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Potsdam-Mittelmark: Verkrustete Strukturen sollen aufgebrochen werden

Die Koordinierungsstelle des Landkreises sucht verstärkt Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen

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Potsdam-Mittelmark - Den sozialen Vereinen und Einrichtung mangelt es an ehrenamtlichem Nachwuchs. Das ist im vergangenen Jahr auch in Potsdam-Mittelmark immer wieder deutlich geworden. Auf einer Fachtagung für Freiwilligenarbeit im Landkreis wurde das Problem von den Vereinen deutlich benannt. Welche Gründe es für das fehlende Engagement vor allem junger Menschen gibt, das will Steffi Wiesner, in Potsdam-Mittelmark zuständig für die Koordination von Freiwilligenarbeit, im kommenden Jahr den Vereinen verstärkt aufzeigen.

„Oft sind es verkrustete Strukturen und starre Hierarchien, die Jugendliche abschrecken“, erklärt sie. Ideen junger Mitarbeiter würden häufig mit den Worten „Das haben wir immer schon so gemacht“ abgewiegelt, oft hätten sie zu wenig Mitspracherecht. „Dazu kommt, dass junge Mitglieder in sozialen Verbänden und Vereinen zu spät angelernt werden und erst dann Verantwortung übernehmen sollen, wenn ältere Vorstandsmitglieder ausfallen“, so Wiesner. Sie selbst könne die Akteure des Bürgerengagements bei ihrer Suche nach Nachwuchs allerdings nur beraten, letztlich müssten Vereine wie etwa die Mehrgenerationenhäuser, Eltern-Kind-Zentren, Kirchen und Freiwillige Feuerwehren selbst etwas verändern wollen.

Durch den demografischen Wandel wird ehrenamtliche Arbeit zunehmend wichtiger: Derzeit leben rund 90 000 Pflegebedürftige in Brandenburg, bis zum Jahr 2030 werden es laut Prognose des statistischen Bundesamts 131 000 Menschen sein. Auch im Kulturbereich läuft nichts ohne Bürgerengagement: Die 54 Museen im Landkreis werden in den allermeisten Fällen ehrenamtlich betrieben.

Wiesners Koordinierungsstelle für Freiwilligenarbeit und Bürgerengagement vermittelt jährlich etwa 50 Menschen an gemeinnützige Organisationen in Potsdam-Mittelmark. Derzeit werden zum einen Menschen gesucht, die sich gern für Senioren einbringen möchten. „Das kann ambulant in Privatwohnungen, aber auch in Wohngruppen oder Seniorenheimen sein“, erklärt Wiesner. Meist geht es darum, mit den Betroffenen spazieren zu gehen, Spiele zu spielen oder einfach nur zuzuhören.

Gleichzeitig will Wiesner 2012 aber auch aktive Senioren für freiwillige Hilfsdienste gewinnen. „Im „Europäischen Jahr des aktiven Alterns“ möchte sie ältere Menschen dafür begeistern, in die Schulen zu gehen, beispielsweise als Mediatoren Schülerstreit zu schlichten und Kinder in Konfliktsituationen zu beraten. Eine Ausbildung dafür bietet unter anderen die Potsdamer „Senior Partners in School“ (SIS) an. „Derzeit sind 58 Senioren in 26 Schulen im Einsatz, unter anderem in Teltow, Kleinmachnow und Ruhlsdorf“, sagt SIS-Sprecherin Ulrike Canter.

Geht es nach Steffi Wiesner, sollen die Schulkinder in der Mark aber nicht nur durch Ehrenamtler gefördert werden, sondern auch frühzeitig selbst in soziale Einrichtungen, Natur- und Umweltverbände oder Migrantenorganisationen hineinschnuppern, etwa in Form von Projekttagen. „Nur so lässt sich das Nachwuchsproblem langfristig beheben“, ist Wiesner überzeugt. Ariane Lemme

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