zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Viel Regen, viel Dreck

Der Schmutzeintrag in den Seddiner See ist in diesem Jahr besonders groß

Stand:

Seddiner See - Es regnete ausdauernd zum ersten Herbstfest am Samstag im „Schilfhof Seddiner See“ – ein gutes Omen angesichts der Tendenz von sinkenden Wasserspiegeln der umliegenden Seenkette? Nein, denn nach neueren Erkenntnissen bringt der Regen auch Probleme für die Seddiner Seenkette mit sich, vor allem die Einleitungen von der Bundesstraße 2 sorgen für eine erhöhte Nährstoffkonzentration im Großen Seddiner See. Das erfuhren Besucher am Samstag im nahe gelegenen Institut für angewandte Gewässerökologie, das anläßlich des Herbstfestes zum Tag der offenen Tür eingeladen hatte.

Das Institut arbeitet seit längerem an der Sanierung der Seen – und das mit großem Erfolg, wie das Beispiel des Kähnsdorfer Sees zeigt, dessen Sichttiefe seit dem Frühjahr 2006 von 20 Zentimeter auf zwei Meter verbessert werden konnte, nachdem Anlagen zur Phosphorentfernung eingebaut und der Fischbesatz verändert wurden. Auch die Wasserqualität des Großen Seddiner Sees hat sich unter Federführung des Institutes verbessert. Doch in diesem Jahr musste das Institut die Alarmglocken läuten, denn die Proben, die seit Anfang des Jahres regelmäßig vor einem Einleitrohr zum Großen Seddiner See, nahe der B 2, entnommen wurden, weisen eine erhebliche höhere Nährstoffkonzentration auf als bisher vermutet wurde.

Die vielbefahrene Straße und der damit verbundene Abrieb von Reifen ist nur einer von vielen Aspekten, die in Betracht gezogen werden. Ursprünglich ging es darum festzustellen, wie sich das Sprühen von Laugenmitteln während der Frostperiode auf die Qualität des abfließenden Niederschlagswasser auswirkt. Statt der durchschnittlichen Größe von 20 Milligramm pro Tag waren es dann aber 50 Milligramm an Nährstoffkonzentrat in der Probe, die am 20. Januar 2007 entnommen wurden. Das ganze Jahr durch wurde weiter gemessen, der Nährstoffeintrag war durchweg weit höher als erwartet.

Instituts-Geschäftsführer Olaf Mietz erklärte, dass sich die Effekte einer Peliconanlage zur Nährstofffällung im kleinen Seddiner See damit egalisieren würden. Das Problem sei deshalb mit der unteren Wasserbehörde in Belzig besprochen worden. Und dass nicht nur, weil für das Sanierungsprojekt eine Menge Gelder aus öffentlichen Kassen fließen, sondern auch weil man die Behörden für das Problem sensibilisieren wolle, wie Mietz erklärte. „Denn das ist ein ernsthaftes Problem aller Gemeinden, aus deren Straßenraum Regenwasser in Seen und Fließgewässer abgeleitet wird“, verwies er auf etwa 100 Einleitungsstellen im gesamten Landkreis Potsdam-Mittelmark.

Zu Abspülungen war es in diesem Jahr auch in den Zulaufgräben der Seddiner Seen gekommen, da der Starkregen die Fließgeschwindigkeit derart erhöhte, dass das Wasser geradezu in die Seen schoss. Auch dabei kamen Nährstoffe in die Badegewässer. Zwar geht Olaf Mietz davon aus, dass die diesjährigen Niederschlagsmengen eher ein einmaliges Ereignis bleiben werden, aber auch er glaubt, dass Extremereignisse in den nächsten Jahren zunehmen. Um die Belastungen für den Großen Seddiner See zu reduzieren, will das Institut den Einlauf an der B 2 umbauen. So soll ein bepflanztes Absetzbecken verhindern, das Schwebestoffe in das Gewässer gelangen.

Ein weiteres Problem ist der seit Jahren sinkende Wasserspiegel der Seen. Ursachen für den Rückgang sind neben dem Klimawandel besonders die Grundwasserentnahmen. Denn der See werde fast ausschließlich vom Grundwasser gespeist, das langsam in den See fließe. Würde aber mehr Wasser aus den umliegenden Brunnen entnommen als Niederschläge fallen, sinke der Grundwasserspiegel unter das Niveau des Seespiegels ab. Das habe zur Folge, dass das Wasser in umgekehrter Richtung fließen würde – aus dem See zurück ins Grundwasser. In unmittelbarer Nachbarschaft des Seddiner Sees befindet sich ein Golfplatz. Auch die Eigner von Hausbrunnen und die Spargelbauern sollen einen Anteil an der Entwicklung haben.Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })