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Potsdam-Mittelmark: Videoschalte zur Hausapotheke

Saarmunder Unternehmen bewirbt sich mit Videoapotheke um Unternehmerpreis der IHK

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Nuthetal – Rezeptbriefkasten oder Videoapotheke? Die Meinungen, wie die ländliche Bevölkerung alternativ am besten mit Arzneimitteln versorgt werden kann, gehen weit auseinander. Während Apothekerin Claudia Schiller aus Rehbrücke gerade in Saarmunds Rewe-Nahkauf-Markt einen Briefkasten zum Sammeln von Bestellungen installiert hat, setzt das Saarmunder Unternehmen Apoforma auf die Videoapotheke. Damit bewirbt sich die Firma jetzt um den CAI-Unternehmenspreis der IHK 2011. CAI steht für „creativ, aktiv, innovativ“.

„Ein Briefkasten vermittelt keine Kompetenz“, erklärt Apoforma-Geschäftsführerin Birgit Derwanz-Dahlmann. Sie ist dagegen, dass sich die Apothekerschaft mit solchen Maßnahmen auf die alternde Bevölkerung im ländlichen Raum einstellt. „Da könnte man gleich flächendeckend den Internethandel anbieten.“ Die Apotheker sollten sich ihrer Rolle als Gesundheitsberater bewusst werden. Weder der Medikamentenbote an der Haustür noch ein Telefonat könnten das Beratungsgespräch ersetzen.

„PharmaPoint“ ist der Arbeitstitel für die von Apoforma gemeinsam mit einem Praxis- und einem Wissenschaftspartner in Brandenburg entwickelten technischen Komponenten, die Videokonferenzen zwischen Patient und Apotheker im ländlichen Raum möglich machen sollen: Per Knopfdruck wird die Partnerapotheke vom heimischen Computer gerufen. Dann sind die Gesprächspartner auf einem Bildschirm zu sehen, das Gespräch kann stattfinden. „An erster Stelle steht die Beratung, die wollen die Menschen direkt haben. Der Arzt hat oftmals keine Zeit“, betont Derwanz-Dahlmann. Es gehe um Versorgungs- und Patientensicherheit. Das Rezept übrigens wird gescannt und zum Apotheker gesendet. Es kann bargeldlos bezahlt werden. Der Prototyp der Software sei beim Funktionstest für sehr gut befunden worden, so Derwanz-Dahlmann. Die Investitionen für den Apotheker würden „unter 60 000 Euro liegen“. Apoforma hatte schon einmal einen Anlauf in Sachen Videoapotheke unternommen. Im April 2011 hatte man sich jedoch vom Hersteller CoBox „wegen dessen Geschäftsgebaren“ distanziert. Im Juli 2011 wurde die Insolvenz des Herstellers bekannt.

Derwanz-Dahlmann ist davon überzeugt, dass Videoapotheken die Lebenssituation von Menschen auf dem Land verbessern können. „Die Technik wird sehr einfach zu bedienen sein“, versichert die Apoforma-Geschäftsführerin. „Wir verfolgen weiter das Ziel, in Saarmund das Modellprojekt einer Videoapotheke einzurichten. Es werden sich danach garantiert innovative Apotheker finden, die das System anwenden wollen“, glaubt sie.

Die Apothekerin Claudia Schiller wird wohl nicht dazugehören: Sie setzt seit einem Jahr auf ein Briefkastensystem mit anschließender Lieferung. Wegen der gewachsenen Nachfrage werde nun täglich über die Klee-Apotheke in Michendorf, deren Inhaberin sie ebenfalls ist, geliefert. Vier Fahrer sind für beide Apotheken unterwegs. Den Lieferradius habe sie wirtschaftlich begrenzt. Neben Saarmund werden Nuthetal, Seddiner See, Wilhelmshorst und Michendorf aus beiden Häusern abgedeckt. Darüber hinaus wird der Versand per Post erledigt. Wer selbst die Apotheke aufsucht, soll mit Bonuspunkten belohnt werden. Die Rehbrücker Sonnen-Apotheke ist gerade vom TÜV Rheinland zertifiziert worden, damit erfülle die Apotheke europäische Standards.

Ute Kaupke

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