zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Verhandlungspoker um Blütentherme

Die Kristall Bäder AG bietet die Offenlegung des ÖPP-Vertrags an und fordert von der Stadt, ihre Hausaufgaben zu machen. Das Rathaus sieht keine Chancen mehr für eine Eröffnung in diesem Jahr

Stand:

Werder (Havel) - Verhandlungspoker um die Blütentherme: Der Aufsichtsratsvorsitzende der Kristall Bäder AG, Heinz Steinhart, hat gestern angeboten, Teile des Vertrages zum Bau des neuen Werderaner Bades zu veröffentlichen. „Wir haben nichts zu verheimlichen, Transparenz ist kein Problem“, sagte Steinhart den PNN. Damit reagierte er auf eine Forderung der Werderaner SPD, die in der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend allerdings keine Mehrheit fand. „Mich hat das überrascht“, so Steinhart. „Man hätte darüber reden können.“

Die Transparenz-Debatte hatte nach einer Nachforderung der Kristall Bäder AG an die Stadt Werder begonnen: Zum vereinbarten Festpreis für den Bau der Therme von 18 Millionen Euro soll das Rathaus 900 000 Euro nachzahlen. Steinhart beruft sich auf eine Vertragsklausel, wonach Mehrkosten, die nicht auf sein Unternehmen zurückgehen, von der Stadt getragen werden müssen. So gab es Verzögerungen und Auflagen der Baugenehmigung des Landkreises und Probleme bei der Gründung. Insgesamt seien dadurch nach Angaben des mittelfränkischen Unternehmens 3,3 Millionen Euro Mehrkosten entstanden. Steinhart: „Wir wollen gar nicht alles von der Stadt Werder.“ Außerdem soll die Therme am Zernsee mit vier Millionen Euro zusätzlicher Mittel der Kristall Bäder AG „opulenter“ werden.

Vom Rathaus war bislang kommuniziert worden, dass die Stadt nur Mehrkosten zu übernehmen hat, wenn sie direkt auf die Stadt zurückgehen, zum Beispiel neue Wünsche zur Badausstattung angemeldet werden. Das war nicht der Fall. Zur Preisbindungsfrist hat die Rathausspitze gegenüber den Stadtverordneten unterschiedliche Daten genannt, zeitweise war sogar von Regressansprüchen die Rede, wenn das Bad später fertig wird. Der Start wurde bereits dreimal verschoben. Genaues weiß man nicht, denn zum Vertrag zu der öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen Kristall Bäder AG und Werder wurde Stillschweigen vereinbart. Zum Unmut der SPD.

„Wir durften den Vertrag lediglich einmal einsehen, mehr nicht“, sagte SPD-Fraktionschefin Anja Spiegel bei der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend. Deshalb müssten sich die Stadtverordneten umso mehr auf die Aussagen des Rathauses verlassen müssen. „Das können wir offenbar nicht.“ Nachfragen, ob es durch die Baugrundprobleme oder die verzögerte Baugenehmigung zu Kostensteigerungen kommen könne, seien stets verneint worden. „Entweder die Kristall Bäder AG träumt oder das Rathaus hat den Vertrag nicht verstanden“, so Spiegel.

Christian Große (CDU sprach von einer „gespielten Empörung“: „Wir sind in einer Situation, dass ein Vertragspartner Mehrkosten geltend machen will. Das wird geprüft und über das Ergebnis muss man dann reden.“ Mit einer Vertragsveröffentlichungen Informationen an Mitbewerber preiszugeben, wäre in dieser Situation ein Fehler, meint Große.

Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß bot an, dass der Vertrag von den Stadtverordneten jederzeit eingesehen werden kann. „Wir sind von der Nachforderung von 900 000 Euro selbst überrascht worden“, so Saß. Das diesbezügliche Schreiben der Kristall Bäder AG sei „nicht prüffähig“. Die Stadt habe deshalb darum gebeten, die Positionen und Einzelforderungen detailliert darzulegen und die Vertragspositionen zu begründen. „Wir verstehen uns aber nach wie vor als Partner“, betonte Saß.

Heinz Steinhart äußerte gestern Verständnis für den Wunsch des Rathauses, die detaillierte Aufstellung werde Anfang nächster Woche nachgereicht. Ob die Therme wie versprochen in diesem Jahr fertig wird, liege letztlich an der Stadt. „Die wird ihre Hausaufgaben machen müssen“, so Steinhart. Im Rathaus wird mit einer Fertigstellung bis Dezember derweil nicht mehr gerechnet.

In einem aktuellen Sachstandsbericht von Bürgermeisters Werner Große (CDU) heißt es wörtlich: „Es wird zielstrebig am Schließen der Außenhülle vor Wintereinbruch gearbeitet, damit die Innenarbeiten ungehindert fortgesetzt werden können.“ Damit dürfte ein Eröffnungstermin noch zum Jahresende zumindest aus städtischer Sicht endgültig erledigt sein. Laut Sachstandsbericht sind der Rohbau, das Dach- und Fassadentragwerk, die Innenwände des Erdgeschosses und die Rohinstallation zwar inzwischen komplett abgeschlossen. Die Glasfassade ist demnach aber erst zu 10 Prozent fertig, die Lüftung zu 40 Prozent, Dachverschalung und Dachdichtung zu 85 Prozent und Saunadach und Treppe zur Dachterrasse zu 50 Prozent.

Unterm Strich betrage der aktuelle Leistungsstand 60 Prozent, so der Bürgermeister. Dementsprechend seien 10,8 Millionen Euro an die Kristall Bäder AG bezahlt worden, die das Bad betreiben und später kaufen soll.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })