Potsdam-Mittelmark: Versöhnlich eingelenkt
Für die Unbillen der Ortsumgehung bekommt Michendorf vom Land einen neuen Radweg an der L73
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Für die Unbillen der Ortsumgehung bekommt Michendorf vom Land einen neuen Radweg an der L73 Von Henry Klix Michendorf - Wahlkampfgetöse, ehrliches Engagement oder beides? Frank Szymanski (SPD) und Susanne Melior (SPD) sind beide noch kein Jahr im Amt, und so ist die Antwort nicht ganz einfach. Jedenfalls hatten der Bauminister und die Langerwischer Landtagsabgeordnete gestern in Michendorf eine gute Botschaft zu verkünden: Mit dem Ausbau der L73 zwischen Michendorf und Fresdorf wird auch ein Radweg entstehen. Mit Hinweis auf die knappe Landeskasse sollte der Gemeinde dieses lang ersehnte Erfordernis an sich verwehrt bleiben. Während die Landesstraße zwischen A10-Brücke und Fresdorf von 5,80 auf 6,50 Meter verbreitert wird, sollten die Radfahrer wieder mal das Nachsehen haben. Doch es wurde Protest unter den Bürgern laut: Wenn schon Straßenausbau, dann auch Radweg, wurde gefordert. Susanne Melior schließlich wollte den Minister dafür sensibilisieren, dass der Radweg auch zur Schulwegsicherung dringend erforderlich sei. „Für Schüler von vier Schulen ist die Strecke einzige Alternative zum Schulbus.“ Das Argument war ausschlaggebend für das Einlenken des Ministeriums, sagte der Minister. Gestern dann Lächeln und Schulterklopfen: Szymanski übergab Ortsbürgermeister Hartmut Besch (FDP/Bürgerliste) ein dickes Paket – die Namen der Grundeigner am Straßenrand, deren Flächen jetzt benötigt werden und die sich hoffentlich nicht quer stellen. Denn noch in diesem Jahr soll mit dem Radweg begonnen werden. Er soll jenseits des Straßengrabens in einer Breite von zwei Metern angelegt werden und nach zwölf Monaten Bauzeit fertig sein. Der Bauminister greift dafür in einen Topf, den er nach seinem Amtsantritt vom Straßenbaufonds abgezwackt hatte. Von den 60 Millionen Euro sind 3,5 Millionen Radwegen vorbehalten. Gesamtkosten für die 4,5 Kilometer lange Stecke: 870000 Euro. Michendorfs Ordnungsamtsleiter Peter Richter, der bei dem Vor-Ort-Termin die Verwaltung vertrat, sieht noch eine viel bessere Möglichkeit: Statt bis Fresdorf sollte der Radweg über Stücken bis Zauchwitz geführt werden, wo ein gut ausgebautes Radwegenetz beginnt. Damit würde sich auch die touristische Erschließung Michendorfs verbessern – ab Stücken entwickelt die Landschaft durch den Nuthe-Nieplitz-Naturpark märkischen Charme. „Im Frühjahr und Herbst ist in Stücken ein Radverkehr wie auf der Avus“, weiß Richter, der dort in der Dorfstraße wohnt. An dieser Stelle konnte der Minister keine Zusagen geben, aber Susanne Melior versprach, im Wirtschaftsministerium nachzufragen. Für touristische Radwege – und das wäre wohl einer – gäbe es von dort aus Drähte zu EU-Fördertöpfen. Szymanski machte zumindest Hoffnung, dass es klappen könnte: Eine Arbeitsgruppe von Agrar-, Bau- und Wirtschaftsministerium beschäftige sich zur Zeit nämlich genau mit dem Thema, wo Lücken im märkischen Radwegenetz sinnvoll zu schließen wären. Wirklich alles Wahlkampfgetöse? Auch wenn es niemand ausspricht – das Bemühen des Landes ist spürbar, die wegen der neuen Ortsumgehungsstraße gespaltene Gemeinde versöhnlich zu stimmen. Auch auf der Strecke zwischen Michendorf und Caputh wird mit Kreis- und Landesmitteln im nächsten Jahr ein Radweg gebaut (PNN berichteten). Zudem hat sich der Bauminister am 19. August zu einem weiteren Baustellen-Termin mit Gegnern und Befürwortern der Ortsumgehung sowie den örtlichen Entscheidungsträgern angekündigt. Es ist absehbar, dass dann nochmals frohe Botschaften verkündet werden – zum Lärmschutz und zum durch die neue Straße abgeschnittenen Reiterhof, wie Szymanski andeutete. Susanne Melior, die kürzlich mit einer Versöhnungsrunde gescheitert war, weil die Umgehungsstraßengegner der MiLan-Initiative nicht kamen, will vor der Landtagswahl indes keinen zweiten Versuch starten. Gute Neuigkeiten sind im Moment wohl besser als Gespräche geeignet, die Gemüter abzukühlen.
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