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Von Gerold Paul: Unterwegs zu den Altvorderen

Das Teltower Land – vorgestellt im druckfrischen Heimat-Magazin 2009

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Region Teltow - Eine „gute alte Zeit“ werden die Altvorderen auch in unserer Region wohl nicht gehabt haben, schreibt der Mahlower Verleger, Lektor und Autor Guido Zenkert seinem druckfrischen „Heimatmagazin 2009“ ins Vorwort. „Aber sie hatten Visionen, Ziele, Pläne und schufen mit Augenmaß oft Erstaunliches, an dem wir heute noch auf unseren Streifzügen durch das Land und durch die Dörfer Gefallen finden.“ Land heißt hier Teltower Land, und an Dörfern ist da von Schenkenhorst bis Stahnsdorf, von Nudow bis Kleinmachnow wirklich kein Mangel. Selbstverständlich Berlin inklusive, denn im natürlichen Umland von Teltow lief ja früher einiges anders: Zehlendorf war bis 1860 dem Kirchensprengel Gütergotz zugeordnet, „das vergessene Dorf Schönow“ seinem südlichen Nachbarn.

Wieviel Ländlichkeit davon noch übriggeblieben ist, beschrieb Walter Heidbrink bereits 1990. Man sieht, unter den vierundvierzig Beiträgen sind einige älteren Datums, und hinter manchen der 23 Autorennamen steht ein Kreuz: Dieter Mehlhardt, Eugen Chill, Herbert Lange ... Somit darf der reich illustrierte Heimatkalender des zweiten Jahrgangs zugleich ein Stück „menschlicher Erinnerungskultur“ für sich reklamieren. Hier stehen kleine Begebenheiten neben großen, Bekanntes neben Unbekanntem, so soll es in einem Lesebuch sein.

Der Leser erfährt beispielsweise von einer 600-jährigen Brau-Tradition in Teltow. Allerdings schien der Name „Krähendreck“ das Endprodukt so wenig zu adeln wie in Gransee, dort nannten die Altvorderen das Selbstgemachte „Mistpfuel“. Ein anderer Beitrag erklärt, warum das Kleinmachnower Kriegerdenkmal aus dem Ersten Weltkrieg zu den teuersten in Deutschland zählt. Neben solch eher anekdotischen Sachen gibt es zahlreiche Beiträge, die im besten Sinn Heimat-Geschichte bedeuten. Aus Güterfelde erfährt man die Geschichte des Pfarrhofes, lernt den Schlossherren August Friedrich Grothe kennen und hört sogar von einem „geheimnisvollen Sammelgrab“. Aus Teltow wird von einem „Kreisblatt“ berichtet, welches 90 Jahre lang, bis 1945, dort den Ton angab. Sonst waren es ja die berühmten Rübchen. Hübsch jener Beitrag über einen Bäckermeister, der sein Haus kurz vor dem Zweiten Krieg ordnungswidrig verklinkert hatte. Die Stadt beauflagte ihn, diese Verblendung „bis 3 Monate nach Kriegsende“ zu entfernen. Dazwischen Ruhlsdorfer Anekdoten und Sputendorfer Geschichten, ein Rundgang durch Nudow, welches in diesem Jahr sein 650. Jubiläum begeht, Erinnerungen an den in Stahnsdorf begrabenen Seher Hanussen, an Hans Otto, an den Schriftsteller Nordahl Grieg, vielleicht doch über Kleinmachnow abgeschossen.

Hohenzollernfans werden sich über den Beitrag zu Prinz Friedrich Karl von Preußen, seine Verbindung mit Düppel und dem Jagdschloss Dreilinden freuen, Hake-Freunde über dessen verzweigten Stammbaum. Wie sich die Parforceheide von Güterfelde bis zum Berliner Stadtforst zieht – ihre Geschichte erzählt der erste Beitrag ausführlich – so machen einige Aufsätze die „historische Verflechtung“ zum nördlichen Nachbarn konkret. Neben Schönow und dem Düppel gibt es ein Eingedenken an den 1778 Zehlendorf passierenden Goethe und eine Reminiszenz über die dortige Freimaurerloge seines Namens, leider um 1911 endend.

In der Durchschau eine wunderbare Lektüre zum Kreuz-und-Quer-Schmökern, aber auch beim Wandern und Entdecken unterwegs, zu den Visionen und Werken der Altvorderen.

„Heimat-Magazin 2009 – Das Teltower Land“, 140 Seiten mit Illustrationen, Zenkert Verlag Mahlow 2009

Gerold Paul

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