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Potsdam-Mittelmark: Unmut wegen Abwasserpreisen Gruben-Kunden zahlen fast 150 Prozent mehr

Schwielowsee - Er kenne keine Preise, die sich von einem Tag auf den anderen um 150 Prozent erhöhen, wetterte ein Fercher Bürger am Mittwochabend in der Gemeindevertretung. „Vielleicht die Lebensmittelpreise in Somalia.

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Schwielowsee - Er kenne keine Preise, die sich von einem Tag auf den anderen um 150 Prozent erhöhen, wetterte ein Fercher Bürger am Mittwochabend in der Gemeindevertretung. „Vielleicht die Lebensmittelpreise in Somalia.“ Hintergrund des Unmuts ist die drastische Gebührenerhöhung des Wasser- und Abwasserzweckverband Havelland (WAZV) für die 4200 Kunden, die noch nicht am zentralen Abwassernetz angeschlossen sind. Die Grubenentleerung schlägt seit dem 1. Januar mit 2,91 Euro pro Kubikmeter zubuche, bislang kostete sie 1,19 Euro. „Eine solche Preiserhöhung lässt sich nicht mehr durch die gestiegenen Stromkosten begründen“, meinte der Bürger.

Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) legte den Gemeindevertretern zur Information zwei der zahlreichen Widersprüche vor, die dagegen beim WAZV eingelegt wurden. Neben Werder (Havel) sind auch die Kunden in Groß Kreutz und Kloster Lehnin betroffen, in Schwielowsee ist traditionell nur Ferch am Werderaner Netz. Hoppe ist Vorsitzende der Verbandsversammlung, sie verteidigte die Erhöhung mit der Gesetzeslage: Die Gebühren müssen kostendeckend sein, das waren sie laut der jüngsten Analyse des Verbandes aber nicht mehr. Laut Kommunalabgabengesetz wird zweijährlich neu kalkuliert.

WAZV-Geschäftsführerin Bärbel Gärtner begründete die Preissteigerung mit dem Ausbau des zentralen Abwassernetzes. Die Zahl der Gruben-Kunden ist in den vergangenen fünf Jahren um über ein Drittel gesunken. Trotzdem müsste die Fäkalannahmestation am Kemnitzer Klärwerk weiterbetrieben werden. Die Kosten dafür würden auf immer weniger Kunden verteilt. „Viele glauben, dass sie nur für den Abtransport bezahlen, aber das ist nicht richtig“, so Gärtner.

In den vergangenen Jahren seien die Kosten für die dezentrale Entsorgung nie ausgeglichen worden, währenddessen hätten die Kanalnetz-Kunden zu viel gezahlt. „Vom Gesetzgeber ist vorgesehen, dass jeder Bereich kostendeckend sein muss.“ Dies sei durch die Rechtsprechung bestätigt worden. So sind im Gegenzug am 1. Januar die Abwasserkosten für die knapp 22 000 WAZV-Kunden, die am Kanalnetz angeschlossen sind, deutlich gesunken: von 2,96 Euro pro Kubikmeter auf 2,05 Euro. „Diese Kunden zahlen also erstmals weniger als die anderen“, so Gärtner.

Ferchs Ortsvorsteher Roland Büchner (BBS) ärgert sich dennoch über den Kostenanstieg für die Grubenbesitzer. Für viele Fercher gebe es keine Chance, jemals an die Kanalisation angeschlossen zu werden, das Dorf ist viel zu zersiedelt. „Die Fercher werden dafür bestraft“, meint er. Henry Klix

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