KulTOUR: Unter dem Nussbaum Caputher Bilder
im Heimathaus
Stand:
Schwielowsee - Man freut sich immer wieder über die liebevolle, geradezu mütterliche Behandlung des Caputher „Heimathauses“ durch so viele ehrenamtliche Hände. Sein wunderbar stimmiges Interieur ist ja eine Art Gesamtleihgabe des Ortes, hinzu kommen regelmäßig Ausstellungen, die ihre lokale Bezüglichkeit mitnichten verleugnen. So war das in der Vergangenheit, so auch am Sonnabend, als sich mit Ruth Böhm und Bärbel Krause sozusagen der ganze „Mal- und Zeichenzirkel Caputh“ repräsentiert fühlte. Wieder guter Besuch im historischen Hof dieses Anwesens, wo Arbeiten in Außenvitrinen oder gar Open Air zu sehen waren, bis ein kräftiger Windregen in das Nussbaumgeviert hineinblies. Das Gros hängt freilich in der uralten Sommerküche. Viele offizielle Zungen begrüßten die neue Exposition, das ist jetzt Brauch am Schwielowsee. Selbstverständlich wurde der von Walter Bier gegründete, ostentativ in der Tradition von Magnus Zeller stehende Malkreis gewürdigt. Was sich heute Kurs oder Workshop nennt, so Laudator Frank W. Weber, gehe am Animus dieser verdienstvollen Gruppe vorbei. „Zirkel“ beschreibe einen Kreis Gleichgesinnter, kein Tun auf festgelegte Zeit.
Bärbel Krause gehört zu den Gründungsmitgliedern von 1981. Sie kam zu Walter Bier, weil die Lehrstellen für Porzellanmalerei in der DDR sehr limitiert waren. Bildnerisches Tun bedeutet für sie „Entspannung, die Seele baumeln lassen“. Ihre Spezialität, das Pastell, hat sie zu einer gewissen Perfektion geführt. Trotz ihres scheinbar pflichtgemäß realistischen Zugangs wirken die „Caputher Häuser“ am Einsteinplatz oder „Pappeln im Spiegelbild“ immer auch etwas märchenhaft. Feen, Hexen, Gnome kann man sich in solch verfeinertem Ambiente völlig problemlos vorstellen, zuerst in ihrem „Blumengarten“ natürlich. Man muss sie nur suchen! Die „Caputher Schlosstreppe“ gehört selbstverständlich umgehend ins „Churfürstliche“ Kabinett gleich nebenan.
Ruth Böhm gehört noch zur Kriegsgeneration, hat aber auch schon vierzehn Jahre Zeichenzirkel „auf dem Buckel“. Ihre Kunst soll, wie sie in ihrer Vita schrieb, „eine Lücke“ in ihrem Leben ausfüllen. Offenbar gelingt ihr das auch sehr gut. Sie hat andere Augen, andere Erfahrungen, eine andere Hand, logisch, dass ihre Bilder auch einen anderen Charakter und Ausdruck haben. Vergleichen darf man da eh nichts. Teils in Pastell, aber auch mit Öl und Acryl gefertigt, strahlen sie oftmals Unruhe aus, „Wüstenfeuertanz“ oder „Neue Energien“. Doch hält auch sie es mit den „ganz normalen“ und stillen Sujets, Blumen, Landschaft, Häuser. Ihre Art des Abbildens ist etwas härter, sie markiert in Farbe und Form gern Grenzen, als sollte da (außer beim Pastellieren) nur nichts ineinander geraten. Prägnanter als Frank Weber kann man die Arbeit des Zirkels, mithin der beiden Geehrten, gar nicht beschreiben: Ob immer getroffen oder nicht – „Kunst“ heißt das Thema, sonst nichts...
Ausstellung im Heimathaus Caputh, bis 30. August, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr
Gerold Paul
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