Potsdam-Mittelmark: Unendliche Geschichte mit Zitterpartie
8,8 Millionen Euro für eine neue Kläranlage in Kemnitz / Keine Auswirkungen auf die Gebühren
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Werder · Kemnitz - „Eine unendliche Geschichte“ nannte Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) gestern die Rekonstruktion und Erweiterung der Kläranlage im Ortsteil Kemnitz. Anlass war der erste Spatenstich für die neue Anlage, zu der der Wasser- und Abwasserzweckverband Werder-Havelland (WAZV) eingeladen hatte. Denn geplant war das Vorhaben seit langem, wie Große resümierte.
Schon in den 90er Jahren gab es Pläne für eine Erweiterung der Anlage, da man seinerzeit perspektivisch mit einer Einwohnerzahl von 90 000 im Einzugsgebiet rechnete. Doch der WAZV habe sich dann entschieden, vorerst die vorhandenen Kapazitäten auszulasten. Aus heutiger Sicht sei das eine weise Entscheidung gewesen, stellte nun der Bürgermeister fest im Hinblick auf die drei Millionen Euro Gewinn aus dem Jahre 2004. „Denn das Geld brauchen wir, um nun die Kläranlage sanieren zu können." Zudem rechnet der WAZV mit Fördermitteln, die bereits beantragt wurden. „Nächste Woche kommt der Förderbescheid“, versprach gestern auch Günter Froböse vom Umweltministerium.
Insgesamt sind 8,8 Millionen Euro für das Vorhaben vorgesehen, dessen Kapazität auf eine Zahl von 38 000 Einwohnern ausgerichtet ist „Zurzeit bewegen wir uns mit 32 000 Einwohnern über der Kapazitätsgrenze von 30 000", begründete Geschäftsführerin Bärbel Gärtner die notwendige Erweiterung.
Etwa 46 Millionen Euro sind in den vergangenen elf Jahren investiert worden, um neben Werder auch die Ortsteile Kemnitz, Phöben, Töplitz, Neuplötzin, und Plessow sowie Ferch an die zentrale Kanalisation anzuschließen. Damit stieg der Anschlussgrad von 32 Prozent im Jahr 1994 auf gegenwärtig 64 Prozent. Da auch die baulichen Anlagen und die Maschinentechnik dringend saniert werden müssen, beschloss die Verbandsversammlung im Juli 2004 für die Planung eine EU-weite Ausschreibung, in deren Ergebnis die SAG Abwasserreinigungs-Ingenieur GmbH Sachsen beauftragt wurde. Deren Geschäftsführer Eberhard Back erläuterte gestern das Vorhaben, das Becken zur mechanischen Grobreinigung, biologische Belebungs- und Klärschlammbecken vorsieht.
Die Anlage ist so konstruiert, dass sie später einmal flexibel an unterschiedliche Belastungen angepasst werden kann. Das Projekt sieht neben einem Labor auch neue Sozialräume für die Mitarbeiter vor. Unter neun Bewerbungen für die Bauleistungen wurde die Firma Beton- und Rohrbau Thymian GmbH Potsdam ausgewählt. Bei der Maschinenausrüstung entschied sich der WAZV für die Firma Rotaria Rerik. „Eine Zitterpartie mussten wir dabei noch durchstehen“, bekannte Bärbel Gärtner, „da einer der Bewerber der Auffassung war, dass die Ausschreibung nicht ordnungsgemäß gewesen sei“. Deshalb reichte er eine Verfahrensrüge ein, die jedoch von der Vergabekammer zurückgewiesen wurde. Allerdings verschob sich dadurch auch der Baubeginn, der eigentlich schon im Oktober erfolgen sollte. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von einem Jahr.
„Der WAZV geht davon aus, dass durch die Rekonstruktion und Erweiterung der Anlage keine Gebührenerhöhungen zu erwarten sind", sagte Gärtner gestern. Sie schloss allerdings nicht aus, dass sich nicht beeinflussbare Faktoren wie erhöhte Strom- und Mineralölpreise ebenso wie eine steigende Mehrwertsteuer auf die künftigen Gebühren auswirken könnten. Das werde aber erst im nächsten Jahr ermittelt, wenn der WAZV die Kalkulationen für den Zeitraum 2007/2008 aufstellt, so die Geschäftsführerin.Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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