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Werder (Havel): Und nächste Woche in den See
Am Freitag wurde das Strandbad Werder eröffnet – rechtzeitig zur ab Dienstag angekündigten Hitze.
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Werder (Havel) - Der Betreiber des Strandbads Werder, Mario Müller, ist selig: „Es könnte kaum besser sein, für Dienstag sind 25 Grad angesagt“, freut er sich. Den Meteorologen zufolge soll sich das Wetter dann mindestens bis Monatsende halten. Müller hofft auf einen Ansturm, gewappnet ist er. Gestern wurde das Strandbad eröffnet, am Vortag sind die Umkleidekabinen fertig geworden, die die alten Wellblechgebilde ersetzen. Zwei Wochen lang hat Müller Bretter zusammengehämmert. Im Gegenzug zu den 2 500 Euro, die er für das Holz ausgegeben hat, muss Müller keine Pacht an die Stadt bezahlen.
Vor den Umkleiden fliegen am Freitag Gummistiefel durch die Luft. Der Weitwurf ist eine der zehn Disziplinen, die die Kinder und Jugendlichen des Handballvereins Grün-Weiß Werder zum Eröffnungsfest absolvieren müssen. „Bei dem tollen Wetter macht es Spaß, die Sonne am Strand zu genießen und die lustigen Spiele zu machen“, sagt Emely Mollnau. Wer alle Stationen erfolgreich absolviert, kann Schals und Frisbees des Vereins gewinnen. Lieblingsdisziplin der 13-jährigen Emely: aus einer Wasserschüssel mit den Zähnen einen Apfel fischen.
Abtauchen muss auch Badbetreiber Mario Müller noch: Da in den vergangenen Tagen eine steife Brise über den Plessower See blies, konnte er das schwimmende Trampolin – die Hauptattraktion der Badestelle – noch nicht ins Wasser bringen. „Dazu muss das Wasser ruhig sein, schließlich muss ich unter das Trampolin und es mit fünf 50 Kilogramm schweren Gewichten im Boden verankern“, so Müller, der die Badestelle seit 20 Jahren betreibt. Für die Aktion taucht er im Neoprenanzug mit Sauerstoffflasche in den Plessower See.
Auch gestern hantierte er so auf dem Grund, um das Begrenzungsseil für den Nichtschwimmerbereich zu befestigen. „Bei momentan 13 Grad friert man da selbst im Taucheranzug nach einer halben Stunde.“ Mitte nächster Woche sollte der Plessower See Müller zufolge aber erträglichere Temperaturen haben. Dann will auch Emely Mollnau mit ihrer Freundin Sofie Oekel wiederkommen.
„Bei gutem Wetter bin ich im Sommer zweimal wöchentlich hier“, versichert Sofie. Im Freibad sei es schöner, als irgendwo in freier Wildbahn in den See zu springen. „Hier kann man sich gemütlich ein Eis holen und in die Sonne setzen, außerdem sind die Volleyballplätze super.“ Dass Badbetreiber Müller zum ersten Mal nach zehn Jahren die Eintrittspreise erhöht hat, stört Sofie nicht.
Für Kinder kostet das Planschen jetzt 1,50 Euro pro Tag, für Erwachsene 3 Euro, ein Euro mehr als im Vorjahr. Die Erhöhung war Müller zufolge nötig, schließlich hat er investiert. Neben den neuen Umkleiden hat er den Imbiss auf Vordermann gebracht, im Vorjahr hat er die Treppe vom Waldrand zum Bad erneuert.
Oben am Wald steht Müllers einziges Problem: das Toilettenhäuschen. Es stammt aus den 50er-Jahren und beherbergt rustikale Plumpsklos. Pläne für neue Örtchen gibt es längst, doch das Gesundheitsamt des Kreises genehmigt sie nicht. Das Freibad liegt im Trinkwasserschutzgebiet und in Belzig herrscht Angst, dass das Wasser der Werderaner durch neue Toiletten verschmutzt wird. Derzeit läuft eine Dienstaufsichtsbeschwerde der Stadt gegen den zuständigen Mitarbeiter.
Eigentlich wollte Müller einen neuen Abort am Wasser bauen. Der Anschluss ans Wasser- und Abwassernetz sei einfach, nur wenige Meter neben dem möglichen Standort steht das Wasserwerk. „Auch im Werk gibt es Toiletten im Wasserschutzgebiet, deshalb kann ich die Behörde nicht verstehen“, sagt Müller mit einem Anflug der Verzweiflung.
Die 160 Gäste am Eröffnungstag lassen sich davon nicht die Laune verderben. Im Schein des Lagerfeuers und mit der Grillwurst in der Hand wächst abends am Strand die Freude, nächste Woche in den See springen zu können.
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