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Von Henry Klix: „Uns“ und „Alle“

Herausforderer Peter Kames führt seinen Wahlkampf gegen Werner Große mit Gelassenheit und Humor

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Werder (Havel) - Wie führt man einen Wahlkampf gegen einen Bürgermeister, der vor acht Jahren fast 80 Prozent der Stimmen auf sich vereinte und als unsinkbares Flagschiff gilt? Mit Gelassenheit und etwas Humor – so versucht Peter Kames, bis zum 14. März die Herzen der Werderaner zu erobern. „Ich will B...B...Bürgermeister werden“, hat er am politischen Rosenmontag in schönstem „Kölsch“ im Schützenhaus gesungen. Die Plakate hängen, an Ständen vor Supermärkten verteilt er seine Flyer, mancher Werderaner hat keine Hand dafür frei. Am Donnerstag sind die Kulis fertig, „dann steigern wir uns langsam“, verspricht Kames.

Zum demokratischen Verständnis gehört für den Kandidaten, dass „man ertragen muss, wenn neben dem Platzhirsch ein Herausforderer antritt“. Dienstagabend war der 55-Jährige beim Vorstellungsgespräch im Glindower Gewerbeverein – und gab vor 40 Gästen ein ordentliches Bild ab. Einige der Gäste sprachen von „Wechsel“, Händeschütteln und gute Wünsche: „20 Jahre sind genug“, meinte einer. Ob das reicht?

Die kleinen Schwächen im „System Große“ hat Kames erkannt, er benennt sie mit Respekt – kein Wahlkampf unter der Gürtellinie, lautet sein Credo. Mehr Bürgerbeteiligung statt „Bürgermeisterpolitik“ wünscht er sich, mehr Mitsprache für die Ortsteile. „Einer für uns“, heißt der Slogan des Amtsinhabers. „Einer für alle“, kontert Kames. Er bleibt dabei, dass Glindow statt der Turnhallensanierung einen größeren Neubau verdient hätte.

Das Blütenfest sieht er auf gutem Weg – das Niveau sollte weiter angehoben werden, „damit Leute, die wir nicht haben wollen, gar nicht erst anreisen.“ Die Entwicklung der Bismarckhöhe stelle er sich anders vor – erst Konzept und Investor, dann öffentliche Gelder für den Bau. Sozial Benachteiligte sollten „ausgeprägter“ unterstützt werden, für ein verbilligtes Schulessen sieht Peter Kames Spielräume.

Wieso ein Zugereister in Werder kandidiert? 40 Prozent der Bürger seien zugezogen. „Ich wurde hier willkommen geheißen und stehe für ein weltoffenes Werder.“ Wie er gegen die CDU/FDP-Übermacht im Stadtparlament ankommen will? „Werner Große ist 60“, antwortet er. Bei der Suche nach einem Nachfolger sieht Kames bald die Reihen hinter dem Bürgermeister bröckeln. Wenn der keine Stimmen mehr für’s Stadtparlament zieht, werde die CDU-Macht kippen. „Die Große-Ära klingt aus – wenn ich gewinne etwas früher, wenn nicht etwas später.“

Kames kandidiert für die Freien Bürger – und erscheint trotz rheinländischen Schalks nicht als Notlösung. Als Vize des Steuer-Referats im Landes-Finanzministerium ist er gerade mit der Schweizer Steuer-CD beschäftigt. „Wenn Herr Große etwas für Werder gemacht hat, habe ich ihm dafür das Geld gegeben.“ Man nimmt ihm ab, dass er einen guten Vertrag für eine öffentlich-private Partnerschaft für das geplante Freizeitbad hinbekommt. An politischer Weitsicht fehlt es nicht: Kames hat als Glindower Gemeindevertreter und Vize-Ortsvorsteher hier viel bewegt, gehörte zu den Ersten, die sich schon 1998 für einen Anschluss an die Kernstadt ausgesprochen hatten.

Peter Kames spielt gern damit, dass er aus Grevenbroich stammt – er wolle es besser machen als Horst Schlämmer bei der Bundestagswahl 2009 und „nicht unterwegs stehenbleiben“. SPD, Grüne und Linke unterstützen den Wahlkampf des Außenseiters, auch die nicht ohne Humor. SPD-Ortschefin Anja Spiegel hat auf facebook schon bei Hape Kerkeling nachgefragt, ob er Kames’ unterstützen würde: „Bisse dabei, Schatzi?“

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