Aus dem GERICHTSSAAL: Verschwundener BMW
Angeklagter soll Diebstahl vorgetäuscht haben
Stand:
Werder –Havel – Das mysteriöse Verschwinden eines 1-er BMW aus Werder beschäftigt derzeit das Amtsgericht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, Alexander A,* (41), der den Wagen im Mai 2005 leaste, stecke selbst hinter dem vermeintlichen Diebstahl im Juni 2008. Sie legt ihm Vortäuschen einer Straftat zur Last. Der Zimmermann ist empört über den Vorwurf. Ein Verhandlungstag – wie ursprünglich geplant – reichte nicht aus, die Ereignisse zu erhellen. Der Verteidiger möchte weitere Zeugen hören, die die Unschuld seines Mandanten untermauern sollen.
Alexander A. berichtete zum Prozessauftakt: „Am 5. Juni 2008 bin ich mit dem Wagen zu einer Techno-Party ins Strandbad Werder gefahren. Ich habe ihn in der Nähe auf einem Sandstreifen geparkt. Anschließend bin ich mit einem Kumpel noch zur Disko nach Potsdam. Den BMW habe ich in Werder stehen gelassen. Als ich ihn am 7. Juni abholen wollte, war er nicht mehr da.“ Alexander A. erstattete Anzeige bei der Polizei. Die Beamten stießen bei ihren Ermittlungen allerdings auf einige Ungereimtheiten.
„Als Alexander mal bei uns zu Besuch war, hat er gesagt, er habe sich den Wagen klauen lassen. Er würde welche kennen, die machen so etwas“ , erzählte Nadine N.* (35) im Zeugenstand. „Ursprünglich wollte er den BMW abgeben, weil er die Leasingraten nicht mehr zahlen konnte.“ Ihr Lebensgefährte – einst guter Freund und Kollege des Angeklagten – bestätigte ihre Angaben. „Er hat mir sogar geraten: Das kannst du auch machen. Es geht ganz problemlos. Du fährst einfach über das Wochenende weg. Wenn du wiederkommst, haben die das Auto abgeholt“, so der Zeuge. Weil er sauer auf seinen Ex-Kollegen war, der ihm noch Geld schuldete, aber auch, weil er „ein bisschen schlechtes Gewissen hatte, so etwas zu wissen“, sei er im Februar 2009 zur Polizei gegangen.
Auch Florian F.* (20) belastete den Angeklagten zunächst bei der Ermittlungsbehörde. Er erklärte: „Alexander hat mir erzählt, er will seinen BMW als gestohlen melden. Dann hat er mich überredet, das zu bestätigen.“ Später widerrief der junge Mann diese Aussage. Im Zeugenstand machte Florian F. keine glückliche Figur. „Ich möchte nichts Falsches sagen. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, was los war und was ich bei der Polizei gesagt habe“, beteuerte er. „Ich war damals an Leukämie erkrankt. Dazu kamen eine Kopf-Operation und mehrere Chemotherapien. Da vergisst man schon mal einiges.“ Selbst heute leide er noch an Verwirrtheitszuständen und Gedächtnislücken. Die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft beantragte, zum Fortsetzungstermin am 16. Februar neben dem Bruder des Angeklagten auch den Polizeibeamten zu laden, der das Gespräch mit dem Zeugen Florian F. protokollierte.
(*Namen geändert.) Hoga
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