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Völlig marode. Die Brauchwasserversorgung der Werderaner Obstplantagen besteht seit den 1930er Jahren und wurde zu DDR-Zeiten noch erweitert. Ein Gutachten bestätigt: Auch wenn die Sanierung teuer ist, gibt es für die Bewässerung der Plantagen keine Alternative.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Viel Geld für den Obstbau

Der Erhalt der maroden Plantagenbewässerung wird Werder mit 1,7 Millionen Euro teuer zu stehen kommen / Ein Gutachten gibt Hoffnung, dass sich die hohen Investitionen lohnen

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Werder (Havel) - Der Erhalt der Werderschen Obstanbauregion könnte teuer werden: Die Sanierung der maroden Plantagen- und Gartenbewässerung würde fast 1,7 Millionen Euro kosten. Trotzdem ist sie, wie jetzt in einem Gutachten bestätigt wird, die einzige Alternative für den traditionsreichen Wirtschaftszweig. Die Obstbauern warnen seit Jahren: Bricht die Wasserversorgung zusammen oder wird zu teuer, ist es mit der blühenden Obstflur vorbei.

Wie es mit der Plantagenbewässerung weitergehen soll, welche Varianten es dafür gibt und welche sinnvoll sind, hat die Stadt deshalb in einer den PNN vorliegenden Expertise vom Ingenieurbüro BEV in Königs Wusterhausen ermitteln lassen. Ausgangslage: Seit 1936 werden die Obstbauern und eine Reihe von Privatgärtnern durch ein spezielles Leitungsnetz und Pumpwerke mit Havelwasser versorgt. Die Anlagen sind völlig marode, der Reparaturaufwand geht jedes Jahr in die Zehntausende. Zugleich gingen die Obstanbauflächen in den vergangenen Jahren zurück. Lohnen sich da noch öffentliche Investitionen?

Vom Werderschen Obstbauverein gibt es inzwischen hoffnungsvolle Aussagen zur Flächenentwicklung. Auch das Ingenieurbüro BEV hat Rückmeldungen von Obstbaubetrieben bekommen, die sich in den kommenden Jahren vergrößern wollen. Besonders die Flächen in guten Obstlagen, der Glindower Platte oder dem Kammeroder Obstplan, könnten demnach durch größere Betriebe wie die Havelfrucht wieder um 45 Prozent wachsen. „Eine Ansiedlung weiterer Betriebe sollte offensiv betrieben werden“, empfehlen die Experten. Auch der in Petzow geplante Golfplatz käme als künftiger Großabnehmer infrage. Erfahrungen in Kemnitz zeigten: Dem Rasen schmeckt Havelwasser besser als Trinkwasser.

Je mehr Verbraucher am Netz sind, je mehr Wasser sie verbrauchen, desto günstiger lässt sich das Brauchwassernetz betreiben. Deshalb, so heißt es in dem Gutachten, würde es auch keinen Sinn machen, es zu verkleinern und die Hälfte der Leitungen stillzulegen. Es ist eine der Varianten, die untersucht wurden. Die Ausgangskosten würden zwar nur noch 1,1 Millionen Euro betragen. Obstbauern müssten aber schlimmstenfalls mit einer Verdreifachung der Gebühren rechnen, Privatkunden wären abgekoppelt.

Eine Variante, die ebenfalls ausfällt: das Brauchwassernetz durch 29 Brunnen zu ersetzen. Die Erstinvestitionen würden gut 1,7 Millionen Euro betragen. Die hydrologischen Bedingungen sind ungünstig, das macht Brunnen und ihren Erhalt so teuer. Außerdem ist der Wasserhaushalt in dem Gebiet durch das Werderaner Wasserwerk fast ausbilanziert, wie es in dem Gutachten weiter heißt. Besonders deshalb werden Brunnen verworfen.

Bleibt der Erhalt des jetzigen Netzes: Die Obstbauern müssen dafür Zugeständnisse machen, wie aus dem 30-seitigen Papier hervorgeht. Das Ziel lautet, dass die von der Stadt betriebene Brauchwasserversorgung künftig ohne Zuschüsse auskommt. Die jährlichen Kosten von rund 320 000 Euro wären also durch Einnahmen abzudecken. Derzeit gibt es verschiedene Gebührenmodelle: Die einen haben keine Zähler und zahlen eine Gebühr „pro Quadratmeter“, die anderen, meist kleineren Verbraucher pro Kubikmeter Wasser. Dass die Flächenkunden 90 Prozent des Wassers verbrauchen und nur zu 60 Prozent der Erlöse beitragen, muss sich ändern, meinen die Gutachter. Die Obstbauern würden mehr Flächen bewässern, als sie angeben – mindestens hier müsse es Korrekturen geben.

Besser noch fänden die Gutachter eine Mengengebühr für alle. Selbst wenn sie von derzeit 1,13 auf im Schnitt 48 Cent sinkt, wären damit dann alle Kosten gedeckt.

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