Potsdam-Mittelmark: Üppiger Theaterherbst
Ab Oktober wird eine neue Regisseurin in Michendorf gleich mit zwei Stücken in die Saison starten
Stand:
Michendorf - Die Zukunft des Michendorfer Theaters scheint gerettet: Die Berliner Regisseurin Christine Hofer startet im Oktober gleich mit zwei Stücken an der Kleinen Bühne in der Potsdamer Straße. Dabei könnte sie die künstlerische Leitung übernehmen, später möglicherweise auch das Theater selbst. Der bisherige Theaterchef Siegfried Patzer will wie berichtet seinen Mietvertrag, der Mitte des Jahres 2015 auslaufen wird, nicht verlängern.
„Wir müssen jetzt aber erstmal sehen, wie die Michendorfer und ich zusammenkommen“, kommentiert Christine Hofer die Pläne. In dieser Woche haben bereits die Proben für ihre beiden Inszenierungen begonnen – die Komödie „Altweiberfrühling“ und Patrick Süßkinds „ Der Kontrabass“, ein humoristisches Ein-Mann-Stück. Mit dem Start der Produktionen will sie in Michendorf jetzt erste Kontakte knüpfen: „Ich möchte mich mit den Zuschauern und Schauspielern auseinandersetzen und mich dadurch an das Haus fest binden und den Spielplan mitgestalten.“
Erstaunt war sie über die Begeisterung am Michendorfer Theater: „Selbst der Beleuchter macht Vorschläge zu den Stücken.“ Soviel Lust am Schauspiel habe sie schon lange nicht mehr erlebt. Die Laienschauspieler seien regelrecht spielwütig. „Aus dieser Begeisterung heraus habe ich eigentlich mal angefangen, diesen Beruf zu studieren“, betont Hofer.
Die 38-jährige Regisseurin hat bisher deutschlandweit an Stadttheatern, unter anderem in Rostock, Magdeburg, Krefeld, Heidelberg und Heilbronn, inszeniert. Immer auf der Durchreise konnte sie bisher nur wenig Bindung zum Publikum aufbauen: „Meist bin ich schon wieder weg und weiß gar nicht so genau, wie das Stück bei den Menschen angekommen ist.“
In Michendorf will sie jetzt einiges verändern: Es soll Publikumsgespräche und Matinees nach Vorstellungen geben. Damit hofft sie herauszufinden, was den Michendorfern gefällt oder sie stört. Ihr Ziel: „Ich will die Michendorfer noch mehr wachrütteln und neugierig machen auf die Kleine Bühne.“ Auch im Ensemble der Laienschauspieler sei noch Platz für Ortsansässige. „Viele kommen bisher aus Berlin. Es wäre toll, wenn sich jemand traut, vor seinen Nachbarn auf der Bühne zu stehen.“
Den Theaterherbst gleich mit zwei Stücken einzuleiten, ist auch eine der Ideen von Christine Hofer. „Ich will versuchen mit zwei Produktionen ein kleines Repertoire aufzubauen.“ Dafür soll es dann jeweils ein größeres Stück mit dem Ensemble aus Amateurschauspielern geben und ein kleineres Stück mit einem Profischauspieler. Das Süßkind-Stück passe daher sehr gut zu der Aufteilung: „Darin geht es ja um einen Musiker, der dem Publikum im Monolog erzählt, wo ihn der Schuh drückt, und zwar, dass er eigentlich eine Frau sucht“, erklärt die Regisseurin. Der Berliner Schauspieler Mirko Ztschocke, den sie gut kennt und der unter anderem auch für das Potsdamer Poetenpack Anton Tschechows „Onkel Wanja“ spielte, wird die Rolle übernehmen.
Ob so viel Theater auch in Michendorf gut ankommt? „Das wird sich zeigen, ob die Leute zwei Wochenenden nacheinander im Theater verbringen wollen.“ Mit den beiden komödiantischen Stücken plant sie, das Publikum mitzunehmen. Damit meint sie, Geschichten zu präsentieren, die den Zuschauern nahe sind. „In jeden Stoff kann man regionale Raffinessen reinbringen.“ Doch um die zu kennen, müsste das Theater zu einem kleinen öffentlichen Raum werden. „Da trifft man sich und kann was loswerden.“
Aus ihrer kleinen Heimatstadt Kremmen im Landkreis Oberhavel weiß sie, dass die Einwohner verärgert sind, dass dort eine Straße über ihre Köpfe hinweg gebaut werde. „Man vermutet Filz“, sagt Hofer. Stoffe wie Shakespeares King Lear würden in so einer Situation gut passen. „Die Leute erkennen dann vielleicht, dass sie auch so einen König bei sich sitzen haben.“ Das Publikum brauche etwas, in dem es sich wiederfinden könne.
Passend könne für Michendorf auch der „Altweiberfrühling“ sein, so Hofer. Bei der Komödie werden vier ältere Damen noch mal aktiv und eröffnen in einem kleinen Dorf einen Dessousladen. Die Aufruhr im Ort ist groß. Bei dem Stück soll auch ein Chor mitsingen. „Den suchen wir noch händeringend“, so Hofer. Sie wünsche sich, dass Michendorfer Sänger Lust haben, mitzumachen. Eva Schmid
Premiere wird die Komödie „Altweiberfrühling“ am 25. Oktober feiern. Davor gibt es am 20. Oktober eine Matinee zu dem Stück. „Der Kontrabass“ wird ab dem 11. Oktober gezeigt. Am 12. Oktober ist ein Publikumsgespräch dazu geplant.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: