Potsdam-Mittelmark: Viele Ampeln auf Grün
Über 720 Hinweise in zwei Jahren: Beschwerdeportal „Maerker“ wird in Werder gut angenommen
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Werder (Havel) - Die Werderaner denken selbst zu den Feiertagen darüber nach, was man in der Stadt verbessern kann. Eintragung im Beschwerdeportal „Maerker“ am Heiligabend: Ein Bürger hat von den Plänen für eine neue Kita in den Havelauen erfahren. „Dieses Vorhaben kann ich nur begrüßen. Jedoch bitte ich Sie, bei der Planung gleich an ein durchdachtes Parkkonzept zu denken.“
Seit zwei Jahren beteiligt sich die Stadt an dem Internet-Beschwerdesystem des brandenburgischen Innenministeriums. Jederzeit können dort Hinweise ans Rathaus gegeben werden. Versprechen der Verwaltung: Auf jeden Eintrag gibt es nach drei Werktagen eine Reaktion. Die zur Kita steht noch aus, eine rote Ampel zeigt den aktuellen Bearbeitungsstand an.
Seit November 2009 haben 723 Bürger den Internet-Service genutzt, viele Ampeln stehen auf Grün. Nach anfänglichen Problemen habe man sich im Rathaus auf „Maerker“ eingestellt, sagt Fachbereichsleiterin Annette Große. „Es gibt einen Redakteur, der sich morgens die neu eingegangenen Hinweise anschaut und an den zuständigen Rathausbereich weitergibt.“ Um das schmale Zeitfenster einzuhalten, musste anfangs oft gemahnt werden, inzwischen sei das kaum noch nötig. Die Antwort des Kollegen werde dann ausformuliert und ins Netz gestellt. „Für den Bürger ist der Vorteil, dass er den Bearbeitungsstand an der Ampel ablesen kann“, so Große. Der Verwaltungsaufwand habe sich durch Maerker aber kaum verändert. „Früher sind mehr Anfragen telefonisch oder in der Sprechstunde gekommen.“ Allerdings sei der Umgang mit Hinweisen jetzt besser organisiert.
Manche wären ohne die leicht handhabbare Plattform vielleicht ja auch ausgeblieben: Ein Werderaner versuchte im Oktober zum Beispiel, seine elf Meter hohe Blautanne im Vorgarten als Weihnachtsbaum loszuwerden: Er deklarierte sie als Schenkung ans Rathaus – die leider nicht angenommen wurde. Der Bürger bekam immerhin die Begründung: Kosten für Fällung und Transport seien höher als wenn die Stadt beim Händler bestellt.
Für manche Hinweise sei das Rathaus aber richtig dankbar, sagt Annette Große: Der Außendienst erwische bei den Rundgängen nicht jede Nebenstraße, in der es zum Beispiel ein Schlagloch gibt. Mancherorts gehe eine Laterne auch vor dem turnusmäßigen Lampentausch kaputt. Es ist ein bisschen heller geworden in der Blütenstadt: Die 138 erledigten Hinweise zur Straßenbeleuchtung sind in der Maerker-Statistik ein Rekord.
Probleme mit illegalem Müll, Ungeziefer oder Vandalismus wurden außerdem angezeigt, auch zu Verkehrsgefährdungen, zu denen ärgerliche Parkregelungen oder Verkehrszeichen zählen. Manches kann schnell erledigt werden, wie die Ölspur auf dem Radweg zwischen Ferch und Petzow, die gleich beseitigt wurde. Anderes muss warten: So gibt es immer wieder Beschwerden, dass das kostenlose Parkhaus am Bahnhof – einst für Pendler gebaut – als „private Garage“ missbraucht werde. Bisherige Lösungsversuche seien erfolglos geblieben, heißt es in der Antwort. „Weitere Maßnahmen“ seien in Arbeit, bis dahin bleibt die Ampel auf Gelb.
Der Ton der Anfragen sei nicht immer angemessen, findet Annette Große. Als sich eine Bürgerin zum zweijährigen Jubiläum der „Comédie Soleil“ zum Beispiel bitter beschwerte, dass kein Rathausvertreter erschienen war und die Stadt das Theater nicht unterstütze, antwortete Bürgermeister Werner Große persönlich: „Auch als Bürger hat man eine kleine Verpflichtung, sich sachkundig zu machen, bevor man Behauptungen aufstellt und verbreitet.“ Das Theater habe einen Investitionszuschuss von 50 000 Euro bekommen und werde auch anders unterstützt. Und die Einladung zum Jubiläum sei erst eine Woche vorher eingetroffen. Es könne auch nicht jeder Vereins- und Firmengeburtstag besucht werden: „Es sei denn, es ist ein runder.“
Maerker im Internet unter:
www.werder-havel.de
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