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Potsdam-Mittelmark: Verstärkung aus Kyoto
Heute Saisonstart im Bonsaigarten / Neuer Gartenbereich wird vorbereitet
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Schwielowsee - Eigentlich wollte Norifumi Nishioka die europäische Gartenkunst kennenlernen. Er hat sich einen zehnjährigen Studienaufenthalt vorgenommen, macht zum Start eine Meisterausbildung in Potsdam. Irgendwie ist er nun doch wieder in Japan gelandet: Seit einem Viertel Jahr hilft er einmal die Woche im Fercher Bonsaigarten aus. Es sei unglaublich, was hier geschafft wurde, sagt der 31-Jährige aus Kyoto voller Respekt: „Die Vegetationsperiode ist viel kürzer als in Japan. Zur Bonsaizucht benötigt man hier noch mehr Geduld.“
Der Japaner hat in den vergangenen Wochen mit dafür gesorgt, dass der japanische Garten und die über 100 Bonsais zum heutigen Saisonstart wieder in Hochform sind. Tilo Gragert freut sich über die Verstärkung. „Nori bringt noch mehr japanischen Geist rein.“ Die Unterstützung kann er auch aus einem anderen Grund gut brauchen: Zum Jahresbeginn wurde mit der Gestaltung eines neuen Gartenbereichs begonnen. Um 500 Quadratmeter soll der Garten wachsen, die Öffentlichkeit wird erst in zwei Jahren etwas davon haben. Bis dahin müssen sich die Besucher mit immerhin 2000 Quadratmetern begnügen.
Tilo Gragert ist froh, wie sich das Kleinod seit dem ersten Spatenstich im Jahr 1999 entwickelt hat. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Garten in so kurzer Zeit eine solche Wirkung entfaltet.“ Mit jedem Jahr würden die Bonsais erhabener aussehen, mit jedem Schnitt mehr Reife ausstrahlen. Doch auch der „Rahmen“, in dem die Miniaturen ausgestellt sind, muss stimmen: So hat Gragert zum Jahreswechsel die alten Kiefern am Gartenrand in japanischer Art geschnitten.
Im Unterschied zu anderen japanischen Gärten werde hier kontinuierlich gepflegt, sagt Gragert. „Die Besucher spüren, was dahinter steckt.“ Irgendwann werde er einen Gärtner fest einstellen müssen. Der Reifegrad der oft sehr alten japanischen Gärten lasse sich trotzdem nicht erreichen. Immerhin: Der rbb hat den Fercher Bonsaigarten gerade zu einem den schönsten Ausflugsziele von Brandenburg gekürt. 17 500 Besucher genossen voriges Jahr die besondere Atmosphäre, drehten eine Runde um die Pagode oder tranken einen Tee auf der Terrasse des Zen-Gartens.
Die Anlage am Ortseingang aus Petzower Richtung finanziert sich auch aus dem Verkauf von Bonsaipflanzen. Zum heutigen Samstag geht die Saison wieder los: Forsythien und Magnolien, Zieräpfel und Kamelien blühen, und rechtzeitig zeigen sich die ersten Kirschblüten im Garten. Die Eröffnungsgäste werden mit einem Töpfermarkt begrüßt – der natürlich japanisch geprägt sein wird. Im Saisonverlauf wird zur Kirschblütenwoche, zum Azaleen-Festival, zum Chrysanthemen- und zum Lichterfest eingeladen. Stark nachgefragt sind auch die Raku-Töpferkurse und natürlich die Bonsaiseminare. „Wir haben jetzt schon Anfragen für 2013“, so Gragert. Henry Klix
Fercher Straße 61, geöffnet bis Oktober, täglich außer montags 10 bis 18 Uhr, im Internet unter www.bonsai-haus.de
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