KulTOUR: Vermittler und Anreger
Bilderschau der Teltower Jugendkunstschule
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Kleinmachnow - „Keine einzige Stunde war langweilig", erinnert sich eine ehemalige Schülerin an den Unterricht von Hans-Jürgen Brauer. Lehrern werden solche Komplimente nicht oft zuteil, doch bei dem ehemaligen Kunsterzieher des Weinberg-Gymnasiums erscheint das fast als Understatement. Denn Brauer war und ist nicht nur ein Vermittler in Sachen Kunst, sondern vor allem ein Anreger zu eigenem Tun. Folgerichtig wurden viele seiner Schüler zu langjährigen Kursteilnehmern der Teltower Jugendkunstschule, in der Brauer seit 1992 tätig ist.
Viermal in der Woche kommen Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu Malkursen in die obere Etage des Bürgerhauses. Die jährlichen Bilderschauen zählen zu den Höhepunkten im Ausstellungskalender.
Eberhard Derlig, der seinerzeit Impulse gab, die Jugendkunstschule zu gründen, hielt am Freitag im Kleinmachnower Rathaus die Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung „Hans-Jürgen Brauer und seine Schüler“. Auch Brandenburgs ehemaliger Kulturminister Hinrich Enderlein war unter den Ausstellungsgästen und Derlig erinnerte verschmitzt daran: „Wir haben damals alle Förderanträge zur Gründung der Jugendkunstschule so geschrieben, dass Kulturminister Enderlein sie befürworten konnte.“ Nachdem sich das Land vor einigen Jahren als Mäzen zurückgezogen hat, wird die Einrichtung als freiwillige Kulturaufgabe von der Stadt Teltow finanziert. Derlig, der als Chef des Sozialausschusses stets mahnend dafür eintritt, die Jugendkunstschule nicht hintenanzustellen, nutzte nun seine Rede zu einem Seitenhieb: „Kultur ist zwar keine Pflichtaufgabe mehr, was aber nicht heißen darf, dass wir diese Aufgabe nicht ernst zu nehmen haben.“
Auch die aktuelle Bilderschau vermittelt nur eine Ahnung vom Sinn solcher Förderungen. Augenfällig ist für Besucher der Ausstellung, dass der dynamische Pinselduktus des Lehrers keine Nachahmer unter seinen Schülern findet – auch das spricht für den Lehrer. Denn Brauer lehnt das ab, was akademische Kunstanstalten gemeinhin als pädagogischen Erfolg werten: Schüler auf die Position des Lehrers zu orientieren. Ihm liegt mehr daran, Individuelles zu fördern und Handwerk zu vermitteln. Dabei bleibt er stets offen für Neues und bekennt freimütig: „Ich lerne von den Schülern und die Schüler lernen vom Lehrer.“
Die Ergebnisse solchen Miteinanders können Besucher nun auf zwei Etagen des Kleinmachnower Rathauses besichtigen. Von spontanen fröhlichen Farbflächen bis zu feinnervigen Zeichnungen reicht die Palette der Schüler. Themen sind die eigene Stadt, ein Urlaubserlebnis, Jahreszeiten und Freunde. Diese Bilder lebendiger Wirklichkeit werden in glücklichen Malstunden zur selbst erlebten Wirklichkeit. Denn alles, was das Auge sieht, bietet Formen und Strukturen. Sie für andere zu entdecken, ist der Gewinn dieser Ausstellung. KiG
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