Potsdam-Mittelmark: Verbotene Honig-Krise
Teltower Kunstsonntag mit Nachspiel bei den Stadtverordneten
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Teltow - Der gelungene 2. Teltower Kunstsonntag am 1. November hatte am Mittwochabend ein Nachspiel in der Stadtverordnetenversammlung. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) stand in der Kritik, weil er im Vorfeld der Veranstaltung eine von Wolfgang Eberhardt und Gernot Grisbach geplante Aktionskunst verboten hatte – gegen den Willen der Initiatoren von der Agenda 21. „Das ist ja wie in eine Diktatur“, musste sich Schmidt von der Vorsitzenden des Kulturausschusses, Ilona Herrmann (Linke) vorwerfen lassen.
Der Stein des Anstoßes: Unter dem Motto „Wir versüßen die Krise“ wollten die beiden Künstler mit gefüllten Honiggläsern den Schriftzug „Krise“ gestalten. Im Laufe des Tages hätten die Besucher die Honiggläser kaufen und somit symbolisch die Krise auflösen können. Für jedes Glas sollte es zusätzlich eine kleine Karl-Marx-Büste geben.
Schmidt bedauerte am Mittwochabend die Ausmusterung. Es habe im Vorfeld des Kunstsonntags viele Diskussionen auch über die Kunstwerke gegeben. Die Absage an die Künstler sei eine „absolute Kommunikationspanne“ gewesen. Persönlich sei er jedoch schon der Meinung, dass das Thema Krise zu ernst sei, um es in solch heiterer Form aufzugreifen. „Viele Menschen sind hart betroffen und würden das wohl nicht verstehen“, erklärte Schmidt. Damit erntete er heftigen Widerspruch aus der FDP-Fraktion. Ernsthafte Probleme könnten natürlich mit Humor behandelt werden, sagte Eberhard Derlig und erinnerte an eine Wanderausstellung mit Cartoons zum Thema „Menschen mit Behinderung“, die jüngst im Teltower Rathaus zu sehen war.
Im Blick voraus auf den 3. Kunstsonntag scheinen die Wogen im Kunststreit mittlerweile geglättet. Schmidt sagte, er habe mit den betroffenen Künstlern gesprochen. „Im kommenden Jahr sollen sie auf alle Fälle dabei sein.“ In diesem Jahr hatten insgesamt 76 Künstler an sieben verschiedenen Orten in der Stadt ausgestellt. Hagen Ludwig
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