Potsdam-Mittelmark: Umstrittener Brückenschlag
Neuer Radweg zwischen Ferch und Petzow verläuft zum Teil in lichter Höhe / Übergabe am 14. Oktober
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Neuer Radweg zwischen Ferch und Petzow verläuft zum Teil in lichter Höhe / Übergabe am 14. Oktober Werder · Petzow - „Völlig überdimensioniert und unangemessen“ – für Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) ist unverständlich, mit welchem Aufwand in den vergangenen Wochen der Radweg zwischen Ferch und Petzow ausgebaut wurde. Vor allem die Notwendigkeit zweier gewaltiger Brückenbauwerke hat sich ihm bisher noch nicht erschlossen. „Schlecht sehen sie ja nicht aus, doch die Unterhaltungskosten bleiben an der Stadt Werder hängen“, blickt er bereits in die Zukunft. „Es gab keine andere Möglichkeit“, erklärte indes Eveline Vogel von der Stabsstelle des Landratsamtes, das als Bauherr für den Radweg verantwortlich zeichnet. Aufsehen erregt vor allem eine 67 Meter lange Brückenkonstruktion über die Bullenwiese gegenüber der Löcknitz. Diese Bauweise sei notwendig gewesen, um das dort befindliche und als Biotop eingestufte Grasland zu schützen, argumentiert das Landratsamt. Einen Meter über der Bullenwiese führt die neue Brücke nun von Böschungsrand zu Böschungsrand: für die Radler zweifellos eine zusätzliche Attraktion. „Viele Blumen sind nach den Bauarbeiten unter der Brücke allerdings nicht mehr geblieben“, hat Große beobachtet. Auch die Begründung, dass dort Amphibien zu schützen sind, ist für ihn nicht schlüssig, denn wenn die Tiere die Fahrradbrücke unterquert haben, lauern auf sie die Gefahren der unmittelbar angrenzenden Ortsverbindungsstraße. Im Landratsamt beruft man sich auf die Gesetze, wonach vermeidbare Beeinträchtigungen der Natur im Landschaftsschutzgebiet zu verhindern sind. Diesem Ziel sollen auch die zweite, 45 Meter lange Brücke sowie eine 11 Meter lange Grabenquerung dienen. Insgesamt werden die Kosten für den 2,4 Kilometer langen Radweg zwischen Ferch und Petzow mit 450000 Euro beziffert: Ein Finanzaufwand, der laut dem zuständigen Ingenieurbüro nicht überdurchschnittlich sei, erklärte Eveline Vogel. Zudem seien die Planungen für den Radweg mit den Kommunen abgestimmt. Für den 14. Oktober ist die offizielle Übergabe des neuen Streckenabschnitts geplant. Ein besonderes Ereignis, denn damit wird der 74 Kilometer lange mittelmärkische Abschnitt des Internationalen Fernradweges R1 vollendet. Er ist Teil einer europäischen Route, die sich einmal von Galway an der irischen Westküste bis nach Moskau spannen soll. In der Mittelmark führt der R1 von Klein Marzehns an der Kreisgrenze über Raben, Belzig, Beelitz-Heilstätten und Geltow bis zur Landeshauptstadt Potsdam. Insgesamt 32,3 Kilometer Strecke mussten dafür neu ausgebaut werden. 5,6 Millionen Euro hat das Vorhaben gekostet, davon kamen fast 4 Millionen Euro Fördermittel aus dem Fonds der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Infrastruktur. Auf dem kleinen Abschnitt zwischen Belzig und Schwanebeck müssen die Radler zwar noch bis Ende 2005 die Bundesstraße 102 nutzen. Derzeit wird jedoch auch dort ein straßenbegleitender Radweg gebaut. Ansonsten führt der R1 im Kreisgebiet ab Oktober ausschließlich über separate und ausgebaute Wege oder verkehrsarme Straßen – und verläuft abschnittsweise sogar einen Meter über der Erdoberfläche.Hagen Ludwig
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