
© Enrico Bellin
Potsdam-Mittelmark: Vermisst auf der Ostsee
Wilhelmshorster, der mit seinem Kanu Rügen umrunden wollte, wird seit Tagen von der Polizei gesucht
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Michendorf/Rügen - Es sollte eine schöne Sommertour werden, jetzt bangen Freunde und Bekannte um den 69 Jahre alten Peter Gericke aus Wilhelmshorst. Der Architekt ist vor zehn Tagen aufgebrochen, um auf einer einsamen Tour mit seinem roten Kanu die Inseln Hiddensee und Rügen zu umrunden. Seit Mittwoch gilt der Mann als vermisst, bisher fehlt von ihm jede Spur. Eine großangelegte Suchaktion der Polizei mit Schiffen und Hubschrauber ist bis Donnerstagabend erfolglos geblieben.
„Wir gehen davon aus, dass er am 12. Juni in See gestochen ist“, sagte Polizeisprecherin Cathleen Kohr von der Stralsunder Polizeiinspektion. Gestartet sei Gericke vermutlich von einem kleinen Hafen am Festland in Barhöft. Von dort brechen regelmäßig meist geführte Paddeltouren zur naheliegenden Insel Hiddensee auf.
Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass Angehörige den Wilhelmshorster überhaupt als vermisst gemeldet haben: „Eine Polizeistreife hat sein Auto auf einem Parkplatz entdeckt und eine Halterabfrage gemacht, da der Wagen dort mehrere Tage lang abgestellt war“, so Kohr. Die Frau von Peter Gericke wurde in Wilhelmshorst angerufen, sie informierte die Polizei, dass ihr Mann zur Kajaktour aufgebrochen sei. Seitdem er aufgebrochen ist, hatte sie keinen Kontakt mehr mit ihm. Das letzte Mal habe Gericke mit einem Bekannten am 12. Juni telefoniert, so Kohr. „Vermutlich kurz bevor er in See gestochen ist.“ Zwar habe man das Handy zunächst orten können, seit Tagen sei es aber ausgeschaltet.
Der Architekt, der im Wilhelmshorster Irisgrund lebt, ist bekannt in der Gemeinde. Seit Jahren lebe Gericke im Ort, so Ortsvorsteher Gerhard Sommerlatte. Die Suche nach ihm läuft seit Mittwoch auf Hochtouren: Die Wasserschutzpolizei ist mit drei Booten unterwegs. Gesucht wird rund um Hiddensee und Rügen entlang der Rügenschen Boddenkette, am Vitter- und Schaproder Bodden. Das Suchgebiet erstreckt sich auf mehr als 160 Kilometer. Auch an Land, rund um Stralsund, hält die Polizei Ausschau nach dem Mann.
Viele Urlauber helfen bei der Suchaktion mit. Aus der Bevölkerung seien bereits viele Hinweise gekommen, dass ein roter Einsitzer gesichtet worden sei. Demnach sei ein Mann mit einem solchen Boot bei Schaprode gesehen worden. Der Ort liegt im westlichen Teil von Rügen, gegenüber von Hiddensee.
„Ein Anrufer will ihn aber auch im Bereich Barth gesehen haben“, so die Polizeisprecherin. Barth liegt weiter westlich, unterhalb vom Darß. Daher weite man jetzt auch die Suche auf die Bodden am Darß aus. „Es kann sein, dass der Mann aufgrund der Wetterlage seinen Plan, Rügen zu umrunden, aufgegeben hat“, so die Polizeisprecherin.
Bestes Kanuwetter gab es in den vergangenen Tagen in der Tat nicht. Laut dem Deutschen Wetterdienst hat es zwischen dem 13. und 14. Juni anderthalb Meter hohe Wellen gegeben. Der Wind blies mit fünf bis sechs Windstärken. „Auch in den letzten Tagen hat es hier starken Wind gegeben“, sagt Peter Kümpers. Er ist Kajaklehrer auf Rügen. Um Hiddensee herumzukommen, sei leicht mit einem Kanu, „Rügen ist da schon schwieriger, zumal, wenn man nicht immer direkt an Land entlang fährt.“ Gerade bei starkem Wind aus Richtung Nord-West sei so eine Tour kaum zu schaffen. „Man kommt mit dem Boot nicht gegen den Wind an.“
Die knapp 200 Kilometer lange Rundtour um Rügen sei nur etwas für Geübte. „Und auch die müssen Sicherheitsfaktoren einhalten.“ Dazu zähle eine gute Fitness der Hobbysportler und ein gut ausgerüstetes Boot. „Wichtig ist auch eine Spritzdecke, um die Eskimorolle zu machen.“ Zudem müsse das Wetter stimmen und man sollte nur in der Gruppe paddeln. „Ist einer der Faktoren nicht gegeben, wird es schwierig“, so Kümpers. Der Lehrer geht jedoch davon aus, dass es Gericke gut geht. „Er wird irgendwo im Gebüsch sitzen und abwarten, bis der Wind schwächer wird.“ In der Wildnis gebe es keine Steckdose zum Handy laden.
Wie lange nach Peter Gericke gesucht werde, ist derzeit noch unklar, so Polizeisprecherin Kohr. „Wir suchen von morgens bis Mitternacht.“ Solange es Chancen gebe, den Vermissten lebend zu finden, laufe die Suchaktion mit größtmöglichem Einsatz weiter.
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