Potsdam-Mittelmark: „Vertrauen zurückgewinnen“
Werders Schützengilde denkt nach der Diskussion um Winnenden über freiwillige Waffenkontrollen nach
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Werder (Havel) - Der Präsident der Werderaner Schützengilde, Werner Kautschor, hat sich für freiwillige Waffenkontrollen in Schützenvereinen ausgesprochen. Werder will mit gutem Beispiel vorangehen: Bei der nächsten Vorstandssitzung seines Vereins will Kautschor einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. „Wir sind uns sicher, dass alle unsere Vereinsmitglieder ihre Waffen gesetzeskonform in verschlossenen Stahlschränken lagern“, betonte Kautschor. Dennoch sei es nach der Debatte um dem Amoklauf von Winnenden geboten, das Vertrauen der Öffentlichkeit wieder herzustellen. Der 17-jährige Tim K. hatte in Winnenden 15 Menschen mit einer Pistole seines Vaters – einem Schützenvereinsmitglied – erschossen, die dieser unverschlossen in der Wohnung verwahrte. Wenngleich auf Bundesebene jetzt über schärfere Waffenkontrollen nachgedacht werde, könnten auch die Schützenvereine selbst aktiv werden, sagte Kautschor.
Werders Schützenverein ist mit 115 Mitgliedern der größte im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Kautschor will den Vorschlag auch in die Kreisschützenversammlung tragen, die am 24. April tagen wird. „Jeder Schützenverein sollte nach Winnenden seine Mitglieder nochmals über die sachgemäße Lagerung von Waffen unterrichten“, sagte Kautschor. Außerdem sollte überlegt werden, wie stichprobenartige Kontrollen in den Schützenvereinen organisiert werden könnten. „Es kann nicht verkehrt sein, sich hier und da anzumelden und nachzuschauen“, so Kautschor.
Eine zentrale Lagerung von Groß- und Kleinkaliber-Waffen bei den Vereinen, wie sie im politischen Raum diskutiert wird, hält der Vereinschef für wenig sinnvoll. „Wenn dann in die Waffenkammer eingebrochen wird, ist der Schaden ungleich größer als bei einer sachgemäßen privaten Lagerung.“ Kautschors Vorschlag war eine Kontroverse unter Werders Stadtverordneten vorangegangen.
Die Erweiterung der Luftgewehrschießhalle seines Vereins soll mit 50 000 Euro aus Werders Konjunkturmitteln bezuschusst werden, um den Jugendsport zu fördern. Laut Kautschor schießt ein Großteil der aktiven Vereinsmitglieder nur mit Luftdruckwaffen. Vor allem Fraktionsmitglieder der SPD/Grünen und der Linken hatten sich gegen eine Förderung ausgesprochen, dennoch gab es – auch mit Blick auf den sportlichen Charakter des Luftgewehrschießens – eine Mehrheit für den Zuschuss (PNN berichteten).
SPD/Grünen-Fraktionschefin Jutta Bours-Wein hatte am Donnerstagabend im Stadtparlament gefragt, welche Sicherheitsvorkehrungen die Schützengilde trifft, um Waffenmissbrauch vorzubeugen? Jugendarbeit in diesem Bereich sei nicht wünschenswert. Währenddessen erklärte Bürgermeister Werner Große (CDU), dass der Deutsche Schützenbund sogar vom Bundesfamilienministerium gefördert werde, 320 000 der über vier Millionen Schützenvereinsmitglieder in Deutschland seien Jugendliche.
Klaus Behrendt (CDU) befand, dass Jugendliche, die in geordneten Organisationen trainieren, sich nicht zu Taten wie in Winnenden hinreißen lassen würden. „Wenn wir Jugendliche ins Vereinsleben einbinden können, werden sie nicht zu Amokläufern.“ Baldur Martin (AFB) stellte fest, dass man auf jedem Rummel mit Luftgewehren schießen könne. „Wenn wir diskutieren wie Frau Bours-Wein, müssten wir auch Kampfsportarten verbieten.“Henry Klix
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