
© Kai-Uwe Heinrich
Radeln neben der Bahn: Verkehrsclub will Radweg neben Stammbahntrasse prüfen lassen
Der VCD will einen Radschnellweg möglichst neben statt auf der Stammbahn zwischen Kleinmachnow und Berlin, damit später noch Züge fahren können. Die lehnt eine Bürgerinitiative ab.
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Kleinmachnow - Zwischen Kleinmachnow und Berlin können Radfahrer womöglich künftig auf einem neuen Radweg parallel zur Stammbahntrasse fahren. Angesichts der Diskussion in einigen Berliner Bezirken, einen Radschnellweg auf der Trasse der ehemaligen Stammbahn einzurichten, fordert der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD), zu prüfen, ob der Weg neben der Trasse Platz hätte. Grund dafür sind Befürchtungen, dass der Bau eines Radweges direkt auf der Trasse den möglichen Wiederaufbau der Bahn verhindern würde (PNN berichteten).
Grundsätzlich sieht der VCD den Bau des Radweges positiv. In einem Positionspapier der Arbeitsgruppe Bus und Bahn des Landesverbandes Nordost, das den PNN vorliegt, heißt es, der kreuzungsfreie Weg sei eine attraktive Ergänzung des Netzes. Es müsse aber geprüft werden, ob der Radweg nicht neben der Bahntrasse Platz habe, da unklar ist, ob man ihn für eine zukünftige Reaktivierung der Bahn zurückbauen könnte. Für den Streckenabschnitt innerhalb Berlins sieht der VCD noch eine Alternative. „Angesichts zunehmendem Radverkehrsanteil und sinkendem Autoverkehrsanteil könnte geprüft werden, die Autobahn 103 zu einer Schnellstraße zurückzubauen und den gewonnenen Raum für einen Radschnellweg zu nutzen“, heißt es im Positionspapier. Die A 103 ist ein wenige Kilometer langes Teilstück der Bundesstraße 1.
Stammbahnaufbau ist "unverzichtbar"
Den Wiederaufbau der Stammbahn, die 1938 als erste Bahn Preußens zwischen Berlin und Potsdam errichtet und seit 1945 nicht mehr befahren wurde, sieht der VCD als „unverzichtbare Ergänzung des Liniennetzes“ an. Regionalverkehr auf der Stammbahn könne die Strecke von Potsdam über Wannsee in die Berliner Innenstadt entlasten, eine Alternative bei Störungen sein sowie Kleinmachnow besser an den Nahverkehr anbinden. Ähnlich hatten sich zuvor Berlins Bahnbevollmächtigter Alexander Kaczmarek und Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) geäußert.
Zweifel daran, dass die Stammbahn den Kleinmachnowern einen besseren Nahverkehr bietet, gibt es dagegen bei der Initiative Schutzgemeinschaft Stammbahn, der etwa 75 Kleinmachnower und Berliner angehören. Gegründet wurde sie von den Anrainern der Stammbahntrasse, inzwischen gibt es laut dem Vorsitzenden Peer Hartwig aber viele Mitglieder, die nicht an der Strecke wohnen. Hauptkritikpunkt der Initiative ist, dass die Stammbahn zusätzlichen Autoverkehr durch Kleinmachnow von Pendlern aus der Region bringen würde, die Kleinmachnower dadurch aber keine bessere Anbindung hätten. Sie müssten noch immer erst in den Bus steigen, um dann zum möglichen Bahnhof zu gelangen. „Nur zwei Bushaltestellen weiter befindet sich jedoch bereits der S-Bahnhof-Mexikoplatz, von dem aus man ebenfalls in die Innenstadt kommt“, so Hartwig gegenüber den PNN. Er rechnet damit, dass ein Wiederaufbau 60 Millionen Euro kosten würde. „Das Geld sollte man lieber in Regionen bringen, die weniger Nahverkehr haben oder wie Stahnsdorf und Teltow weiter wachsen.“
Schranken könnten zu Stau führen
Zudem würde die Stammbahn drei Straßen kreuzen, was beschrankte Bahnübergänge nötig mache. Besonders auf der Karl-Marx-Straße würde das lange Staus bedeuten. An den Bau einer Unterführung glaubt er nicht, da man dafür ein extra Planfeststellungsverfahren bräuchte. Da die Stammbahn noch immer als Bahntrasse gewidmet ist, müsste man für den Wiederaufbau der Gleise in bisheriger Weise keine aufwendigen Pläne machen. Selbst ein Schallschutz für die Anwohner der Trasse sei gesetzlich nicht vorgeschrieben. Enrico Bellin
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