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Potsdam-Mittelmark: Verzicht auf Mauerkrone

Teltower Stadtwappen soll gestutzt werden. Es habe keine historische Berechtigung

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Teltower Stadtwappen soll gestutzt werden. Es habe keine historische Berechtigung Teltow. Das Teltower Stadtwappen soll gestutzt werden, die dreitürmige Mauerkrone künftig nicht mehr das städtische Hoheitszeichen zieren. Kommen die Stadtväter dieser Anordnung des Innenministeriums nicht nach, muss die Stadt sich auf entsprechende Rechtsfolgen einstellen, erläuterte der Erste Beigeordnete Thomas Koriath in der Sitzung des Kulturausschusses am Montag. Da das zuständige Landeshauptarchiv nur ein Wappen ohne Mauerkrone als genehmigungsfähig ansieht, „könnten im Ernstfall Dokumente für ungültig erklärt werden", so Koriath. Mehrheitlich empfahl deshalb der Ausschuss, das geänderte Stadtwappen nur im hoheitlichen Gebrauch für Amtssiegel und für Briefköpfe der Verwaltung zu nutzen. Diesem Kompromiss war eine hitzige Debatte im Ausschuss voran gegangen, die deutlich zeigte, dass die Teltower den Verlust der Mauerkrone nicht so einfach hinnehmen wollen. Die strittige Mauerkrone, die der Stadt einst als Rangkrone verordnet wurde, wertete Werner Heegewald vom Landeshauptarchiv in der Sitzung als „schablonenhaft, ohne individuelle Aussage über die Stadt". Der Heraldiker berief sich dabei auf ähnliche Beispiele, bei denen Kaiser Wilhelm II. die preußische Heraldik beeinflusste und sämtlichen Städten Mauerkronen verordnete. Mit dem kaiserlichen Gnadenakt erhielten die Städte je nach Größe drei oder fünf Türme als Oberwappen. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts sind Mauerkronen in Siegeln von Reichsstädten nachweisbar. Das Teltower Wappen mit Dreiecksschild, Adler, Eichenzweigen, Stern und Mauerkrone stammt von 1912. Heegewald wies darauf hin, dass damals bereits ein Zeitgenosse diese Kreation als „übereifrige Auffassung" kritisiert habe, da die künstliche Mauerkrone historisch nicht berechtigt sei. Wesentlich wichtiger sei der Wappenteil mit Schild. Anhand von fünf Teltower Wappen erläuterte der Heraldiker dessen Geschichte und stellte klar: „Wappen sind nichts für ewige Zeiten Gleichbleibendes, sondern werden in Entwicklungen einbezogen". Dass diese Entwicklung nun abermals von oben vorgeschrieben wird, stieß im Ausschuss auf wenig Verständnis. Der Vorsitzende des Heimatvereines Peter Jaeckel erklärte, man wolle zwar nicht kaisertreu erscheinen, aber die Mauerkrone sei für Teltow schon eine Würdigung. Auch Günter Duwe vom Heimatverein bedauerte, dass nun aus „formal heraldischen Gründen“ die Mauerkrone wegfallen soll. „Die Teltower identifizieren sich mit ihren Wappen." Duwe plädierte schließlich für einen Kompromiss, bei dem ähnlich wie in Werder, das amtliche Siegel den neuen Anforderungen entsprechen soll. Diese Neuerung jedoch außerhalb des hoheitlichen Gebrauchs nichts verändere und so das Wappen am Eingang zur Stadt stehen bleiben könne. „Wir müssen zu einer Lösung kommen", lag auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) viel daran, das Innenverhältnis zu befriedigen. „Ich halte es für legitim, wenn außerhalb der Stadtverwaltung das alte Wappen weiter genutzt wird." Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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