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Rauscht bald öfter durch Teltow: S 25 im Zehn-Minuten–Takt.

© Tobias Reichelt.

Potsdam-Mittelmark: Viel Lärm um Zehn-Minuten-Takt

Teltower Bürgerinitiative fordert besseren Lärmschutz / Bahn will Messungen vermeiden

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Teltow - Ab Montag fährt die S 25 alle zehn Minuten von Teltow nach Berlin. Während man im Teltower Rathaus froh über die erste Verbesserung des Angebots seit langem ist, sehen manche Anwohner der Neuerung mit gemischten Gefühlen entgegen. In Seehof, Siegridshorst und der Lessingstraße wird es wohl lauter werden. Ein Bewohner der Lessingstraße hat gegen den Zehn-Minutentakt geklagt, die Verhandlung beginnt im Herbst.

„In meiner Brust schlagen zwei Herzen“, sagt der Teltower Verkehrsexperte Detlef Fanter. Einerseits begrüße er natürlich die bessere Anbindung nach Berlin. Fanter war Mitinitiator des neuen TKS–Busfahrplans, der bereits im vergangenen Dezember auf den Zehn-Minuten-Takt der S-Bahn abgestimmt worden war. Andererseits hatte Fanter 2009 gemeinsam mit der „Interessensgemeinschaft Lärmschutz“ gegen den Zehn-Minuten-Takt protestiert. Ihr Argument: Dem Lärmschutzgutachten für den Teltower S-Bahn-Anschluss wurde der 20-Minuten-Takt zugrunde gelegt. Schon für diese Zugfrequenz würden die Lärmwerte des Bundesimmissionsschutzgesetzes nur gerade so eingehalten. „Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Zehn-Minuten-Takt, sehe aber noch deutlichen Nachbesserungsbedarf“, so Fanter. Bislang beschränkt die Bahn die Lärmschutzmaßnahmen darauf, die Gleise etwa alle zwei Jahre zu schleifen, zudem dürfen die Züge nur langsam in den Bahnhof einfahren. Sobald sich der Takt verdichtet, werde eine neue Betrachtung notwendig, meint auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Dafür aber sei die Bahn verantwortlich. „Uns liegt vor allem am Herzen, mit der verkürzten Taktzeit weiterzufahren, sie ist ein Gewinn für die Stadt“, so Schmidt.

Bahnsprecher Gisbert Gahler zweifelte gestern gegenüber den PNN derweil an, dass der Planfeststellungsbeschluss tatsächlich von einem 20-Minuten-Takt ausgegangen ist: „Dass man sich damals darauf festgelegt hat, wäre absolut unüblich. Ab dieser Frequenz fängt normaler S-Bahn-Betrieb ja eigentlich erst an und kann bis zum 2-Minuten-Takt gehen.“ Sollte es jetzt aus Teltow verstärkte Proteste von Bürgern geben, müsse der Planfeststellungsbeschluss noch einmal geprüft und die Lärmimmission neu berechnet werden, so Gahler. Erpicht sei man bei der Bahn nicht darauf: Im „ungünstigsten Fall“ kämen Kosten in Millionenhöhe auf sie zu. Dann nämlich müsste man die Strecke in Siedlungsbereichen mit Schallschutzfenstern- oder Wänden nachrüsten. „Ich gehe davon aus, dass unsere Berechnungen richtig waren, das Lärmempfinden ist aber natürlich sehr subjektiv“, so Gahler. Peter Abt von der „Interessensgemeinschaft Lärmschutz“, ärgert sich über solche Aussagen.

Er will, dass die Bahn Messungen vor Ort vornimmt. „Es ist ärgerlich, dass die Beweislast immer beim Bürger liegt.“ Neben der Lärm-Debatte sieht Abt noch ein anders Problem: Die S 25 sei schlecht ausgelastet. „Die Bahn sollte sich fragen, ob sich die Leistung für sie rechnet.“ Täglich steigen nur 3 200 Menschen in Teltow ein und aus, die Fahrgastzahlen bleiben damit hinter den von der Bahn anvisierten 10 000 weit zurück. Ariane Lemme

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