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Wollen Sanitätsdienste gründen: weißrussische Jugendliche in Michendorf.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Und Donnerstag zum Papst

Junge Katholiken aus Weißrussland verbringen Woche mit „Malteser Jugend“ in Michendorf

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Michendorf - Manche haben Benedikt XVI. schon in Madrid beim Weltjugendtag gesehen, einige erinnern sich an seine Reise ins benachbarte Polen. Doch jetzt freuen sie sich auf den Donnerstagabend im Olympiastadion, die 20 weißrussischen Jugendlichen, die derzeit auf Einladung des „Malteser Hilfsdienstes“ in Michendorf weilen. Bei der Messe werden sie mit ihren deutschen Freunden und 70 000 Katholiken in den Zuschauerreihen sitzen: Der Papst wird eine Runde im Papamobil drehen und alle sind gespannt auf die Strahlkraft seiner Worte.

Die Jugendlichen kommen aus Minsk und Smargon, in Michendorfer Gemeindehaus St. Georg absolvieren sie in einem neuen Austauschprogramms der Berliner Malteser gerade einen Sanitätskurs. Dass die Bildungswoche mit dem Papstbesuch zusammenfällt, war von den Gastgebern gewollt. „Wir sind froh darüber“, sagt die 21-jährige Tania, vor allem wegen des Gefühls, „einer großen Gemeinschaft Gleichgesinnter anzugehören“. Justus Ziegler, Jugendsprecher der Berliner Malteser, ergänzt: „Wir hoffen, ein Zeichen zu setzen, dass die katholische Weltkirche in Berlin eine junge und lebendige Rolle spielt.“

Weißrussland ist orthodox geprägt, in Städten wie Minsk sind die Katholiken eine Minderheit. Anders in Smargon im Westen, wo es mehr Katholiken als Orthodoxe gibt. Viele Eltern würden ihre Kinder hier zum katholischen Religionsunterricht schicken, erklären die Gruppenmitglieder. Glaubensfreiheit sei in ihrem Land kein Problem, sagen Alena und Olga. Viele der jungen Weißrussen haben sich durch den Salesianer-Orden der Kirche zugewandt, der eine gute Jugendarbeit macht, wie Dascha feststellt. Der Besuch in Deutschland, bei dem auch Rundfahrten in Berlin und Potsdam auf dem Programm stehen, ist ein Beispiel.

Die angekündigten Papstproteste in Berlin können sie überhaupt nicht verstehen. „Negative Gefühle haben nichts mit dem Glauben zu tun“, meint Dascha. Über Politik will die Reisegruppe nicht so recht sprechen, schon gar nicht über ihren Präsidenten Alexander Lukaschenko, der als letzter Diktator eines europäischen Landes gilt. Als der Name fällt, wächst die Anspannung in den Gesichtern: „Es gibt keine politischen Gründe für den Besuch“, betont der junge Dolmetscher Philipp, ohne eine Antwort abzuwarten.

So sehen es auch die Malteser, ein bisschen das Land verändern wollen sie aber doch. Mit Alyoys Schmiegelt gibt es einen eigenen Bundesbeauftragten für Weißrussland. Dafür, den „Malteser Hilfsdienst“ dort zu etablieren, sei es zwar zu früh, wie Schmiegelt erklärt. Immerhin wolle man mit Hilfe der weißrussischen Jugendlichen Gemeinde-Sanitätsdienste in Minsk und Smargon aufbauen. „Bürgersinn und Zivilgesellschaft sind in Weißrussland noch unterentwickelt“, sagt er. Es sei ja fast schon historische Tradition, dass immer alles von oben geregelt wurde. „Wir wollen mit dem Austausch erreichen, dass die Menschen selbst tätig werden und eigene Ideen entwickeln.“

Pater Viktor Haidukewitsch vom Salesianer-Orden erzählt von den Schul-Schwestern, die sich an den Schulen Weißrusslands um den Gesundheitsschutz kümmern und ein paar Kurse geben. „Das ist aber sehr theoretisch, im Notfall könnte keiner der jungen Leute wirklich helfen.“ Nach dem Kurs in Deutschland soll sich das ändern. Haidukewitsch kann sich vorstellen, dass sein Orden bald Sanitätskurse in Weißrussland anbieten wird – als kleiner Ausdruck dessen, was Weltkirche bedeuten kann.

Und alle warten sie, dass der Papst auch mal nach „Belarus“ kommt. Vor drei Jahren sei Kardinal Bertone dagewesen, damals habe es geheißen, der Papst kommt in zwei Jahren. „Wir hoffen immer noch darauf“, sagt Tania. „Das ist Gegenstand vieler unserer Gebete.“ Henry Klix

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