zum Hauptinhalt

DasWAR“S: Ungarn ist Schuld am Karneval

DasWAR“S Warum Peter Könnicke beim Fasching an leere Flaschen denkt Als ich am Donnerstag zur Arbeit kam, waren die Narren schon da. Es war noch nicht einmal Elfuhrelf, doch der Potsdamer Karnevalsverein hatte die Wilhelm-Galerie schon besetzt und Frohsinn verordnet.

Stand:

DasWAR“S Warum Peter Könnicke beim Fasching an leere Flaschen denkt Als ich am Donnerstag zur Arbeit kam, waren die Narren schon da. Es war noch nicht einmal Elfuhrelf, doch der Potsdamer Karnevalsverein hatte die Wilhelm-Galerie schon besetzt und Frohsinn verordnet. Der Lärm hallte durch die Halle und drang ungeniert in unser Großraumbüro. Ich finde Fasching blöd. Unten hüpfte Hans-Georg Meyer durch die Galerie. Meyer macht für den Karnevalsverein die PR. Vor ein paar Jahren habe ich mal ein Interview mit ihm gemacht, in dem er mir erzählt hat, dass die Preußen eigentlich gar kein Narrenvolk sind. Ich fand das ein ziemlich zutreffendes Eingeständnis. Geholfen hat es nicht, denn vorgestern blödelte Meyer wieder herum. Hartz IV wurde zum Witz, Holzmichel zur Hymne und mein Vorbehalt bestätigt. Ich muss allerdings gestehen, dass ich nicht immer ein Karnevalsmuffel war. Als ich in die 2. Klasse ging, wollte ich ein Cowboy sein. Logisch. In der Kaufhalle unseres Wohngebietes gab es für 3,25 Mark Plastepistolen, die ich unbedingt brauchte, die meine Mutter mir aber nicht kaufen wollte. Das Gebot im Jungpionier-Statut, Altpapier und leere Flaschen zu sammeln, war die Lösung meiner finanziellen Nöte. Um an den PVC-Colt zu kommen, entwickelte ich eine ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit und überschritt sogar Grenzen. Ich traute mich in den Hausblock, in dem unsere ungarischen Freunde wohnten, die im VEB Stahl- und Walzwerk Riesa arbeiteten. Mir hatte sich die Freundschaft bis dahin nicht erschlossen, im Gegenteil: Mir waren die Ungarn nicht geheuer. Sie waren laut und beim Fußballspielen auf dem Schotterplatz vor unserem Hochhaus holzten sie wie einst Berti Vogts. Doch als ich mit Herzklopfen und leerem Flaschennetz an ihre Tür klopfte, lernte ich die Ungarn als trinkfreudige und spendable Menschen kennen. Ich hätte mir fünf oder sechs Pistolen kaufen können. Später ließen meine Aktivitäten für eine detailreiche Kostümierung nach. Ich frage mich allerdings, ob mein einst mutig geknüpftes deutsch-ungarisches Freundschaftsband noch immer Bestand hat. Als ich das letzte Mal in Budapest war, kaufte ich mir ein rot-weiß kariertes Hemd. Eine unüberlegte Kauflaune, der Urlaubseuphorie geschuldet. Irgendwie erinnert mich das Hemd an Cowboy-Kleidung. Ich frage mich auch, warum Meyer und seine Jecken am 11.11. eigentlich unter unserer Redaktion den Frohsinn ausgerufen haben. Sollten sie bemerkt haben, wie ich im letzten Jahr neugierig aus dem Fenster geguckt habe? Ich Narr!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })