Von Tobias Reichelt und Henry Klix: Umgehungsstraße wird gebaut
Montag sollen die Arbeiten in Güterfelde beginnen – Bürgerinitiative will Baustopp erwirken
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Stahnsdorf - Donnernde Laster, feine Risse in den Hauswänden und Dauerstau im Dorf: Schon lange warten die verkehrsgeplagten Güterfelder auf den Bau der Umgehungsstraße. Andere Bewohner wenden sich mit einer Bürgerinitiative gegen das Projekt. Am kommenden Montag nun soll es voraussichtlich mit den Bauarbeiten losgehen, wie Lothar Wiegand, Sprecher des Bauministeriums, gestern ankündigte. „Ein genauer Termin steht wegen der Witterung noch nicht fest.“
Im Dorf scheiden sich auch nach jahrelangen Diskussionen die Geister an der neuen Straße: Die Initiative „Contra Nord“ hat gestern gegenüber den PNN angekündigt, mit einem Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz einen Baustopp zu erwirken. „Wenn es tatsächlich losgeht, dann werden wir tätig“, sagte Roswitha Brock von der BI. Bereits seit Februar 2008 liegt ein Planfeststellungsbeschluss und damit Baurecht vor. Dagegen hatte die Initiative eine Sammelklage eingereicht. Ein Erfolg könnte das Verkehrsprojekt komplett infrage stellen. Die Umgehung ist Teilstück einer vierspurigen Straße, die Potsdam einmal mit dem Flughafen Schönefeld verbinden soll.
Verhandelt wurde die Klage noch nicht, denn bisher bestand keine Eil bedürftigkeit: Weil das Bauministerium die gerichtliche Entscheidung im Haupt sacheverfahren abwarten wollte, gab es keinen Druck für ein Eilverfahren. Schließlich werde der Flughafen Schönefeld erst im Jahr 2012 fertig, wie es von Ministeriumsseite bislang hieß. Gestern nun der Richtungswechsel, den Ministeriumssprecher Lothar Wiegand so begründete: „Vor dem Hintergrund der Staus in Güterfelde und dem drängenden Wunsch der Menschen in der Ortslage, mit dem Bau zu beginnen, hat sich der Landesbetrieb Straßenwesen jetzt für den Baustart entschieden.“ Die Bauarbeiten würden „mindestens drei Jahre“ dauern.
Tatsächlich gibt es auch positive Reaktionen auf die Ankündigung: „Mir fällt ein Stein vom Herzen“, erklärte Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) gestern gegenüber den PNN. Noch am Dienstagabend hatten Stahnsdorfs Gemeindepolitiker im Bauausschuss heftig über den ausbleibenden Bau der L 40 debattiert: „Unser Dorf erstickt im Verkehr“, hatte Güterfeldes Ortsvorsteher Dietrich Huckshold (Wir Vier) auf das anhaltende Verkehrschaos verwiesen.
Schon seit Jahren zählen die Straßen durch den Stahnsdorfer Ortsteil Güterfelde zur regionalen Verkehrsachse für täglich tausende Berufspendler und Logistikunternehmen. Entlastung kann nur der Bau der Landesstraße bringen. Doch bisher endet die Magistrale wenige hundert Meter vor dem Güterfelder Ortsschild und führt den Verkehr direkt durch das Dorf. Um zumindest vorübergehende Entlastungen für die Güterfelder zu bringen, wird derzeit in der Gemeinde über ein Lkw-Nachtfahrverbot im Dorf diskutiert. So könnte auch die Geschwindigkeit von 22 bis 6 Uhr auf Tempo 30 begrenzt werden. Doch solche Regelungen für eine Landesstraße liegen nicht in der Kompetenz der Gemeinde. Ortsvorsteher Huckshold erwägt indes bereits drastische Maßnahmen. „Dann müssen wir eben mit Demonstrationen die Straße sperren“, kündigte er am Dienstagabend im Bauausschuss an.
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