Jahre zum Korndreschen genutzt wurden, dass das Leben in der Ackerbürgerstadt nicht ganz so ruhig und beschaulich war, wie manch einer heute glauben möchte. Mehr Leben in die Altstadt wird aber nicht nur die bevor stehende Eröffnung des Bürgerzentrums bringen, auch die Aktivitäten mancher Neubürger in der Altstadt setzen Hoffnungszeichen. Beispielsweise wird gleich neben der Andreaskirche im nächsten Frühjahr ein kleines Hofcafé eröffnen. Manche Chance wird aber noch lange Zeit ungenutzt bleiben, so wie die Fläche gegenüber der Bäckerei Neuendorff. Einst stand dort eine Apotheke, heute wuchert Unkraut die Fläche langsam zu. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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