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Potsdam-Mittelmark: Unter Blattgirlanden und Rosetten

Aufwändig wurde die Stuckdecke der Bismarckhöhe restauriert / 300 Gäste bestaunten das Meisterwerk

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Werder - „Das ist nicht zu schaffen, diese Stuckdecke zu rekonstruieren“, glaubte Hannelore Schmelzer von der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz noch als sie vor zwei Jahren zum ersten Mal den einstigen Ballsaal der Bismarckhöhe in Augenschein nahm. Denn die Decke, die seit Jahren dem Verfall preisgegeben war, sah „grausig aus“, erinnert sie sich. Ihre Skepsis überwand sie schließlich, denn der rührige Freundeskreis Bismarckhöhe und das Engagement der Stadtväter beeindruckten sie sehr.

Eine Ahnung vom Glanz des Ballsaales vor rund 100 Jahren, vermittelt nun die rekonstruierte Decke, die in Anwesenheit von Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) am Donnerstagabend erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Eingerahmt von Blattgirlanden und Rosetten, wirkte die Decke wie ein vornehmer Baldachin hoch über den Köpfen von rund 300 Besuchern, die sich dieses weitere Sanierungs-Kapitel der ehemaligen Traditionsgaststätte nicht entgehen ließen.

Rosé war einst der Originalfarbton der Decke, die nun in einer zarten Rosenholztönung den Saal erhellt, trotz der noch vernagelten Fenster. Zuerst musste das Dach saniert werden, das noch mit Asbestplatten abgedichtet war, erzählte Bauleiter Norbert Seidel den PNN. „Dabei traten eine verfaulte Holzverschalung und durchgefaulte Kappen zutage.“ Auch über die Hälfte aller Stuckelemente hatte der Hausschwamm bereits befallen. Trotzdem waren Spuren des Stucks noch ablesbar, und auch alte Fotos waren hilfreich bei der Rekonstruktion. Einige Auslassungen in den runden Stuckrosetten dienten schon vor hundert Jahren dem Rauchabzug und der Entlüftung. Das System wird weiter genutzt und gemäß heutigen Brandschutzanforderungen wurden nachträglich neue Lüftungskanäle eingebaut, ohne den historischen Charakter des Saales zu beeinträchtigen.

Geradezu begeistert war Seidel als er während der Bauarbeiten die alte Stahlbinderkonstruktion entdeckte, unter die die Saaldecke gehängt wurde. „Eine schöne Konstruktion, die zeigt wie sparsam damals das Material eingesetzt wurde.“ Zu beweisen, dass die noch immer tragfähig ist, habe da schon etwas Mühe gekostet, schmunzelt Seidel. Wie raffiniert Material seinerzeit eingesetzt wurde, hat der Ingenieur auch anhand der Kronenleuchter entdeckt. Auf Fotos würden die Prunkstücke wirken, als sei dafür Messing verwandt worden. Doch er fand heraus, dass sie aus ganz normalem Schmiedeeisen hergestellt wurden. Bis zum Herbst sollen nun einige Exemplare nachgebaut werden. Ob sich deren Lichter dann bereits auf dem Eichenparkett spiegeln können, bleibt abzuwarten.

Gefeiert wurde am Donnerstag aber schon zünftig auf der Terrasse, und jeder Sanierungsfortschritt weckt bei den Alteingesessenen Erinnerungen. „Hier wurden 500 Leute zur gleichen Zeit beköstigt. Ruck zuck ging das damals“, erzählte ein 86-jähriger Werderaner. Die Ober hätten gewaltige Tabletts balanciert, und weil es keine Pfennigpreise gab, wie heute mit 99 Cent, sondern glatte Summen, sei auch das Kassieren schnell gegangen. Wochenende war immer Tanz, es gab dufte Musik und manchmal traten im Saal auch Radkünstler auf.

Spätestens zum nächsten Baumblütenfest wird wieder Ballatmosphäre im Großen Saal der Bismarckhöhe herrschen. Davon ist nicht nur Bürgermeister Werner Große (CDU) überzeugt, und auch der bisherige Einsatz vieler Firmen und Einzelpersonen lässt da keine Zweifel aufkommen, dass dieses ehrgeizige Ziel zu schaffen ist. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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