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Potsdam-Mittelmark: Unternehmer will Kemnitz leiser machen

Inhaber der umstrittenen Pektinfabrik will 200 000 Euro für Wälle an Bahntrasse beisteuern

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Werder (Havel) - Seit Jahren werden die Kemnitzer vom Eisenbahnlärm geplagt – die Bahntrasse liegt offen am Ortsrand. Ein örtlicher Unternehmer will nun durch eine Finanzspritze den Bau von Lärmschutzwänden forcieren: Er hat dem Rathaus zugesagt, die Hälfte der Gesamtkosten von 400 000 Euro dafür zu tragen. Nach PNN-Informationen handelt es sich um den Inhaber des in Kemnitz umstrittenen Pektinwerks der „Herbstreith & Fox KG“, Gerhard F. Fox. Initiiert hat den Deal die CDU-Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig nach einem Vor-Ort-Termin.

Fox gehört nicht nur das Pektinwerk, dessen Erweiterungspläne derzeit, unter anderem wegen des befürchten Lärms im Ortsteil Kolonie Zern, heiß diskutiert werden. Er hat vor einigen Jahren auch das Rittergut Kemnitz gekauft und bewohnt zeitweise mit seiner Familie das Herrenhaus auf dem Gutsgelände.

Sein Sohn Christian Fox hat unlängst das Restaurant mit Pension „Zum Rittmeister“ übernommen, das sein Vater zuvor verpachtet hatte. Christian Fox war Dienstagabend auch Gast der Ortsbeiratssitzung, bei der die Pläne für die Lärmschutzeinrichtungen an der Bahntrasse vorgestellt wurden. Zum Thema äußerte er sich aber nicht, auch nicht auf PNN-Anfrage. Die Gäste des „Rittmeisters“ würden von den Lärmschutzeinrichtungen sicher profitieren, meint Ortsvorsteher Thiele.

Vor allem für die Kemnitzer, die direkt an der Bahntrasse wohnen, würde es deutlich leiser werden: Vorplanungen dafür wurden bereits vom Werderaner Planungsbüro „Josch Bender“ im Bahnauftrag erstellt. Demnach würden zwischen Bahnübergang und westlichem Ortsausgang auf 830 Metern Länge zwei Meter hohe Wälle gebaut, an engeren Stellen Wände. Die in einem Gutachten errechnete Lärmbelastung von bis zu 64 Dezibel könnte auf etwa 54 Dezibel abgesenkt werden, so Bender. Dezibel sind eine logarithmische Größe, die empfundene Lautstärke würde sich zwischen Gleisen und Dorfstraße in etwa halbieren.

Ortsvorsteher Joachim Thiele glaubt nach eigenen Lärmmessungen, dass die Lärmbelastung im Ort sogar bei über 72 Dezibel liegt. Damit würde nicht nur der in der Nacht geltende Grenzwert von 62 Dezibel, sondern auch der Tageswert überschritten. Thiele hofft nun gemeinsam mit der Stadtverwaltung Werder, dass sich die DBAG an den Kosten beteiligen wird.

Eine denkbare Rechnung sieht so aus: 200 000 übernimmt Fox, 100 000 die Deutsche Bahn, 50 000 die Stadt und 50 000 die Kemnitzer Bürger. Wie das Geld im Ort aufgeteilt werden soll, ist noch offen. Bis zur nächsten Ortsbeiratssitzung in sechs Wochen sollen Modelle dafür entwickelt werden. Danach erst sollen konkretere Entscheidungen fallen. Im Ortsbeirat gab es von mehreren Bürgern Zustimmung für die Verfahrensweise.

Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß sprach ein weiteres Problem an: Die Stadt müsste für die Wälle von einem guten Dutzend Grundstücksbesitzern einen Streifen abkaufen. Auch dafür gab es im Ortsbeirat bereits erste Zusagen. Saß warnte derweil: „Wenn einer ausschert, wird es nicht mehr funktionieren.“ Denn Zwang werde es weder bei den Grundstücksankäufen, noch bei der Umlage der Kosten geben. Henry Klix

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