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Potsdam-Mittelmark: Umgang mit Neonazis

Teltower SPD und Toleranznetzwerk informierten

Teltow - Rechtsextrem – das sind die anderen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Oder, wie im Fall der jüngst bekanntgewordenen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ sogar außerhalb. Warum dieser Ansatz nicht hilfreich ist im Umgang mit Neonazis, darüber wollte der Teltower SPD-Ortsverein zusammen mit dem überparteilichen „netzwerk tolerantes teltow“ am Donnerstagabend vor rund dreißig Zuhörern im Ernst-von-Stubenrauchsaal aufklären.

In Teltow stellten rechte Parteien und Gruppen noch keine Konkurrenz für die Politiker dar. Damit es aber nicht soweit komme, müsse man vorbeugen, sagte Conrad Wilitzki vom „netzwerk tolerantes teltow“ zu Beginn seines Vortrags. Antidemokratische Einstellungen, typisch für rechte Ideologien, seien in Deutschland weit verbreitet. Auch quer durch alle Parteien. Dennoch herrsche, vom Verfassungsschutz unterstützt, das Bild von der „guten“ Mitte und dem „bösen“ Rand der Gesellschaft in den Köpfen weithin vor.

Ein Rechtspopulismus wie er von Parteien wie „Pro Deutschland“, „Büso“ oder dem islamkritischen Internetblog „politically incorrect“ vertreten werde, passe nicht in diese schematische Vorstellung, erklärte Wilitzki. Dabei fänden deren Positionen in Zeiten wachsender Verunsicherung, etwa durch islamistischen Terror oder die Eurokrise, breiten Zuspruch. Eine Forsa-Umfrage stellte voriges Jahr fest: Knapp 40 Prozent sind der Ansicht, dass der Islam westliche Werte bedrohe, dreißig Prozent wünschten sich ein Deutschland ohne den Euro. Anschlussfähige Thesen, mit denen sich auch die Parteien der Mitte befassen müssen, wollen sie solche angstbesetzten Themen nicht den Rechten überlassen.

Zwar sei die rechte Szene in Teltow derzeit nicht so stark sichtbar, doch bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2009 wählten immerhin 401 Teltower die NPD. Vor rund fünf Jahren hätte die Situation im Ort zudem noch anders ausgesehen: „Damals war hier alles voller Aufkleber mit rechten Symbolen, es existierte eine aktive Szene“ erinnert sich Wilitzki. Auch einen „Nordic-Thunder“-Laden mit von Rechtsextremen bevorzugter Kleidung in der Neuen Straße gab es – bis es engagierten Anwohnern gelang, ihn zu vertreiben. Viele rechte Jugendliche seien mittlerweile nach Berlin oder Potsdam abgewandert, sagt Wilitzki.

Völlig ruhig ist es aber offenbar nicht, ein Zuhörer erzählt von einem afrodeutschen Fahrgast, der erst vor wenigen Tagen in einem Bus angepöbelt wurde. Eingegriffen habe niemand. Reinhard Frank, Linken-Stadtverordneter aus Teltow warf ein, dass Alltagsrassismus noch lange vor dem Pöbeln beginnt: „Ich geh bei den Fidschis einkaufen“, etwa höre man häufig. Und auch, wenn Rechtspopulisten lieber von unterschiedlichen und unvereinbaren Kulturen statt von Rassen oder Völkern sprächen – die Strategie müsse sein, mit ihnen im Gespräch zu bleiben, betonte Wilitzki. Für SPD-Ortsverbandschef Wolf Stein ist entscheidend, dass die Kommunen kulturelle Projekte auch für sozial schwächer Gestellte bereithalten. In Teltow klappe das schon ganz gut.

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